René Obermann geht in die Offensive

Chef der Bonner Telekom will eigenes Vorstandsressort für Datensicherheit einrichten

René Obermann geht in die Offensive
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Bonn. Die Deutsche Telekom geht beim Datenschutz in die Offensive. Am Freitag kündigte Vorstandschef René Obermann dazu ein Maßnahmenpaket an, mit dem das Unternehmen die Konsequenzen aus dem Diebstahl von rund 18 Millionen Kundendaten zieht.

Telekom-Vorstandsmitglied Timotheus Höttges gab bekannt, dass bundesweit sieben Ermittlungsverfahren wegen Datenklaus bei der Telekom laufen. "Es darf bei der Datensicherheit keine Unsicherheit und Schlamperei geben", sagte Obermann.

Um die Daten der Kunden "so sicher wie möglich" zu machen, will Obermann dem Telekom-Aufsichtsrat vorschlagen, für die Bereiche Datenschutz, Recht und Überwachung ein neues siebtes Vorstandsressort zu schaffen.

Wer dieses Ressort dann führen soll, blieb am Freitag offen. Zusätzlich kündigte Obermann mehrere Sofortmaßnahmen an: Im Internet will die Telekom ab kommender Woche eine Seite einrichten, auf der über alle Ermittlungsverfahren zum Datenschutz informiert wird.

Außerdem will der Konzern in halbjährlichen Abständen Datenschutzberichte vorlegen. Externe Experten wie zum Beispiel der TÜV sollen die Telekom-Datenbanken auf Sicherheit testen und zertifizieren. Für die Telekom-Mitarbeiter soll der Zugang zu Kundendaten so weit wie möglich eingeschränkt werden.

Allerdings erinnerte Obermann daran, dass jeden Monat Millionen Kunden in die T-Punkte kommen oder in den Callcentern anrufen, um Verträge abzuschließen, Tarife, Adressen oder Kontoverbindungen zu ändern. "Dabei müssen unsere Mitarbeiter naturgemäß viele Daten verarbeiten, um guten Service zu leisten."

Die Einführung beispielsweise von Passwörtern oder TAN-Nummern werde beim Service zu Verzögerungen führen. Das Bekanntwerden des großen Datenklaus bei der Mobilfunktochter T-Mobile hat laut Obermann bisher keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Nur rund 100 Handyverträge seien gekündigt worden, etwa 750 Kunden hätten bei der Hotline ihre Handynummer ändern lassen.

Das Geschäft laufe insgesamt derzeit gut. "Auch die Finanzkrise gibt uns bis jetzt keinen Grund, die für dieses Jahr geplanten betriebswirtschaftlichen Ziele zu korrigieren", sagte Obermann. Die Telekom will in diesem Jahr einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen in etwa auf Vorjahreshöhe (19,3 Mrd. Euro) erwirtschaften.

Wegen Datenklaus bei der Telekom gibt es mehr Verfahren als bisher bekannt. Telekom-Vorstandsmitglied Timotheus Höttges berichtete am Freitag von insgesamt sieben Fällen, die bei Staatsanwaltschaften in Bremen, Berlin, München, Köln und Bonn anhängig seien.

Im jüngsten Fall seien erst im August einem Unternehmer fünf Millionen T-Mobile-Kundendaten angeboten worden. Nach Anzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft wurde bei einem fingierten Testkauf Beweismaterial sichergestellt.

"In keinem Fall wurden aber Kontodaten gestohlen, und die Daten wurden unseres Wissens nach auch nicht verwendet", betonte Höttges. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat unterdessen nach eigenen Angaben die Ermittlungen im Fall der 18 Millionen Daten von Köln übernommen. Nach GA-Informationen besteht nach wie vor Tatverdacht gegen frühere Telekom-Mitarbeiter.

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