Verdi demonstriert in Bonn Proteste verzögern Paket-Auslieferung

BONN/BERLIN · Am Nikolaustag könnten zahlreiche Pakete der Deutschen Post gar nicht oder erst verzögert ausgeliefert werden. Grund dafür ist ein Aufruf der Gewerkschaft Verdi, die am Freitag zwischen 18 und 21 Uhr Betriebsversammlungen in 31 von 33 Paketzentren des Konzerns abgehalten hat.

 Rot statt gelb für Postmitarbeiter: In Nikolaus-Kostümen protestierten Verdi-Gewerkschafter gestern in Bonn gegen befristete Arbeitsverträge.

Rot statt gelb für Postmitarbeiter: In Nikolaus-Kostümen protestierten Verdi-Gewerkschafter gestern in Bonn gegen befristete Arbeitsverträge.

Foto: Barbara Frommann

Verdi beklagt die Zunahme befristeter Beschäftigungsverhältnisse in den Paketzentren der Post. Neueinstellungen erfolgten dort "praktisch ausschließlich über befristete und damit prekäre Arbeitsverhältnisse", erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Rund 24 000 von 131 000 Post-Mitarbeitern hätten mittlerweile einen befristeten Arbeitsvertrag. Es gebe keinen Grund, den Beschäftigten einen unbefristeten Vertrag vorzuenthalten, erklärte Kocsis.

Auch in Bonn beschäftigt die Post nach Verdi-Angaben zahlreiche Mitarbeiter nur befristet. In der mechanisierten Zustellbasis der Niederlassung Brief Bonn seien von 136 Arbeitnehmern 59 befristet eingesetzt, so die Gewerkschaft. Das entspreche einer Quote von 44 Prozent. In Nikolaus-Kostümen protestierten gestern in der Bonner Heinrich-Brüning-Straße Verdi-Gewerkschafter gegen die Befristungen.

Die Vertragslaufzeit liege in der Regel bei drei bis sechs Monaten, sagte Gewerkschaftssekretär Jan Freyaldenhoven. Er wies die Argumentation der Post zurück, bei den Befristungen handele es sich vor allem um Aushilfen für das Weihnachtsgeschäft. "Viele Post-Mitarbeiter sind bis zu zwei Jahre am Stück mit immer wieder verlängerten Befristungen beschäftigt", sagte er.

Der Konzern stellt allerdings eine andere Rechnung auf als die Gewerkschaft. Ohne Weihnachts-Aushilfen seien bundesweit nur rund 14 700 Mitarbeiter befristet angestellt und damit weniger als zehn Prozent der Gesamtbelegschaft, sagte ein Sprecher gestern. Sie würden zudem den gleichen Lohn erhalten wie ihre unbefristet angestellten Kollegen. Die Forderung Verdis, befristete Arbeitsplätze zu reduzieren, gehe an der Realität vorbei, heißt es in einer Stellungnahme der Post. "Viele Aushilfen in der Weihnachtszeit arbeiten freiwillig und bewusst für einen befristeten Zeitraum", sagte der Sprecher weiter. Die Protestaktion sei "völlig überzogen".

Der Konzern werde "alles daran setzen", die Auswirkungen der Betriebsversammlungen auf die Kunden möglichst gering zu halten. Für die Zustellung in der Region zeigte sich die Post optimistisch. Die in Neuwied sortierten Pakete sollten höchstens mit einem Werktag Verspätung bei ihren Empfängern in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis eintreffen, hieß es gestern. sd/dpa

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