Postbank trennt sich überraschend von Vorstandschef Wolfgang Klein

Stefan Jütte wird Nachfolger - Die wahren Gründe für den personellen Wechsel bleiben unklar

Postbank trennt sich überraschend von Vorstandschef Wolfgang Klein
Foto: dpa

Bonn/Frankfurt. Das mit dem Fotografieren war seine Sache nicht. Den Blick zum Boden oder in die Luft, nur nicht in die Kamera - ein sichtlich angespanntes Lächeln: Wolfgang Klein ist kein Mann fürs Rampenlicht. Der zurückhaltende Manager nahm es dennoch in Kauf, zukünftig in der Öffentlichkeit zu stehen, als er vor zwei Jahren die Nachfolge seines Ziehvaters Wulf von Schimmelmann an der Spitze der Bonner Postbank antrat.

Dass er Ende Juni, in vier Wochen, die Postbank wieder verlassen wird, war da freilich nicht abzusehen. Im Gegenteil. Klein galt als Talent. Als einer, der die erfolgreiche Arbeit von Schimmelmanns ebenso erfolgreich fortsetzen würde.

Die Nachricht am Freitag kam deshalb für Beobachter völlig überraschend. Klein tritt ab, wegen "unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Geschäftspolitik". Diese vergleichsweise deutliche Formulierung von Klein und Postbank-Aufsichtratschef Frank Appel macht deutlich, Klein geht im Streit. Warum der 45-Jährige aber wirklich seinen Schreibtisch an der Friedrich-Ebert-Allee räumt, darüber kann nur spekuliert werden.

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Anspruch und Wirklichkeit"Klein war ein überzeugter Postbanker. Doch statt eines Durchstarts erwartete den ehemaligen McKinsey-Berater gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine Vollbremsung. Die Post entschied sich für den Verkauf ihres Tochterunternehmens und verursachte damit langwierige und lähmende Spekulationen und Verhandlungen.

Klein dagegen ließ mehr als einmal durchblicken, die Postbank sei stark genug, um allein weiterzumachen. Die Post verkaufte dennoch - an die Deutsche Bank. Und Klein schien zunächst gute Miene zu machen zum Milliarden-Deal, den er zusammen mit Post-Chef Appel und Josef Ackermann in Bonn verkündete.

Bonner Insider glauben nun, Klein könnte darüber unzufrieden gewesen sein. Auch deshalb, weil seine eigene Zukunft offen ist, wenn die Deutsche Bank eines Tages die Mehrheit an dem Bonner Geldinstitut übernimmt. Ein Vorstandsposten, so wird kolportiert, wäre ihm keinesfalls sicher.

Doch in der Finanzmetropole am Main gibt man sich unwissend. "Die Deutsche Bank ist überrascht. Wir werden unsere Kooperation und unsere gemeinsamen Projekte mit der Postbank gleichwohl unverändert fortsetzen", sagte Deutsche Bank-Sprecher Michael Lermer am Freitag.

Demnach gibt es zumindest zwischen der Deutschen Bank und der Postbank keine Unstimmigkeiten über die künftige Strategie, mit der beide Häuser das Privatkundengeschäft in Deutschland ausbauen und zur Nummer eins aufsteigen wollen.

Frankfurter Finanzkreise sehen die Protagonisten des Konflikts vielmehr in Bonn. Entgegen den Angaben der Postbank stünden hinter dem Rücktritt von Klein keine Differenzen über die Strategie, sondern vor allem das Verhalten des Managers im Zusammenhang mit den Bonuszahlungen.

Klein hatte Mitte Februar auf der Bilanz-Pressekonferenz ausdrücklich betont, dass der Bonus für den Vorstand aufgrund des hohen Verlustes von 821 Millionen Euro im Jahr 2008 gestrichen sei. Wenige Tage danach sickerte durch, dass die Top-Manager der Bank einen Sonderbonus von 11,5 Millionen Euro im Zuge des Teilverkaufs an die Deutsche Bank kassiert hatten.

Die Empörung in der Öffentlichkeit und auch in der Postbank war beträchtlich. Klein bot daraufhin dem Aufsichtsrat an, "2009 für ein Jahresgehalt von einem Euro zu arbeiten". Dieses Verhalten sorgte offensichtlich für Verärgerung bei Appel. Die Konsequenz, so heißt es in Frankfurt, sei der jetzt verkündete Abschied von Klein.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte erst am Dienstag auf der Hauptversammlung seines Hauses die Zusammenarbeit mit der Postbank ausdrücklich gelobt. "Wenn wir unsere Optionen nutzen, können wir gemeinsam mit der Postbank im deutschen Heimatmarkt unangefochten die Nummer eins werden", sagte Ackermann. Auf Wolfgang Klein kann er dabei nicht mehr zählen.

Der NachfolgerStefan Jütte war bislang keiner breiten Öffentlichkeit bekannt. Der Aufstieg des 63-Jährigen im eigenen Haus zum neuen Chef der Deutschen Postbank kam unerwartet. Schon allein aufgrund seines Alters gilt Jütte als Übergangskandidat.

Seine Bestellung gilt auch nur für drei Jahre. In diesem Zeitrahmen wird seine Hauptaufgabe darin bestehen, die anvisierte Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank mitzusteuern. Jütte ist seit 29 Jahren verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort