Postbank ist weiter auf Wachstumskurs

Bereits 100 000 Riester-Verträge abgeschlossen - Bonner Unternehmen zeigt grundsätzliches Interesse an Consors-Übernahme

Postbank ist weiter auf Wachstumskurs
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Bonn. Die Deutsche Postbank AG befindet sich nach wie vor auf Wachstumskurs. Während deutsche Großbanken Ertragseinbrüche verzeichnen, ist das für das Tochterunternehmen der Deutschen Post AG kein Thema. "Wir werden unsere Planzahlen voll erreichen", sagte am Montag der Vorstandsvorsitzende der Postbank, Wulf von Schimmelmann. Im Jahr 2000 hatte die Postbank ein Rekordergebnis von 234 Millionen Euro vor Steuern erzielt, die laut Planung 2001 übertroffen werden sollen.

Dass sich die Postbank besser als der Markt entwickelt, liege vor allen Dingen daran, dass die Abhängigkeit von Wertpapiergeschäft beim Bonner Unternehmen noch nicht so groß sei. Nach den Kursturbulenzen der vergangenen Monate seien die Wertpapier-Kunden deutlich verunsichert. Bei Easytrade, dem Online-Broker der Postbank, äußere sich diese Verunsicherung so, dass die Umsätze der Depots die die erhoffte Größenordnung erreichten.

Über Easytrade werden derzeit 280 000 Depots geführt. Wie Schimmelmann sagt, gelinge es derzeit, etwa 4 000 neue Kunden im Monat zu gewinnen. Die Erwartungen des Unternehmens übertroffen haben hingegen die Abschlüsse für private Altersvorsorge-Verträge. Wie Norbert Kox, Vorstandsvorsitzender der PB Versicherung, erläuterte, sind seit Ende September bereits 100 000 PB-Rentenverträge verkauft worden.

Damit erreicht die Postbank derzeit einen Marktanteil von fast zehn Prozent bei den bisher verkauften Riester-Renten-Verträgen. Bei ersten Vergleichstests von unabhängigen Finanz-Analyseinstituten wie Morgen & Morgen oder FSS-Online AG hätten die Produkte der Postbank gut abgeschnitten. Deshalb geht Kox davon aus, dass es der Postbank gelingt, sich insgesamt einen Marktanteil von sieben bis zehn Prozent aller Riester-Verträge zu sichern.

Neben der privaten Altersvorsorge setzt die Postbank auch auf Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge, die ab 2002 ebenfalls steuerlich gefördert werden. Erster Vertragspartner der neugebildeten Postbank Pensionsfonds AG ist der Mutterkonzern: Die 270 000 Mitarbeiter in Deutschland können über die Postbank Pensionsfonds AG ihre betriebliche Altersvorsorge abwickeln.

Dass der Konsolidierungdruck für die Postbank nicht so hoch sei wie bei anderen Banken, liegt laut von Schimmelmann auch daran, dass die Postbank bereits im Frühjahr mit den Gewerkschaften einen Personalabbau vereinbart hat. Ohne betriebsbedingte Kündigungen soll die Stellenzahl bis 2004 von 11 000 auf 7 500 reduziert werden. Von Schimmelmann rechnet damit, dass der zur Schmidtbank gehörende Online-Broker Consors erst im Laufe des Jahres 2001 verkauft wird.

Nach der Auffanglösung für die Schmidtbank sei der Druck für den Verkauf des Online-Brokers nicht mehr so groß. Grundsätzlich hat er sein Interesse an der in Turbulenzen geratenen Direktbank bekundet: "Für den richtigen Preis kaufen wir fast alles." Derzeit rede auf auf dem Markt allerdings fast jeder mit jedem.

Wenn dem in der vergangenen Woche von Bundestag verabschiedete "Zweite Gesetz zur Änderung des Postgesetzes" auch der Bundesrat zustimmt, muss die Post künftig in allen Gemeinden mit mindestens 2 000 Einwohnern eine Filiale betrieben. Bislang war das lediglich für Gemeinden mit mehr als 4 000 Einwohnern vorgeschrieben. In diesem Fall müsste der Post-Konzern laut Schimmelmann etwa 700 bis 1 500 neue Einrichtungen eröffnen.

Zunächst müsse aber abgewartet werden, ob der Bundesrat dem Gesetz tatsächlich zustimme. Die Postbank wickelt derzeit etwa drei Viertel ihres Geschäftes über die Post-Filialen ab. Bislang hat die Postbank rund 50 Millionen Euro für die Umstellung des Geschäftes aufgewendet. Um vor allem die Geschäftskunden mit Bargeld zu versorgen, werden, wie von Schimmelmann sagte, am 1. Januar 600 Filialen von 10 bis 14 Uhr geöffnet sein.

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