Post hat mit Exel mehr Mitarbeiter im Ausland als in Deutschland

Bonner Unternehmen steigt mit der Übernahme des britischen Konkurrenten Exel zum weltweit führenden Logistik-Konzern auf - Zunehmende Abkopplung vom Briefgeschäft

  Abgeschickt  haben Post-Chef Klaus Zumwinkel (links) und Exel-Chef John Allen ein Angebot an die Aktionäre des britischen Konzerns.

Abgeschickt haben Post-Chef Klaus Zumwinkel (links) und Exel-Chef John Allen ein Angebot an die Aktionäre des britischen Konzerns.

Foto: dpa

Bonn/London. (dpa) Der größte Auslandszukauf ihrer Geschichte sei für die Post von strategischer Bedeutung, sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel bei der Bekanntgabe des offiziellen Übernahmeangebots in London. Die Post will Exel für rund 5,5 Milliarden Euro kaufen und von einem globalen Wachstumsmarkt profitieren.

Die geplante Verschmelzung mit Exel bedeutet, dass das frühere Staatsunternehmen künftig weit mehr Mitarbeiter (nach derzeitigem Stand rund 272 000) im Ausland beschäftigen wird als in Deutschland (derzeit rund 220 000). Auch die Zentrale der neuen Logistiksparte soll nicht im Konzernsitz in Bonn, sondern am Exel-Sitz bei London angesiedelt werden.

„Durch eine Kombination von Exel und der Logistik-Sparte der Deutschen Post schaffen wir gemeinsam eine bisher nie da gewesene weltweite Präsenz“, sagte Zumwinkel. „Als globaler Marktführer können wir überdurchschnittlich vom wachsenden Welthandel profitieren.“

Die Post legte den Exel-Aktionären ein Angebot vor, das diese nun mehrheitlich annehmen müssen. Die Großfusion muss noch von der EU- Wettbewerbsbehörde genehmigt werden.

Die Übernahme bedeute für die Post „einen großen Sprung“ und werde auch positive Auswirkungen für die Aktionäre, Beschäftigten und Mitarbeiter der Post haben, erläuterte Zumwinkel.

Der Umsatz im Ausland und im Logistikgeschäft werde deutlich steigen, und die Post baue damit auch weiter ihre starke Abhängigkeit vom Briefgeschäft ab, bei dem Ende 2007 das nationale Monopol ausläuft.

Mit dem Zukauf ordnet die Post ihre Logistiksparte neu. Sie wird den Logistikteil von DHL umfassen und als „DHL Exel Logistics“ ihre Zentrale in Bracknell bei London (bisheriger Sitz von Exel) haben.

Exel-Vorstandschef John Allan soll in den Post-Vorstand aufrücken und den neuen Geschäftsbereich leiten. Der bisherige Logistikvorstand, Frank Appel, soll im Post-Vorstand andere Aufgaben übernehmen.

Exel ist Weltmarktführer in der Kontraktlogistik, der Organisation und Vernetzung von Warenströmen und Transporten für Unternehmen. Für das Unternehmen sind rund 112 000 Mitarbeiter in 135 Ländern tätig. Den größten Umsatz außerhalb des Heimatmarkts Großbritanniens (etwa ein Drittel) erwirtschaftet Exel in den USA. Der Gesamtumsatz lag 2004 bei rund 9,2 Milliarden Euro.

Exel verfüge international über eine „exzellente Reputation“, sagte Zumwinkel. Mit Exel und ihrer Marktführerschaft in der Luft- und Seefracht könne die Post ihren Kunden künftig Gesamtangebote für logistische Komplettlösungen machen, die in der Branche einzigartig seien.

Je Exel-Aktie will die Post umgerechnet 18,39 Euro zahlen. Dabei teilt sich der Preis in eine Barzahlung von 13,30 Euro und 0,25427 Post-Aktien je Exel-Papier auf. Insgesamt zahlt die Post gut 72 Prozent in bar. Der Aktienanteil bei der Bezahlung soll über die Ausgabe neuer Aktien finanziert werden. Sie sei auf rund 1,5 Milliarden Euro beschränkt, sagte Zumwinkel. Analysten halten die Übernahme für teuer, aber auch für einen strategisch richtigen Schritt.

Die Exel-Aktien sind im Streubesitz zu 100 Prozent an der Londoner Börse notiert. Für die Annahme des Post-Angebots ist die Zustimmung einer Mehrheit erforderlich, die 75 Prozent des Aktienkapitals repräsentiert. Die Exel-Führung empfahl den Aktionären die Annahme. Allan nannte es ein „attraktives Angebot“.

Die Post sei auch für Exel der strategisch richtige Partner.

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