Post-Gewerkschafter wurde von Telekom ausgespäht

Präsident des Weltpostverbands UNI und frühere Ver.di-Bundesvorstand: "Unglaublicher Vertrauensbruch" - Angeschrieben von Bonner Staatsanwaltschaft

Post-Gewerkschafter wurde von Telekom ausgespäht
Foto: dpa

Bonn. Es gibt Momente, in denen auch hartgesottene Gewerkschafter sprachlos sind. Bei Rolf Büttner war das so in der Nacht zu Donnerstag. Der Präsident des Weltpostverbandes UNI und frühere Ver.di-Bundesvorstand ist beruflich in Asien unterwegs, als sein Telefon klingelte.

Am anderen Ende der Leitung: Telekom-Chef René Obermann. Dieser informierte Büttner darüber, dass er zu den Personen gehört, deren Telefonverbindungen über mehrere Jahre hinweg ausspioniert wurden, und entschuldigte sich dafür. "Da läuft es einem schon kalt den Rücken runter", sagt Büttner in Erinnerung an diesen Moment. Er habe an seine Gesprächspartner in Post-Angelegenheiten gedacht, mit denen er häufig lange und vertrauliche Gespräche am Telefon geführt habe.

"Das ist ja nicht nur für mich ein unglaublicher Vertrauensbruch." Auf die Frage, warum er denn zu den Betroffenen gehöre, obwohl er gar nichts mit der Telekom zu tun habe, habe Obermann lediglich gesagt, dass man sich darauf keinen Reim machen könne. Eigentlich sollte mit der Bespitzelungsaktion ein Leck im Konzern ausfindig gemacht werden, weil vertrauliche Informationen immer wieder früh an die Öffentlichkeit kamen.

Büttner leitete von 2005 bis 2007 bei Ver.di den Fachbereich Speditionen und Logistik. Gleichzeitig war er als Arbeitnehmervertreter auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Post AG. Mit der Deutschen Telekom hat er beruflich nichts zu tun. Seine einzige Verbindung zur Telekom: Seine Ehefrau Regine war dort tätig. Sie war 2006 als Nachfolgerin von Heinz Klinkhammer im Amt des Telekom-Personalchefs gehandelt worden, hatte ihre Bewerbung aber nach Gegenwind zurückgezogen.

Büttner sowie der ebenfalls betroffene Ver.di-Chef Frank Bsirske gehören zu den 55 Personen, die von der Bonner Staatsanwaltschaft angeschrieben wurden, um ihnen Gelegenheit zur Stellung eines Strafantrags zu geben. Wie Oberstaatsanwalt Fred Apostel am Donnerstag erläuterte, sind nach bisherigen Erkenntnissen sieben Journalisten darunter. Auch ein Vorstandsmitglied der Telekom sei darunter sowie Aufsichtsräte von Telekom und T-Mobile.

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