Personalberatertag in Bonn Personalberater suchen mehr Digitalprofis

Bonn · Die Digitalisierung der Wirtschaft führt zu völlig neuen Jobprofilen. Die über 50-Jährigen sind nicht die Einzigen, die sich über die Veränderungen freuen können.

 Nicht typisch: Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Deutsche Personalberater platzieren zu wenig Frauen in Führungspositionen, weil die Unternehmen nicht mitspielen.

Nicht typisch: Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Deutsche Personalberater platzieren zu wenig Frauen in Führungspositionen, weil die Unternehmen nicht mitspielen.

Foto: picture alliance / Kay Nietfeld/

Jede fünfte Stelle, die Personalberater vermitteln, ist inzwischen für Bewerber mit speziellen digitalen Kenntnissen ausgeschrieben. Das berichtete Wolfram Tröger, Vorsitzender des Fachverbandes Personalberatung im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) am Mittwoch in Bonn. Von den Unternehmen stark nachgefragt werden etwa Datenanalysten und Manager, die Geschäftsmodelle für die digitale Welt entwickeln. „Da entstehen völlig neue Jobprofile, die wir mit den personalsuchenden Unternehmen gemeinsam entwickeln müssen“, erklärte Tröger.

Die massive Digitalisierung krempelt derzeit die Versicherungsbranche und das Gesundheitswesen um. „Datenanalysten sind bei Versicherungsunternehmen sehr begehrt, sie lösen den typischen Wirtschaftsmathematiker ab“, berichtete BDU-Vizepräsidentin Regina Ruppert. „Die Branche stellt, wie ich gerade las, vermehrt Autisten ein, da sie in der Datenanalyse besonders hohe Kompetenzen mitbringen“, so Ruppert.

Neue Jobchancen für Autisten

Die Digitalisierung der Wirtschaft ist neben der guten Konjunktur der Hauptgrund für das wachsende Geschäft der Personalberater. Wie aus der jährlichen BDU-Studie hervorgeht, die am Mittwoch anlässlich des Deutschen Personalberatertages in Bonn vorgestellt wurde, legte der Umsatz um 9,3 Prozent zu. In diesem Jahr rechnen die rund 2000 Beratungsunternehmen mit ihren 14 000 Mitarbeitern mit einem Plus von acht Prozent. Dann dürfte der Umsatz auf über zwei Milliarden Euro steigen.

Anders als noch vor zehn Jahren ist Alter kein Ausscheidekriterium mehr: Karrieremöglichkeiten eröffnen sich auch für über 50-Jährige. „Die reiferen Kandidaten werden wegen der höheren Sozialkompetenz geschätzt“, sagte Ruppert. Wesentlich schwerer als männliche Bewerber auf Führungspositionen haben es noch Frauen. „Wir bringen mehr Frauen auf die Shortlist, aber es werden nicht so viele Stellen mit ihnen besetzt“, so Tröger. „Bei vielen Unternehmen ist Diversity noch nicht angekommen.“ Der Anteil der in Unternehmen platzierten Frauen stieg auf lediglich 25 Prozent. Besondere Probleme haben Existenzgründerinnen. Sie kämen kaum an Wagniskapital heran, weil Geldgeber ihnen nichts zutrauten.

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