Landwirt in Swisttal Paul von Boeselager liefert Kartoffeln für die Produktion von Pommes frites

SWISTTAL · Wo kommen eigentlich die Kartoffeln für Fritten und Chips her? Und wieso sind die alle - fast - gleich lang oder haben den gleichen Durchmesser? Die Antwort auf die erste Frage lässt sich rein lokal gesehen schnell beantworten: zu einem Teil aus Swisttal.

Konkret von insgesamt 95 Hektar Anbaufläche der Gutshöfe von Boeselager, von wo aus sie vorwiegend zur Weiterverarbeitung an Firmen in den Niederlanden geliefert werden. Die Antwort auf die zweite Frage: Weil die Hersteller der Endprodukte nur Kartoffeln von 50 Millimetern und mehr haben möchten.

"Unser Ziel ist es, gleichmäßig große und viele Kartoffeln zu produzieren", erklärt denn auch Ralf Heimbach. Mit erst 25 Jahren ist der gelernte Landwirt und Agrarbetriebswirt aus Miel schon seit zwei Jahren Betriebsleiter bei Paul von Boeselager. Er kennt den Betrieb aber bereits seit 2007, aus seinem Praxisjahr und regelmäßiger Mitarbeit. Angebaut werden hier Industriekartoffeln der Sorten Agria und Fontane an den vier Standorten Gut Vershoven, Gut Capellen, Gut Müggenhausen und Dützhof.

Wenn dem Endverbraucher die Namen auch nicht so geläufig sind, seien dies doch zum Teil "alte Sorten" von hoher Qualität, erklärt der Betriebsleiter, die wegen ihrer Eigenschaft als "vorwiegend fest bis mehlig kochend" für die industrielle Verarbeitung zu Fritten oder Chips besonders geeignet seien. Dafür müssten aber auch Stärkegehalt und Größe der Kartoffeln stimmen. Günstige Bedingungen beim Auspflanzen der Kartoffeln wirken sich positiv auf den Knollenansatz und den davon abhängigen Ertrag aus.

Besonders wichtig: "Der Stärkegehalt muss stimmen", so Heimbach. Ermittelt wird dieser Wert durch das sogenannte Unterwassergewicht: fünf Kilo Kartoffeln werden unter Wasser gewogen. Je höher das Unterwassergewicht, desto höher der Stärkegehalt. 360 Gramm UWG (Unterwassergewicht) entsprechen dem geforderten Mindestwert, erklärt der Betriebswirt. Dieser müsse bei der Lagerung und der Vermarktung berücksichtigt werden.

Das Auspflanzen ebenso wie die Ernte werden in Nachbarschaftshilfe im Austausch mit anderen Landwirten geleistet, denn der Betrieb selbst hat mit Paul von Boeselager und Betriebsleiter Heimbach insgesamt nur vier Mitarbeiter. Geerntet wird "zweireihig" mit einem Überladeroder, wobei die Kartoffeln direkt auf die daneben fahrende Karre abgeladen werden.

Auf dem Hof werden die Kartoffeln abgekippt und über Spiralwellen maschinell gesäubert. Am Verleseband dann folgt eine visuelle Überprüfung, bei der Steine, Laub oder faule Kartoffeln aussortiert werden. Wenn die Kartoffeln vor der Einlagerung mit einem Keimhemmungsmittel besprüht werden, erfolgt dies ebenso unter strenger Überwachung nach dem Qualitätssicherungssystem QS-GAP wie auch das Aufstellen von Köderfallen für Mäuse, erklärt Betriebsleiter Heimbach.

In großen Lagerhallen türmen sich die Kartoffeln bis zu vier Metern hoch. Trocknung, Belüftung, langsames Herunterkühlen und schließlich konstante Temperatur zwischen sieben und acht Grad Celsius sorgen für die richtigen Lagerbedingungen, damit die Kartoffeln von September bis Juni oder Juli des Folgejahres ihre Qualität behalten. Denn die Hersteller rufen ihren Bedarf sukzessive zur Weiterverarbeitung ab.

Die Überwachung der Lagerung ist natürlich computergestützt. Aber das allein reicht nicht: "Wichtig sind außerdem Sicht- und Geruchskontrolle. Dadurch erkenne ich schon im Vorfeld, ob sich Probleme im Kartoffellager entwickeln", sagt Heimbach. Je nach Standort und Jahreseinfluss liegen die Kartoffelerträge zwischen 40 und 70 Tonnen je Hektar. "Wir streben einen nachhaltigen Ertrag von 55 bis 60 Tonnen je Hektar auf unseren Feldern an.

Zudem sind die Wetterbedingungen in dieser Vegetation recht speziell. Ende Oktober ist ein sehr später Erntetermin, und 20 Hektar stehen noch", sagt Heimbach. Die große Herausforderung sei nun: Geduld haben und Ruhe bewahren. "Wir brauchen jetzt Wind, Sonne und ein bisschen Zeit", so der Betriebsleiter.

Um bei günstigen Bedingungen "schlagkräftig" zu sein und auch mal bis zu 16 Stunden am Tag zu arbeiten. Da ist es gut, dass es neben dem üblichen Mittagstisch bei den Familien am Nachmittag eine zusätzliche Stärkung gibt: Helga Kranzusch aus Ollheim, deren Mann früher im Betrieb gearbeitet hat, versorgt die Mannschaft dann mit Kaffee und Kuchen.

Starken Schwankungen unterliegen nach Angaben von Betriebsleiter Heimbach die Preise, die für Industriekartoffeln erzielt werden können: "Rund 23 Euro pro Doppelzentner, aber es gab auch schon Jahre, wo der Preis deutlich unter zehn Euro lag."

Arbeit gibt es im landwirtschaftlichen Betrieb von Boeselager nicht nur in puncto Kartoffel. "Wir haben rund ums Jahr zu tun. Jetzt ist es Zeit für die Bestellung des Wintergetreides und für die Bodenbearbeitung für das nächste Jahr", sagt Betriebsleiter Heimbach. Auf den insgesamt rund 650 Hektar Flächen werden Industriegemüse, Zuckerrüben, Wintergetreide und Industriekartoffeln, an "schwächeren Standorten" auch Raps, angebaut.

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