Geburtstag vor 100 Jahren Otto Wolff von Amerongen war Diplomat der deutschen Wirtschaft

Köln · Er galt als heimlicher Osthandelsminister und profilierte sich als Vorreiter engerer Handelsbeziehungen mit der Sowjetunion, der DDR und anderen Staaten des Ostens. An diesem Montag wäre Otto Wolff von Amerongen 100 Jahre alt geworden.

 Otto Wolff von Amerongen (l.) mit dem früheren sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow.

Otto Wolff von Amerongen (l.) mit dem früheren sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow.

Foto: RWWA

Er galt als heimlicher „Osthandelsminister“. Hatte Otto Wolff von Amerongen von einer Chinareise am 3. Oktober 1957 doch etwa eine Liste mit Waren mitgebracht, die zwischen beiden Ländern gehandelt werde sollten. Von Amerongen, der an diesem Montag 100 Jahre alt geworden wäre, war damals Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Ein Amt, das er bis zum Jahr 2000 ausfüllte. Und er hatte nicht nur ein Auge auf China. Er profilierte sich auch als Vorreiter engerer Handelsbeziehungen mit der Sowjetunion, der DDR und anderen Staaten des Ostens.

Als unehelicher Sohn des Eisenhändlers Otto Wolff wurde er in Köln geboren. Seine Mutter, Else Pieper, hatte inzwischen einen von Amerongen geheiratet, und Otto hieß mit Familiennamen Taets von Amerongen.

Später wurde er von Otto Wolff als leiblicher Sohn anerkannt. Nach Abitur und Lehre übernahm er 1940 das Unternehmen und baute es aus. In den 1980er Jahren hatte die Gruppe 30.000 Mitarbeiter. Dann verlor sie dreistellige Millionensummen bei Eisenwerken an der Saar und in Texas, 1987 meldete die Anlagenbautochter PHB Weserhütte Insolvenz an. Damals war Wolff von Amerongen bereits Aufsichtsratschef der Otto Wolff AG. Die Geschäfte führte sein damaliger Schwiegersohn Arend Oetker. 1989 übernahm der Thyssen-Konzern die Otto Wolff AG. Wolff gründete in Köln eine Industrieberatung und Beteiligungen GmbH.

Daneben war er 24 Jahre lang, bis 1990, Präsident der IHK Köln, von 1969 bis 1988 stand er an der Spitze des Deutschen Industrie- und Handelstags (DIHT). Kritik, er würde seine Unternehmen vernachlässigen, hat er stets zurückgewiesen. „Otto Wolff von Amerongen war einer der bedeutenden, international anerkannten und vor Ort engagierten Unternehmer des 20. Jahrhunderts“, sagt Ulrich S. Soénius, Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Am 8. März 2007 starb Otto Wolff von Amerongen in der Domstadt.

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