Arbeitsmarkt Bonn/Rhein-Sieg Noch 465 freie Lehrstellen in der Region

Bonn · Knapp vier Prozent weniger Ausbildungsplätze bei gleicher Bewerberzahl. Arbeitslosenquote sinkt auf 5,6 Prozent.

Das Ausbildungsjahr hat zwar schon begonnen. Doch bei 465 freien Lehrstellen gibt es für Bewerber in der Region weiterhin Chancen. Darauf wies Marita Schmickler-Herriger, Leiterin der Agentur für Arbeit Bonn, am Donnerstag hin. „Die Vermittlungsprozesse laufen individuell weiter“, sagte sie. Freie Plätze gibt es vor allem in IT-Berufen, im Bau- und Ausbaugewerbe, in haustechnischen Berufen aber auch bei Gebäudereinigern, Bäckern, Fleischern und Friseuren.

Trotz eines leichten Rückgangs des Lehrstellenangebots in der Region um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5662 Plätze, liegt die Zahl der unversorgten Bewerber (218) unter der im Vorjahr. Bei Industrie und Handel ist die Ausbildungsbereitschaft in diesem Jahr noch einmal gestiegen. Mit rund 3100 neu eingetragenen Verträgen zum 30. September verzeichnete die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg ein Plus von 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Damit sind wir Spitzenreiter in Nordrhein-Westfalen“, sagte IHK-Geschäftsführer Jürgen Hindenberg am Donnerstag. Die Handwerksbetriebe in der Region haben nach Angaben der Kreishandwerkerschaft mit 1416 neuen Ausbildungsverträgen bis Ende September ihr Vorjahresergebnis um 0,8 Prozent leicht übertroffen.

Für Bewerber wird die Lage auf dem Lehrstellenmarkt nach Einschätzung der Arbeitsagentur künftig noch komfortabler: „Wir rechnen im kommenden Jahr erstmals mit einem Rückgang der Zahl der Schulabgänger“, sagte Schmickler-Herriger. Während voraussichtlich rund 330 Jugendliche weniger als in diesem Jahr die Schulen verlassen, bliebe das Angebot an Lehrstellen vermutlich konstant. „Der Markt wandelt sich und die Arbeitgeber werden sich darauf einstellen müssen“, so die Agenturchefin. Schon jetzt schraubten die Unternehmen ihre Ansprüche zurück, um Stellen besetzen zu können. „Es wird mittlerweile akzeptiert, wenn Jugendliche bei der Ausbildung mehr Unterstützung benötigen.“

Um den Nachwuchs an Fachkräften in den Betrieben zu sichern, setzt die Wirtschaft in der Region unter anderem auf Studienabbrecher. „Die Verdienst- und Weiterbildungsmöglichkeiten nach einer Berufsausbildung werden viel zu oft unterschätzt“, sagte IHK-Geschäftsführer Hindenberg. Studienabbrecher vermittelt die Kammer unter anderem in eine verkürzte „Turbo-Ausbildung“ in 18 Monaten in kaufmännischen und IT-Berufen.

Auch nach der Lehre stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt in der Region weiterhin gut. Die Arbeitslosenquote in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ist im Oktober auf 5,6 Prozent nach 5,8 Prozent im Vorjahresmonat gesunken. Rund 27 000 Menschen waren arbeitslos gemeldet. Wegen des Ausbildungsbeginns sank die Jugendarbeitslosigkeit um 9,1 Prozent im Vergleich zum September. Gleichzeitig wurden der Arbeitsagentur im Oktober rund 2600 neue Stellen gemeldet, das sind 633 mehr als im Vorjahresmonat.

Der Herbstaufschwung hat im Oktober auch zu einem kräftigen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen geführt. Insgesamt sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um mehr als 15 500 auf rund 676 000 Personen.

„Der Arbeitsmarkt entwickelt sich derzeit über das saisonal Übliche hinaus positiv“, sagte die Chefin der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, Christiane Schönefeld, am Donnerstag in Düsseldorf. Vor allem gut ausgebildete Fachkräfte würden am Arbeitsmarkt in NRW immer knapper.

Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum September von 7,3 auf 7,1 Prozent. Damit lag der Wert in NRW aber weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Bundesweit verringerte sich die Arbeitslosenquote im Oktober auf 5,4 Prozent.

Nach wie vor gibt es in Nordrhein-Westfalen große regionale Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt. Am höchsten war die Arbeitslosenquote im Oktober mit 9,9 Prozent im Ruhrgebiet, am niedrigsten mit 4,2 Prozent im Münsterland. ⋌

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