Neuer Markt in Meckenheim Neue Discounter bereiten Sorge

MECKENHEIM · Zwar bewegt sich einiges am Neuen Markt, große Investitionen oder zusätzliche Händler lassen jedoch auf sich warten. Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer spricht von einer "Bäumchen-wechsel-Dich"-Situation in Meckenheims Fußgängerzone. Einige Händler seien in neue Läden umgezogen, erweiterten oder modernisierten.

 Leerstände sind keine Seltenheit am Neuen Markt: Bücher Brüssel hat sich zurückgezogen.

Leerstände sind keine Seltenheit am Neuen Markt: Bücher Brüssel hat sich zurückgezogen.

Foto: Kohls

Nicht davon betroffen sind die beiden "Sorgenkinder" am Neuen Markt. Dazu zählt das Marktcenter, in dem das Untergeschoss mit dem Wegzug des Küchenstudios leer steht und im Erdgeschoss der hintere Bereich schon seit mehreren Jahren nicht mehr vermietet werden konnte. Der eher verwinkelte Bau lädt nicht dazu ein, sich auch mal auf einer anderen Ebene als im Erdgeschoss umzusehen.

Ähnlich schwierig zu vermarkten scheint der Teil des Neuen Marktes zu sein, der zum Seniorenzentrum hinführt. Menschenleer und mit nur wenigen Geschäften, die vermietet sind, macht dieses Stück einen trostlosen Eindruck - ganz im Gegensatz zu anderen Bereichen, die belebt sind und wo bunte Ladenzeilen Kunden anlocken.

Dennoch sind Händler und mögliche neue Investoren derzeit in Warteposition, denn mit dem Bau des Edeka-Marktes und des Aldi-Discounters in Merl-Steinbüchel werden die Händler am Neuen Markt auf eine weitere Probe gestellt. Zudem wird in das Gebäude des Toom-Marktes ein Netto-Discounter einziehen (der GA berichtete). Die Zukunft des zweiten Zentrums in Meckenheim neben der Altstadt ist daher in mancher Augen ungewiss.

Andreas Bähr, Geschäftsführer des Hit-Marktes, ist von der aktuellen Entwicklung besonders betroffen. "Beschaffen Sie uns 2000 zusätzliche Einwohner, dann ist alles in Ordnung", sagt er mit Galgenhumor. "Wir versinken in Lebensmittel- und Billigläden." Edeka, Aldi und Netto als erwartete neue und zusätzliche Lebensmittelmärkte - das bedeute fast den Tod für ihn, befürchtet er. Es sei nicht das Ziel, den Hit-Markt am Neuen Markt zu schließen. Er könne sich jedoch mittelfristig Personalabbau vorstellen. Erst kürzlich habe er seinen Bericht an die Gesellschafter-Versammlung geschickt. In ähnlichen Situationen andernorts habe es einen Umsatzrückgang von 25 Prozent gegeben. Damit müsse man auch in Meckenheim rechnen, und dann müsse der Hit-Markt darauf reagieren. "Die Leute gehen erst mal dahin, wo alles schön und neu ist", meint Bähr. Nur ein Edeka in Merl hätte ihm keine Sorgen bereitet, aber "in Verbindung mit dem Aldi-Markt werden viele unserer Kunden abgezogen", glaubt er und fordert eine bessere Vernetzung der Stadtteile mit öffentlichen Verkehrsmitteln. "Das scheint in Rheinbach ja auch zu funktionieren." Derzeit komme eine Busfahrt von Merl zum Neuen Markt schon einer Weltreise gleich.

Hans Gerion Velten vom Schuhhaus Velten ist grundsätzlich mit der Situation am Neuen Markt zufrieden. "Bei mir beschwert sich auch keiner der Kunden", sagt er. Auch er bestätigt jedoch, dass viele Geschäftsleute in Warteposition seien, um zunächst zu sehen, wie sich die neuen Lebensmittelmärkte auf das Einkaufsverhalten am Neuen Markt auswirkten. "Alle haben Angst vor Merl", sagt Velten.

Auch er sei der Meinung, dass es zu viele Lebensmittelmärkte gebe, zumal neben Hit und Norma jetzt auch noch ein Netto-Markt an den Neuen Markt komme. Trotzdem findet er: "Es hat sich nichts verbessert, aber auch nichts verschlechtert." Seiner Meinung nach müssten die Geschäftsleute auch selbst aktiv werden, denn allein wegen des zunehmenden Verkaufs über das Internet werde sich vieles ändern. Sein Rezept: Spezialisierung und guter Service sowie die Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht immer warten, dass die Stadt etwas tut.

Nicole Jünger vom Buchladen am Neuen Markt, hat ihren Mietvertrag gerade um zwei Jahre verlängert. Sie erinnere sich noch an die positive Stimmung bei der Eröffnung ihres kleinen Buchladens im Juli 2011 unweit des geschlossenen Geschäftes von Thomas Brüssel. Auch heute sei sie zufrieden, denn ihr Kundenstamm steige stetig. Die Buchhändlerin glaubt, dass sich Buchläden wie ihrer mit viel Service für die Kunden trotz Internet und E-Books halten können. "Die persönliche Ansprache und die Möglichkeit ins Buch zu blicken, das schätzen die Kunden", sagt sie.

Als besonderen Service bietet Jünger zudem, dass Bücher auch nach Hause gebracht werden, wenn die Kunden nicht selbst kommen können, der Lyrikkreis trifft sich im Meckenheimer Buchladen, und auch Schulklassen sind gern gesehene Gäste bei Nicole Jünger.

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