Netzagentur plant Strombedarf

BONN · Die Bonner Bundesnetzagentur hat am Mittwoch die Berechnungen für den Strombedarf und die Stromerzeugung in Deutschland bis zum Jahr 2022 vorgelegt. Die Daten dienen unter anderem als Grundlage für den erforderlichen Netzausbau wegen des Ausstiegs aus der Atomenergie und der Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

"Wir müssen beim Netzausbau mit Bedenken aus der Bevölkerung rechnen, deshalb haben wir den Bedarf selbst erhoben", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth. Bis klar ist, wie viele Stromleitungen wo neu verlegt werden müssen, sei es allerdings noch ein weiter Weg.

Die Bonner Behörde hat drei Szenarien entwickelt, die von einem mehr oder weniger starken Zubau erneuerbarer Energien ausgehen. Welches Szenario Realität werde, hänge vor allem davon ab, wie stark die Windkraft zulege, sagte Kurth. Die Behörde erwartet im mittleren Szenario einen Ausbau der installierten Leistung auf dem Festland von 27,1 auf 47,5 Gigawatt, und bei Offshore-Windparks von 0,1 auf 13 Gigawatt. Zum Vergleich: Ein AKW-Block leistet etwa 1,4 Gigawatt. Von einem Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 gehen alle Szenarien aus.

Die Netzagentur erwartet einen etwa gleich bleibenden Stromverbrauch. Sie rechnet auch damit, dass deutlich mehr Gaskraftwerke gebaut werden. Bei der Braukohle wird dem wahrscheinlichsten Szenario zufolge die Leistung von 20,3 auf 18,6 Gigawatt bis 2022 sinken. Steinkohle bleibe nahezu unverändert bei 25 Gigawatt. Einen Sprung nach vorne macht nach Einschätzung der Bonner Behörde die Solarenergie. Hier erwartet die Bundesnetzagentur einen Anstieg von 18 auf 54 Gigawatt installierter Leistung.

Da die Stromerzeugung bei den wetterabhängigen Erzeugungsformen Wind und Fotovoltaik stark schwankt, rechnet die Netzagentur mit zeitweise erheblichen Stromüberschüssen. Inwieweit etwa eine Renaissance von Nachtspeicherheizungen oder die Entwicklung von Elektromobilität das auffangen könne, sei noch unklar. Die Planungen der Behörde sind jetzt Grundlage für weitere Gespräche mit allen Beteiligten.

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