RE5 in NRW National Express wirbt Lokführer von der Bahn ab

Düsseldorf/Köln · Die Deutsche Bahn kritisiert Abwerbeversuche des Konkurrenten National Express. Der private Eisenbahnbetreiber räumt das Vorgehen ein, sieht sich aber im Recht.

Zwischen der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio NRW und dem privaten britischen Eisenbahnunternehmen National Express ist ein Streit um das Lokführerpersonal entbrannt. So erklärte DB Regio mit Sitz in Düsseldorf, man sei „empört“ über einen Vorstoß von National Express, Lokführer auf aus Sicht der Bahn „unangemessene Weise abzuwerben und dadurch reibungslose Verkehre im Sinne der Fahrgäste zu gefährden“.

Hintergrund ist, dass der bislang von DB Regio betriebene Regionalexpress (RE) 5 nach einer Neuvergabe im Juni 2015 ab Sommer 2019 von National Express betrieben wird. Der RE 5 fährt von Wesel über Oberhausen, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn, Remagen und Andernach nach Koblenz. Der Vertrag zwischen den sogenannten Aufgabenträgern für den Schienenpersonennahverkehr und National Express läuft bis Dezember 2033. Aktuell fährt das Unternehmen bereits die Regionalbahn 48 (Bonn-Wuppertal) und den Regionalexpress 7 (Rheine-Krefeld).

„Das ist schon ein starkes Stück“

Um den RE5 fahren zu können, benötigt National Express weitere Lokführer. Um diese zu bekommen, versucht das Unternehmen gezielt Personal von der Bahn abzuwerben. „In einem Flugblatt, das der DB vorliegt, werden Triebfahrzeugführer des britischen Unternehmens aufgefordert, Regio-Kollegen während gemeinsamer Streckenkundefahrten auf der RE 5 gezielt auf einen möglichen Wechsel anzusprechen“, heißt es von der Bahn.

DB Regio bietet diese Fahrten nach eigenen Angaben an, um die Triebfahrzeugführer der Konkurrenz auf die Übernahme des RE5 vorzubereiten. Laut Bahn gibt National Express in dem Flugblatt seinen Mitarbeiten gezielt Ratschläge, wie Triebfahrzeugführer von DB Regio angesprochen werden sollen. Gleichzeitig werde gewarnt, den Eindruck zu erwecken, man führe nur mit, um Leute abzuwerben.

„Das ist schon ein starkes Stück, dass ein Wettbewerber auf diese Weise auf unsere von der DB ausgebildeten Mitarbeiter zugeht und damit auch unsere pflichtgemäße Erfüllung des Verkehrsvertrages bis Juni erschwert“, sagt der Vorsitzende der Regionalleitung DB Regio NRW, Andree Bach. „Diese Vorgehensweise konterkariert jegliche Vereinbarungen, zu denen wir uns als Branche in NRW zum Thema Triebfahrzeugführer verabredet haben.“

National Express hält Vorgehen für legitim

Eine Gegenerklärung von National Express ließ nicht lange auf sich warten. In dieser räumt das Unternehmen die Existenz des Flugblatts ein. Laut National Express handelt es sich um „ein internes Dokument“. Das Schreiben richte sich an Triebfahrzeugführer von National Express und beinhalte neben Hinweisen für die Streckenkundefahrten in der Tat auch Hinweise für die Ansprache der RE 5-Triebfahrzeugführer bezüglich eines eventuellen Wechsels zu National Express.

Den Grund für dieses Vorgehen sieht National Express indes bei der DB Regio NRW. Anlass sei der vergebliche Versuch, eine Vereinbarung zu treffen, auf deren Basis Triebfahrzeugführer bis zum letzten Betriebstag von DB Regio NRW auf dem RE5 eingesetzt werden könnten und erst zum Tag des Betriebsstarts von National Express Unternehmen wechseln. „Im Sinne der Fahrgäste und auch von DB Regio NRW wollten wir so einen reibungslosen Übergang des Betriebes gewährleisten“, teilt National Express mit Sitz in Köln weiter mit.

Weiterhin habe man eine Vereinbarung angefragt, bei der nach der Betriebsaufnahme einzelne Fahrten der Linie RE 5 mit DB-Regio-Personal durchgeführt werden sollten. „Auch in diesem Fall konnte leider keine gemeinsame Lösung gefunden werden“, so National Express weiter. Daher halte man das Vorgehen „für legitim“, so National Express in seiner Erklärung. „Wir haben uns bereits mit der DB Regio NRW, persönlich mit Andree Bach, in Verbindung gesetzt, um den Sachverhalt zu klären“, sagt Marcel Winter, Geschäftsführer bei National Express.

GDL-Chef: Deutschlandweit fehlen 1500 Lokführer

Lokführer sind nicht nur bei National Express begehrt. Im Interview mit der „Wirtschaftswoche“ hatte Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, kürzlich die Zahl der fehlenden Lokführer deutschlandweit mit 1500 beziffert.

Laut Experten werden mittlerweile Kopf- beziehungsweise Abwerbeprämien bezahlt. Miunter führt das Problem zu überraschenden Lösungen. Das private Eisenbahnunternehmen Nordwestbahn will aufgrund des Lokführermangels, verbunden mit einem aktuell hohen Krankenstand, nun einzelne Verbindungen am Niederrhein, im Münsterland und im Ruhrgebiet statt mit Zügen mit Bussen externer Unternehmen bedienen.

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