Bankfusionen in der Region Nähe kontra Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Bonn · Auch in der Region gibt es den starken Trend zu Bankenfusionen. Die Zahl der Genossenschaftsinstitute geht bundesweit deutlich zurück.

Josef Honnef, Vorstand der Volksbank Wachtberg.

Josef Honnef, Vorstand der Volksbank Wachtberg.

Foto: Gabriele Immenkeppel

Die Genossenschaftsidee gehört seit Kurzem zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco. Die Ideengeber Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch ergänzten Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Idee der Selbsthilfe durch Selbstfinanzierung und regten die Gründung von Kredit- und Darlehenskassenvereinen an. Im Verlauf der Industriellen Revolution gerieten viele Bauern und kleine Handwerksbetriebe in finanzielle Notlagen.

Die Idee griff: 1970 gab es bundesweit 7096 Genossenschaftsbanken. Am 30. September dieses Jahres waren es gerade noch 994 Genossenschaftsbanken, das ist seit Jahresbeginn ein Rückgang um 27 Institute, aufgrund von Zusammenschlüssen mit benachbarten Instituten. „Die Institute tragen damit der erheblichen Belastung aus regulatorischen Kosten Rechnung und stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit, ohne dabei die lokale Nähe zu vernachlässigen“, ist man beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken fest überzeugt. Der Trend zu Fusionen ist auch in der Region abzulesen.

Mit 99 Prozent der Stimmen hat im Juni die Vertreterversammlung der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg für eine Fusion mit der Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg (Spadaka) gestimmt. Für die Fusion hatten sich Ende Mai bereits fast 92 Prozent der Mitglieder ausgesprochen. Die Spadaka Aegidienberg aus dem Stadtbezirk von Bad Honnef gehörte mit einer Bilanzsumme von 75,757 Millionen Euro zu den kleinen noch selbstständigen Genossenschaftsbanken. Zum Vergleich: Die Volksbank Bonn/Rhein-Sieg kam 2015 auf eine Bilanzsumme von ⋌2,35 Milliarden Euro.

Mit 100 Prozent Zustimmung hat die Vertreterversammlung der VR-Bank Rhein-Sieg im August der Fusion mit der Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth zugestimmt. Bereits zuvor hatten die Mitglieder der Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth mit 98 Prozent der Stimmen diesem Vorhaben zugestimmt. Das Geschäftsgebiet umfasst Niederkassel, Troisdorf, Sankt Augustin, Siegburg, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid, Much und Ruppichteroth.

Ein Jahr zuvor war eine Fusion der VR-Bank Rhein-Sieg mit der Kölner Bank wegen „unterschiedlicher geschäftspolitischer Auffassungen“ gescheitert. Much-Ruppichteroth war bereits beim Anbandeln mit der Raiffeisenbank Sankt Augustin gescheitert.

Im Oktober ist die Fusion der beiden Raiffeisenbanken Rheinbach-Voreifel und Grafschaft-Wachtberg juristisch vollzogen worden. Die neue Raiffeisenbank Voreifel hat eine Bilanzsumme von etwa einer Milliarde Euro, 62 000 Kunden und 31 000 Mitglieder.

Die Volksbank Wachtberg will mit Euskirchen fusionieren. Die Volksbank Euskirchen hat eine Bilanzsumme rund 1140 Millionen Euro, 160 Mitarbeiter, zwölf Geschäftsstellen und 55 000 Kunden. Die Volksbank Wachtberg weist eine Bilanzsumme von rund 116 Millionen Euro auf, hat 30 Mitarbeiter, drei Geschäftsstellen und 7000 Kunden. Nach der Fusion soll die Volksbank Wachtberg, ähnlich wie die Raiffeisenbank Junkersdorf und die Volksbank Rureifel zuvor, als Zweigniederlassung der Volksbank Euskirchen ihren Namen weiterführen. Schließungen von Geschäftsstellen und betriebsbedingte Kündigungen von Mitarbeiten sind nicht geplant. Über die Fusion sollen die Generalversammlungen 2017 abstimmen.

Aktuell laufen Sondierungsgespräche zwischen den Vorständen der Volksbank Mülheim-Kärlich und der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel. Die Verschmelzung der beiden Banken ist für das kommende Geschäftsjahr geplant.

Auch bei den anderen Bankenarten gibt es den Trend zu Fusionen: So schlossen sich beispielsweise 2003 die Kreissparkasse Siegburg und die Kreissparkasse Köln zusammen. Januar 2005 folgte die Fusion der Stadtsparkasse Köln mit der Sparkasse Bonn. Gab es zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch mehr als 800 Sparkassen, sind es heute nur noch 409 Institute und damit sieben weniger als vor einem Jahr. Im genossenschaftlichen Bankensektor schlossen sich zum 1. August die beiden Spitzeninstitute, die Frankfurter DZ-Bank und die Düsseldorfer WGZ-Bank, zusammen. Sie wurden zur drittgrößten Bank in Deutschland – nach der Deutschen und der Commerzbank.

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