"Nachfolgeproblem im Mittelstand kostet Stellen"

Verband: In NRW und dem nördlichen Rheinland-Pfalz werden jährlich 1 500 Firmen mit 9 000 Beschäftigten geschlossen, weil die Inhaber keine Nachfolger finden - Volks- und Raiffeisenbanken in der Region legen zu

Düsseldorf. Ungelöste Probleme bei der Unternehmensnachfolge im Mittelstand kosten in Nordrhein-Westfalen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz jährlich Tausende Arbeitsplätze. "Allein 1 500 Unternehmen werden jährlich stillgelegt, weil sie keinen Nachfolger finden. Damit einher geht der Verlust von 9 000 Arbeitsplätzen", berichteten am Donnerstag die Vorstandsmitglieder des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV), Eberhard Heinke und Moritz Krawinkel, in Düsseldorf.

Der RWGV vertritt 237 Volksbanken, Raiffeisenbanken, Spar- und Darlehnskassen sowie mehrere Hundert landwirtschaftliche und gewerbliche Genossenschaften in der Region. Für die "Bankengruppe des Mittelstandes", so Heinke, sei es auch im eigenen Interesse, die Firmenkunden über Chancen und Risiken einer Betriebsübergabe zu informieren.

Die Stimmung bei den kleinen und mittleren Firmen in NRW und dem nördlichen Rheinland-Pfalz sei trotz der schwachen Konjunktur in Deutschland gut. "Es kommen viele positive Signale." So wolle die Hälfte der Firmen investieren, ein Drittel plane neue Produkte.

Auch bei den Genossenschaftsbanken, deren Zahl sich im vergangenen Jahr durch elf (Vorjahr: 24) Fusionen von 248 auf 237 verringert hat, ist die Stimmung gut. Die addierte Bilanzsumme wuchs um 2,4 Prozent auf knapp 136 Milliarden Euro und auch das Betriebsergebnis vor Bewertung stieg von 1,09 auf 1,14 Prozent der durschschnittlichen Bilanzsumme.

"Das beste Ergebnis seit 1997", so Heinke und Krawinkel, wurde aber auch bei den Genossenschaftsbanken unter anderem durch Personalabbau erkauft. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 400 auf 25 500, die Zahl der Zweigstellen verringerte sich von 2 146 auf 2 077.

Genossenschaften gibt es nicht nur bei den Banken, sondern auch in Gewerbe und Landwirtschaft. Hier entwickelten sich im vergangenen Jahr vor allem die 13 Winzergenossenschaften an Mosel, Nahe und Ahr laut Krawinkel sehr gut. Deren Umsatz stieg um fast zehn Prozent auf knapp 60 Millionen Euro. Die Winzer hätten erfolgreich am Image des Weins gearbeitet und dadurch auch bessere Preise erzielt, begründete Krawinkel die Entwicklung. Dagegen litten viele Milchbauern unter dem Preisdruck.

Laut Heinke und Krawinkel bietet die gesellschaftsrechtliche Form einer Genossenschaft gerade im kommunalen Bereich - "ob Stadtmarketing oder Bäder" - Möglichkeiten, dem finanziellen Kollaps entgegenzusteuern. "Hier sehen wir ein Betätigungsfeld für die Zukunft und erwarten verstärkt Gründungsanfragen." Bei der Gründung einer Genossenschaft schließen sich in der Regel mehrere Menschen mit gleichem Interesse zusammen mit dem Ziel, über die Genossenschaft ihre Interessen gegenseitig zu fördern.

So gibt es beispielsweise Handwerksgenossenschaften mit dem Ziel, über die Gewerkegrenzen hinweg zu kooperieren und mit Leistungen aus einer Hand etwa der flauen Baukonjunktur entgegenzuwirken. Ein besonders großes Potenzial für Genossenschaften sieht der RWGV im Gesundheitswesen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort