Mit Unterstützung in den Beruf

Außerbetriebliche Ausbildungsgänge ermöglichen Jugendlichen eine Lehre, die auf dem Stellenmarkt keinen Erfolg haben - In Bonn bildet das Jugenddorfwerk (CJD) Köche aus

  Berufspraxis auch außerhalb des Betriebs:  Andreas Veit lernt in der Großküche des CJD in Bonn.

Berufspraxis auch außerhalb des Betriebs: Andreas Veit lernt in der Großküche des CJD in Bonn.

Foto: Frommann

Bonn. Es ist Mittagszeit in der Küche des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) in Bonn, und die derzeit 21 Auszubildenden Köche und Beiköche haben alle Hände voll zu tun, um die Tagungsgäste vom Goethe-Institut zu versorgen. Trotz der Stresssituation lässt Andreas Veit keine Hektik aufkommen. Koch wollte der 21-Jährige schon lange werden, aber erst über Umwege kam er zu der Ausbildung.

Manchmal reichen die Qualifikationen der Bewerber nicht aus, um einen begehrten Ausbildungsplatz zu erhalten.

Jugendliche mit einem besonderen Förderungsbedarf haben dann die Gelegenheit, eine außerbetriebliche Ausbildung zu absolvieren, wo sie eine größere individuelle Betreuung erhalten, als es in einem Betrieb möglich wäre.

Diesen Weg geht auch Andreas Veit. Nachdem seine Bewerbungen keinen Erfolg hatten, nutzte er zunächst eine Fortbildungsmaßnahme des Arbeitsamtes (Agentur für Arbeit), bei der er in verschiedene Berufe reinschnuppern konnte, und blieb dabei vorerst im Metallbereich - bis er während der Fortbildung das Angebot erhielt, im CJD-Haus eine Ausbildung als Beikoch zu beginnen. Das CJD ist eine von drei Einrichtungen, die in Kooperation mit der Agentur für Arbeit in Bonn eine außerbetriebliche Ausbildung ermöglichen.

Um eine von der Arbeitsagentur geförderte außerbetriebliche Ausbildung zu absolvieren, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. "Man kann nicht einfach in eine außerbetriebliche Ausbildung gehen, weil man keinen Ausbildungsplatz bekommen hat", sagt Andrea Werner, Leiterin der Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Bonn.

Ein Anspruch auf außerbetriebliche Ausbildung bestehe, wenn Jugendliche wegen bestimmter Defizite wie Lernschwäche oder soziale Probleme nicht in einen Ausbildungsbetrieb vermittelt werden können, und auch die berufsvorbereitenden Bildungsangebote, die die Arbeitsagentur vermittelt, keinen Erfolg gebracht haben.

In bestimmten Berufen, in denen auf dem Ausbildungsmarkt Stellen frei sind und voraussichtlich nach der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen, fördert die Arbeitsagentur Bonn beim CJD, dem Verein für europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (VESBE) und der Kreishandwerkerschaft eine außerbetriebliche Ausbildung.

Zur Zeit gibt es eine solche Förderung in den Berufen Koch und Beikoch, Bürokaufmann, Friseur, Gas- und Wasserinstallateur, Maler und Lackierer, Florist, Verkäufer, Metallbauer und Metallarbeiter, Handelsfachpacker, Tischler und Dachdecker. Mit rund 3,6 Millionen Euro finanziert die Bonner Arbeitsagentur jährlich diese Berufsausbildung.

Allerdings liegt die Vergütung in der außerbetrieblichen Ausbildung unter der einer betrieblichen Ausbildung. Die Auszubildenden beim CJD etwa erhalten zwischen 250 und 300 Euro monatlich während der drei Ausbildungsjahre. In einem Betrieb verdienen angehende Köche etwa das Doppelte.

Inhaltlich unterscheidet sich die außerbetriebliche Ausbildung nicht von der betrieblichen Ausbildung. In den außerbetrieblichen Einrichtungen erhalten die Jugendlichen aber zusätzliche Unterstützung von Sozialpädagogen. So können die Auszubildenden beispielsweise individuelle Förderung in Mathematik oder im Umgang mit Maschinen erhalten.

"Der Matheunterricht wird bei uns direkt in der Küche geübt, da vielen Auszubildenden der Transfer vom Klassenzimmer zur Küche schwerfällt, wenn es beispielsweise um das Umrechnen von Rezepten geht", sagt Jenny Becker, Studienleiterin beim CJD Bonn.

Aber auch Tugenden werden, wenn nötig, in der außerbetrieblichen Ausbildung eingeübt, wenn ein Auszubildender beispielsweise Probleme mit der Pünktlichkeit hat. "Wir versuchen, den Jugendlichen beizubringen, was wichtig ist im Berufsleben", erklärt CJD-Leiter Stefan Böker. Oft erlernten die Auszubildenden beim CJD Schlüsselqualifikationen, die später ausschlaggebend für eine feste Anstellung sein könnten, wie etwa Zuverlässigkeit.

"Ziel ist es, dass die sozialpädagogische Betreuung immer weniger wird und der Jugendliche am Ende in der Lage ist, selbstständig zu arbeiten", sagt Werner. So früh wie möglich sollen die Jugendlichen von der außerbetrieblichen Ausbildung aus in einen Betrieb vermittelt werden, wo die Ausbildung dann fortgesetzt wird.

Im Idealfall geschieht dies nach dem ersten Ausbildungsjahr. "Aber wenn die Vermittlung nicht klappt, ist der Träger verpflichtet, den Jugendlichen die Fortsetzung der Ausbildung anzubieten", so Werner. Die außerbetriebliche Ausbildung kann dann mit einem anerkannten Kammer-Abschluss absolviert werden.

Auch wenn viele Auszubildenden beim CJD nicht gleich im zweiten Jahr in einen Betrieb wechseln, lernen sie den Arbeitsalltag in der CJD-Küche unter realistischen Bedingungen kennen: Da das CJD-Haus in Bonn zugleich auch Tagungshaus ist, haben die Auszubildenden immer Kontakt zu den Gästen, die sie verpflegen. "Wenn das Essen den Gästen nicht schmeckt, bekommen die Auszubildenden das auch zu hören", sagt Böker.

Von den 162 Jugendlichen, die im September 2002 bei der Bonner Arbeitsagentur einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz unter Vertrag nahmen, sind laut Werner etwa die Hälfte nach einem Jahr in die betriebliche Ausbildung gewechselt. Für kommenden September seien nochmals etwa 80 Plätze vorgesehen.

Die Vermittlungsquote sieht Böker in seiner Einrichtung als relativ hoch an: Von 18 Auszubildenden, die seit 1998 die Abschlussprüfung bestanden haben, seien zwölf vermittelt worden, vor allem in Einrichtungen mit Gemeinschaftsküchen wie im Posttower oder in Krankenhäusern und Altenheimen. Auch Andreas Veit hatte nach seinem letzten Praktikum eine Stelle in Aussicht, die er jedoch nicht antreten wird: Er muss nun erst einmal seinen Wehrdienst ableisten.

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