Programm „Mentoring4Women“ Mit Hilfestellung zum Erfolg

Bonn · Das Programm „Mentoring4Women“ geht im Herbst in die zweite Runde. Zwei ehemalige Teilnehmerinnen berichten von ihren Erfahrungen und den neugewonnen Blickwinkeln im Berufsalltag.

 Auf der Räuberleiter: Mentorin Nora von Schaaffhausen unterstützt Mentee Natalia Matthies (vorne) auf dem Weg nach oben.

Auf der Räuberleiter: Mentorin Nora von Schaaffhausen unterstützt Mentee Natalia Matthies (vorne) auf dem Weg nach oben.

Foto: Benjamin Westhoff

Läuft man an diesem Morgen durch den Flur der Stadthaus-Loggia muss man schon zweimal hingucken: Erst rollen zwei junge Frauen auf einem Fahrrad durch den Büroflur, dann stellen sich beide in Räuberleiterposition auf. Auf den ersten Blick ein zugegebenermaßen ungewohntes Bild. Dabei waren die Überlegungen dazu ganz einfach: Wie verbildlicht man das Thema „Mentoring“?

Mit sichtlich viel Spaß versuchten sich die Mentorin Nora von Schaaffhausen und die Mentee Natalia Matthies an der Umsetzung. Dabei gestalteten sich sowohl der Start auf dem Drahtesel, als auch das Einnehmen der Position zur Hilfestellung, ähnlich holprig wie der Start des Programmes selber: „Man muss erst das Gleichgewicht finden“, sagt von Schaaffhausen lachend, die im letzten Jahr mit „Mentoring4Women“ bereits ihr drittes Programm als Mentorin absolvierte: „Besonders schön für mich ist immer, Teil des Entwicklungsprozesses des Mentees zu sein“.

Zwar war Mentee Natalia Matthies nicht ihre Tandempartnerin, doch auch sie zeigt sich begeistert von dem Programm: „Meine Erwartungen wurden voll erfüllt. Besonders mein Selbstbewusstsein wurde weiter gestärkt.“ Als Teil des mit 25 Mitarbeitern eher beschaulichen Unternehmens „netTraders“ begrüßt sie das Angebot des Amts für Wirtschaftsförderung. In-House-Mentoring gibt es nämlich nicht. So wurde ihr von der Geschäftsführung im letzten Jahr angeboten am Programm teilzunehmen. „Speziell reizte mich der persönliche Austausch mit dem Mentor, aber auch mit den anderen Mentees“, sagt die 33-Jährige.

Obligatorisch ist für alle Teilnehmer das Ausfüllen eines ausführlichen Fragebogens, der klären soll wer zu wem passt. Neben allgemeinen beruflichen Informationen werden beispielsweise auch die Vorbilder einer Person und vor allem deren Erwartungswünsche an die Zeit abgefragt. Daraufhin folgt mit jedem Teilnehmer noch ein persönliches Gespräch, um dann aus einem Pool von Mentoren das passende Match zu finden. Bis zur Auftaktveranstaltung herrscht dabei Anonymität: „Ein bisschen wie bei einem Überraschungsei“, sagt Matthies.Interessant dabei ist, dass fast alle Paare branchenübergreifend gebildet werden; dass sich ein Wirtschaftsprüfer einer Mentee aus der Fleischindustrie annimmt ist nur eins von vielen Beispielen.

Neben der reinen Mentoren-Mentee-Beziehung herrscht auch zwischen den Mentees reger Austausch während des Programms. „Wir gehen auch jetzt noch regelmäßig in großer Runde Essen oder treffen uns auf ein Bier“, berichtet Frau Matthies zufrieden. Auch der Kontakt zu ihrem Mentor besteht weiterhin. Mit dem traf sie sich ca. alle sechs Wochen, wo in den Gesprächen neben konkreten Fragen zu beruflichen Problemen auch oft allgemeine Anliegen geklärt wurden, ähnlich einer Berufsberatung.

Zwar kam ihr Mentor auch aus der IT-Branche, trotzdem hätte ihr der Blickwinkel aus einem anderen Unternehmen bei der Art und Weise Probleme zu lösen sehr weitergeholfen. Heute kann die Leiterin des Kundenservices sich irgendwann auch selber eine Mentorenrolle vorstellen, macht aber auch klar, dass der Erfolg einer solchen Beziehung immer vom Engagement abhängt. Bei ihr hätte alles zusammengepasst, da beide Teile viel Zeit investiert hätten. Das wäre aber nicht überall so gewesen, da gehöre auch ein bisschen Glück dazu.

Zustimmend nickt die Diplomingenieurin Nora von Schaaffhausen. Sie absolvierte als Trainee in ihrem Betrieb bereits ein zweijähriges Programm als Mentee. Ihre damaligen Erfahrungen gibt sie heute weiter. Von „Mentoring4Women“ war sie sofort überzeugt, da mittelständische oder kleinere Betriebe gar nicht über die Möglichkeiten verfügen würden, die sie zu ihrer Einstiegszeit genoss. Um einen groben Überblick zu bekommen, was im nächsten Jahr zu erwarten ist, setzt sich die 34-Jährige zu Anfang mit ihrer Mentee zusammen und bespricht Ziele, die diese in den zwölf Monaten erreichen will. Dabei ist es egal, ob es sich um wöchentliche, monatliche oder Ziele handelt, die nicht zeitgebunden sind.

Nach einem halben Jahr erfolgt dann die Bestandsaufnahme, ob die vergangenen Treffen Erfolg hatten und bestimmte Vorgaben bereits erreicht wurden. Stolz berichtet sie, dass ihr Schützling gegen Ende der Programmzeit ihre gesteckten Ziele erreicht habe. Teil dieses Prozesses zu sein, sei für sie immer das Highlight an solchen Programmen. Aber auch die Mentoren profitieren in ihren Augen an der Teilnahme, so spielt es auch keine Rolle, dass in der letzten Runde ihre Mentee älter war als sie selber.

Gerade Frauen empfiehlt sie die Teilnahme an Programmen wie diesem. Wo sich ein Mann beispielsweise kurzentschlossen auf eine Stelle bewerbe, sammle eine Bewerberin meist noch weitere Qualifikationen, um sich sicherer zu fühlen. Auch dafür sei ein Mentor da, um „zu helfen, dass der Mentee sich traut den letzten Schritt zu machen“. Vor allem in ihrer Branche sieht sie in dieser Hinsicht Nachbesserungsbedarf, denn in 95 Prozent ihrer geschäftlichen Meetings trifft sie nur auf Männer.

Dies deckt sich mit der Aussage von Victoria Appelbe von der Wirtschaftsförderung: „Mit dem Mentoring Programm möchten die Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn und die des Rhein-Sieg-Kreises kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen, wenn es darum geht, weibliche Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Das Potenzial von qualifizierten Frauen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wenn die Unternehmen zukunftsfähig bleiben wollen.“

Ob von Schaaffhausen in diesem Jahr wieder eine „Räuberleiter“ macht ist noch offen, dafür muss erst das richtige Match gefunden werden. Sicher ist aber, dass von Schaaffhausen dafür bereit stehen würde. Wie auch fast alle anderen Mentoren der letzten Runde. Ein klares Zeichen für den Erfolg der Zusammenarbeit.

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