Lebensmittel bei Rewe Mineralöl in Cornflakes

Bonn · Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert die Handelskette Rewe auf, mehrere Produkte zurückzurufen. Die Gefahr bleibt allerdings wissenschaftlich unklar.

 Ernährungswissenschaftler warnen vor Panikmache: Wie gefährlich Mineralöl in Lebensmittel sei, ist noch nicht belegt. FOTO: DPA

Ernährungswissenschaftler warnen vor Panikmache: Wie gefährlich Mineralöl in Lebensmittel sei, ist noch nicht belegt. FOTO: DPA

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Mineralöl in Lebensmitteln klingt zunächst gefährlich. Ob in Osterhasen, Adventskalendern oder anderen Produkten – der Verbraucher wird immer wieder damit konfrontiert. Vor nicht mal zwei Wochen hat die Rewe Group angekündigt, ihr „Naturgut Bio-Veggi-Schnitzel“ aus den Regalen zu nehmen. Anlass für die Entscheidung waren aktuelle Ergebnisse einer Untersuchung von „Öko-Test“: Die Sojaschnitzel sollen, wie viele andere Ersatznahrungsmittel, mit einem hohen Gehalt an Mineralöl belastet sein.

Und das ist offensichtlich nicht das einzige Produkt der Handelskette. Der gemeinnützige Verein Foodwatch forderte Rewe gestern in einer Pressemitteilung auf, gleich mehrere Produkte zurückzurufen. „Lebensmittel der Rewe-Eigenmarken sind stark mit gesundheitsgefährdenden Mineralölen belastet“, lautet der Vorwurf.

Das sei das Ergebnis eines neuen Labortests der Verbraucherorganisation. Betroffene Lebensmittel seien „Rewe Bio Vollkornsemmelbrösel“, „ja!Langkorn-Spitzenreis und „Rewe Bio Dinkelflakes“. Allerdings sind auch Produkte anderer Hersteller bei der Untersuchung negativ aufgefallen: So die Cornflakes Kellogg’s Special K Classic und Haferflocken der Bio-Marke Alnatura.

Die Rewe-Group mit Sitz in Köln reagierte gestern auf Anfrage des General-Anzeigers überrascht: „Wir haben heute selbst erst aus den Medien von der Untersuchung erfahren“, erklärte Sprecher Raimund Esser. Der Handelskonzern habe jetzt einen detaillierten Bericht von Foodwatch angefordert.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung sind Mineralöle in Lebensmitteln potenziell krebserregend und können Organe schädigen. Die experimentellen Daten über mögliche gesundheitliche Schäden, die es bereits gibt, stammen bisher jedoch nur aus Tierversuchen. Deshalb warnen Ernährungsexperten eindringlich vor Panikmache. „Das tatsächliche Risiko für den Menschen kann noch keiner einschätzen“, erklärt Peter Stehle von der Universität Bonn.

Der Ernährungsexperte sieht keinen Grund, die Produkte nicht mehr zu verzehren. Denn die Wissenschaft sei noch nicht so weit, belegen zu können, welche Werte tatsächlich bedenklich seien. Das Mineralöle über die Verpackung in Lebensmittel gelangen können, sei lange bekannt. Eine wesentliche Quelle sind Druckfarben aus Altpapierverpackungen und Pappkartons, die zur Lagerung und zum Transport verwendet werden.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es derzeit auch keine Grenzwerte, die vorgeschrieben sind. Den einzigen Schluss, den Stehle aus der Diskussion derzeit zieht: „Die Wissenschaft sollte sich jetzt intensiver damit auseinandersetzen.“ Panik sei Fehl am Platz. Er findet es eher „bedenklich“ von „stark erhöhten Werten“ zu sprechen ohne wissenschaftliche Belege dafür zu haben und ohne, dass offizielle Grenzwerte bestehen. „Das ist dann willkürlich.“ Die Arbeit von Foodwatch sei wichtig. Um zu Bewerten brauche es allerdings Wissenschaftler.

Der Informationsdienst im Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit Sitz in Bonn kommt zu einer ähnlichen Einschätzung wie Stehle: „Was Foodwatch macht ist plakativ, aber nicht wissenschaftlich belegt“, erklärte auch Ernährungswissenschaftler Harald Seitz.

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