Millionenaufwand zum Schutz von Bits und Bytes

Tochter des Bonner Post-Konzerns investiert im Prager IT-Zentrum hohe Summen in die Sicherheit - Das Herzstück des neuen DHL-Standortes fasst 5 500 Computerserver

  Den sicheren Betrieb  ihrer Rechner lässt sich DHL in Prag viel Geld kosten.

Den sicheren Betrieb ihrer Rechner lässt sich DHL in Prag viel Geld kosten.

Foto: Post

Prag. (js) "Die Stabilität der elektronischen Datenverarbeitung ist längst ein kritischer Faktor für die Unternehmen." Frank Appel, im Post-Vorstand unter anderem für die Informationstechnik des Logistikkonzerns verantwortlich, hatte am Donnerstagabend in Prag gut reden.

Einige Mitglieder des Post-Aufsichtsrates, der am Freitag in Prag tagte, kamen deutlich später in der tschechischen Hauptstadt an als geplant. Der Grund dafür war ein kurzzeitiger Computerausfall bei der Lufthansa.

Kein Wunder, dass unter den Aufsichtsräten der Post vor allem einer die Führung durchs Prager IT-Zentrum besonders aufmerksam begleitete: Ex-Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Um Pannen wie bei der Lufthansa zu vermeiden, treibt die Post an ihrem neuen Standort einen Millionenaufwand zum Schutz der Bits und Bytes.

Allein die Stromversorgung des Gebäudes vor den Toren der Stadt ist dreifach abgesichert. An zwei getrennten Stellen wird Strom aus dem öffentlichen Netz eingespeist. Zusätztlich hat die Post vier riesige unterirdische Dieselmotoren aufgebaut, die bei einem Stromausfall automatisch anspringen.

In ebenfalls unterirdisch gesicherten Tanks lagern 40 000 Liter Diesel, genug, um mit den Motoren die Computer eine Woche am Laufen zu halten. Herzstück des Standortes sind drei grosse klimatisierte Räume im Erdgeschoss, die 5 500 so genannte Computerserver fassen.

Auf diesen Geräten laufen die elektronischen Geschäftsvorgänge ab, etwa wenn in Hongkong ein Warencontainer auf die Schiffsreise nach Rotterdam geschickt wird oder ein Frachtflieger der Posttochter DHL von Brüssel in die USA startet.

Derzeit sind die Serverräume noch fast leer, nur 600 dieser Geräte von etwa von der Größe eines Videorecorders sind installiert, jede Woche kommen aber 40 neue hinzu. Der Zugang zu den Räumen ist biometrisch gesichert: Die Mitarbeiter müssen sich mit ihrem Handabdruck identifizieren, bevor sich die Tür öffnet.

Nur für die Elektrokabel im Gebäude hat die Post nach eigenen Angaben 37 Millionen Euro bezahlt. Hochsicherheit auch beim Brandschutz: Nicht etwa Sprinkleranlagen, sondern ein Spezialgas soll im Ernstfall schon den kleinsten Kabelbrand im Keim ersticken. Kosten pro Gasfüllung: 40 000 Euro.

Vor riesigen Videoleinwänden überwachen Mitarbeiter die Stabilität und Kapazität der Computernetze. Im Ernstfall, etwa wenn ein Bagger irgendwo auf der Welt ein entscheidendes Kabel kappt, muss blitzschnell reagiert werden. Andere DHL-Beschäftigte versuchen jenen monatlich rund 16 000 Kollegen am Telefon oder am Bildschirm zu helfen, die an ihrem Arbeitsplatz Probleme mit dem Computer haben.

Auf den Organisationsplänen, die an den Wänden des IT-Zentrums in Prag hängen, sind noch viele weiße Flecken: "Das sind Stellen, die wir noch nicht besetzen konnten", zwinkert mir ein Mitarbeiter zu, der weiss, dass ich aus Deutschland komme.

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