Freiwillligendienst "Mein Bild von Afrika ist differenzierter"

Bonn · Mit dem Bonner Verein Experiment ging Marie Heidel direkt nach dem Abitur für sechs Monate nach Südafrika. Der GA sprach mit der 20-jährigen Bonnerin.

 Marie Heidel während ihres Freiwilligendienstes mit Schulkindern in Südafrika.

Marie Heidel während ihres Freiwilligendienstes mit Schulkindern in Südafrika.

Foto: privat

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für Entwicklungsarbeit in Südafrika zu bewerben?
Marie Heidel: Vor dem Studium wollte ich mich sozial engagieren. Deshalb habe ich mich über Angebote im Bereich Entwicklungsarbeit informiert. Meine Wahl fiel auf Südafrika. Der Kontinent fasziniert mich, seit ich mit meinen Eltern dort eine eindrucksvolle Reise gemacht habe.

Was waren dort Ihre Aufgaben?
Heidel: Ich habe in einer Grundschule in den Cape Flats, den sozialen Brennpunkten rund um Kapstadt, geholfen. Wir haben mit den Schülern in kleinen Gruppen gearbeitet, sie bei Mathematik unterstützt oder das Lesen mit ihnen geübt. Außerdem haben wir Sport unterrichtet und so die Lehrer entlastet.

Viele Kinder waren einfach froh, wenn wir uns mit ihnen beschäftigt haben und sie so die Aufmerksamkeit erhielten, die ihnen zu Hause fehlt. Die soziale Lage der meisten Kinder war schwierig: Eigene Stifte oder Hefte besaß nur eine Minderheit. Wir mussten viel Eigeninitiative zeigen, weil alles nicht so straff durchorganisiert war.

Wo haben Sie während Ihres Aufenthalts in Kapstadt gelebt?
Heidel: In einer Gastfamilie direkt in den Cape Flats. Diese Vororte liegen rund 20 Kilometer vom Zentrum entfernt. Dort wohnen viele ethnische Gruppen, nach 18 Uhr geht keiner mehr vor die Tür - aus Sicherheitsgründen. Wir lebten in einem kleinen Haus zu siebt: Meine Gastmutter, ihre Tochter, ein Cousin, dessen Neffe und ein Bekannter sowie eine andere deutsche Volontärin und ich.

Was hat Ihnen Ihre Zeit in Südafrika gebracht?
Heidel: Ich bin offener und toleranter geworden. Mein Bild von Afrika ist heute differenzierter als damals. Dieses Jahr beginne ich in Ungarn, Medizin zu studieren. Ich bin sicher, dass mir mein Aufenthalt in Südafrika dabei helfen wird, mich in Ungarn schnell zurechtzufinden und mich in einer anderen Kultur einzuleben.

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