Kommentar zur Dualen Ausbildung Mehr Mut und Ideen

Meinung | Bonn · Andreas Dickmann ist kaufmännischer Ausbildungsleiter beim General-Anzeiger und Befürworter der Dualen Ausbildung. Dennoch müssten sich alle Seiten für dieses Erfolgsmodell einsetzen, kommentiert Dickmann.

Die Duale Ausbildung ist ein deutsches Erfolgsmodell. Nicht umsonst gibt es im europäischen Ausland und besonders dort, wo im Süden des Kontinents die Jugendarbeitslosigkeit hoch ist, Bestrebungen die Vorzüge des Systems zu kopieren. Ein Grund stolz zu sein – dennoch gibt es Anlass zur Sorge.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen der IHK Bonn/Rhein-Sieg und der Handwerkskammer Köln zeigt, dass im Ausbildungsjahr 2017 nahezu ein Viertel der angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sind. Woran liegt es? Entweder reicht das Marketing der Arbeitgeber nicht aus, um die jungen Leute für den Job zu gewinnen, oder die Vielfalt an Möglichkeiten erschlägt die Bewerber.

Die Erwartungshaltung der Arbeitgeber an den Bewerber ist hoch: Motivation, Disziplin, Belastbarkeit und gutes Auftreten werden vorausgesetzt. Wie sieht es umgekehrt mit der Erwartungshaltung der Bewerber aus? Der jungen Generation geht es zu Recht um eine praxisnahe, auf der Höhe der Zeit befindliche und zukunftsorientierte Ausbildung – auch im Hinblick auf eine anschließende Übernahme. Es stärkt ihre Position, dass sie um den von Arbeitgebern beklagten Fachkräftemangel wissen.

Aus diesem Grund sind Ideen gefragt – und zwar auf Seiten der Arbeitgeber. Sie können sich nicht länger darauf verlassen, ihre Ausbildungsplätze mit klassischen Mitteln zu vergeben. Sie müssen um den Nachwuchs werben – sicher auch mit Hilfe der zunehmenden Digitalisierung, die nicht nur als Ausbildungsinhalt, sondern auch in der Ansprache von Bewerbern unverzichtbar ist.

Alle Seiten müssen Mut für innovative Veränderungen aufbringen und Ausbildungsreife zeigen, damit die Duale Ausbildung erfolgreich bleibt. Sie ist es wert.

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