Porträt: Armin von Buttlar Mehr Gestalter als Verwalter

Bonn · Zu Hause zu sein, umgeben von Familie und Freunden - so verbringt Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch, die Weihnachtstage am liebsten. "Gemeinsam zu feiern, aber auch einfach mal faul zu sein und fernzusehen, finde ich sehr schön", sagt von Buttlar.

Geht in seiner Freizeit joggen oder fährt Oldtimer: Armin von Buttlar.

Geht in seiner Freizeit joggen oder fährt Oldtimer: Armin von Buttlar.

Foto: Horst Müller

Auf Rituale kommt es ihm dabei nicht so sehr an, auf den Weihnachtsbaum legt der 54-Jährige weniger wert. "Darauf bestehen meine Kinder jedes Jahr, die sind dabei viel strenger", sagt von Buttlar, der mit seiner Familie in Bonn wohnt.

Ihm ist es wichtig, seinen Kindern Werte weiterzugeben: Sich zu engagieren, hilfsbereit, offen und kommunikativ zu sein - das sind auch Werte, die seine Arbeit als Chef der Aktion Mensch bestimmen. Vor über sechs Jahren kam von Buttlar eher durch Zufall, nämlich durch den Kontakt zu einem Personalberater, zu seinem Posten bei der Soziallotterie. "Ich hatte damals drei Möglichkeiten", erinnert sich der 54-Jährige.

"Mich selbstständig machen, so weiterzumachen wie bisher oder etwas ganz anderes ausprobieren." Mit dem Gang zur Aktion Mensch im Jahr 2009 fiel die Wahl auf letztere Option und gegen eine weitere Beschäftigung in der freien Wirtschaft. Zuvor hatte von Buttlar jahrelang unter anderem für die Me-tro-Gruppe, den Kölner Maschinenbauer Oerlikon Leybold und die Merz-Gruppe gearbeitet. Seit Mai 2013 ist er alleiniger Vorstand der Aktion Mensch. Vorher hatte er sich die Position mit Martin Georgi geteilt.

Aufgewachsen ist Armin von Buttlar, der in seiner Freizeit gerne den Oldtimer aus der Garage holt oder eine Runde joggen geht, in Bochum. Nach dem Abitur an einer Waldorfschule musste er zur Bundeswehr, anschließend absolvierte von Buttlar eine Ausbildung zum Bankkaufmann. "Ich dachte, dass mir ein kaufmännischer Beruf gut liegen könnte", erinnert er sich. Statt in den Arbeitsalltag einer Bank einzusteigen, half er nach Ausbildungsende dabei, die Privat-Universität Witten/Herdecke mit aufzubauen. Deren Gründer Konrad Schily ist immer noch ein Vorbild für den 54-Jährigen. Auf sein Drängen hin hat von Buttlar auch sein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. "Ich war damals von Ungeduld getrieben, war ehrgeizig und wollte Karriere machen", sagt er.

Seine Entscheidung, die Laufbahn bei der Aktion Mensch fortzusetzen, bereut von Buttlar bis heute nicht: Er findet es nach wie vor spannend, dass Aktion Mensch betriebswirtschaftliche wie ideelle Ziele verfolgt. Er muss nicht nur dafür sorgen, dass die Geschäfte laufen, sondern auch einen sozialen Auftrag erfüllen. Das passt zu seiner Definition eines Geschäftsführers: Dieser dürfe nicht nur verwalten, sondern müsse vor allem gestalten. Er müsse bereit sein, Risiken einzugehen, um Neues auszuprobieren.

Bei Aktion Mensch muss Armin von Buttlar vor allem den Umgang der Lotterie mit der Digitalisierung gestalten. In seiner Kindheit hat von Buttlar Aktion Mensch - damals noch Aktion Sorgenkind - beim Fernsehgucken mit seinen Großeltern kennengelernt. Seitdem hat sich der Begriff in seinem Kopf verankert. "Heute ist es viel schwieriger, das zu erreichen, weil die Menschen auf viel mehr Kanälen unterwegs sind", erklärt von Buttlar.

Also muss auch Aktion Mensch mehr Kanäle als in den 60er-Jahren bespielen: In sozialen Netzwerken präsent sein, Videos auf Youtube hochladen oder Lose im Einzelhandel verkaufen zählen dazu. Der 54-Jährige ist 2015 auch viel im Bundesgebiet unterwegs gewesen, um Projekte, die von Aktion Mensch gefördert werden, zu besuchen. Im Sommer hat er zum Beispiel der Diakonie Michaelshoven in Köln-Sürth dabei geholfen, einen Garten für Demenzkranke anzulegen.

Für 2016 wünscht sich von Buttlar, eine Gesamtfördersumme von vier Milliarden Euro zu erreichen. Ob das gelingt, ist noch unklar - gewiss ist aber, dass von Buttlar weiterhin gerne bei Aktion Mensch arbeiten würde. Sein Arbeitsvertrag läuft bis Anfang 2019 - fürs Erste.

Die Aktion Mensch

Aktion Mensch wurde 1964 gegründet und setzt sich seitdem - zusammen mit ihren Mitgliedern, zu denen Wohlfahrtsverbände und das ZDF zählen - für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ein.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Aktion Mensch nach Aussage des Vorstands mehr als 3,8 Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Laut Geschäftsbericht hat die Lotterie 442 Millionen Euro im Jahr 2014 umgesetzt und 275 Mitarbeiter beschäftigt. Pro Monat werden bis zu 1000 Projekte gefördert. Neben dem Förderschwerpunkt der Inklusion sowie weiteren Kinder- und Jugendprojekten wurden 2015 auch verstärkt Projekte gefördert, die sich für Flüchtlingskinder einsetzen, die unbegleitet kommen, stark traumatisiert oder behindert sind.

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