Lufthansa Mehr Billigflüge und Chance auf weitere Langstreckenflüge

FRANKFURT/KÖLN · In Köln/Bonn könnte es demnächst Billig-Langstreckenflüge geben. Möglicherweise tritt nämlich hier die Lufthansa mit einer noch unbekannte Billiglinie an.

 Präsentiert Paket an Neuerungen: Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa.

Präsentiert Paket an Neuerungen: Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa.

Foto: dpa

Für die zunächst kleine Einheit mit bis zu neun kleineren Langstreckenjets laufen Gespräche mit Turkish Airlines, mit der man bereits beim Ferienflieger Sun Express zusammenarbeitet. Falls es zu einem neuen Angebot komme, dann aus München oder aus NRW heraus, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch angekündigt als er sein neues Konzept für die Lufthansa präsentiert hatte. Und wenn es in NRW ein neues Angebot gebe, dann in Düsseldorf oder Köln.

"Wir freuen uns, dass wir als möglicher Standort für ein solch höchst attraktives Langstrecken-Projekt genannt worden sind", sagte Flughafen-Chef Michael Garvens am Mittwoch. Köln/Bonn besitze viel Erfahrung im Low-Cost-Geschäft und bietet allerbeste Voraussetzungen für eine solche Langstrecken-Operation. "Wir werden selbstverständlich alle Chancen nutzen, um diesen Verkehr nach Köln zu ziehen", so Garvens weiter.

Spohr will mit einem umfassenden Billigkonzept den umsatzstärksten Luftverkehrskonzern Europas wieder auf Gewinnkurs steuern. Schon im Frühjahr sollen nach dem Inlandvorbild Germanwings die ersten Airbus-Jets unter der neubelebten Konzernmarke Eurowings von Flughäfen außerhalb Deutschlands Verbindungen nach ganz Europa fliegen. "Wir fangen mal mit Basel an", sagt Spohr scheinbar bescheiden. Erklärtes Vorbild des neuen Angebots ist die britische EasyJet, die mit einer einheitlichen Flotte, billigem Personal und positiver Ansprache von Geschäftskunden erfolgreich ist.

Der neue Hoffnungsträger Eurowings ist rechtlich auf schnelles Wachstum ausgelegt, soll bald zur Nummer drei hinter Ryanair und EasyJet aufsteigen. "Die Punkt-zu-Punkt-Verkehre wachsen schneller als der Gesamtmarkt. Lufthansa muss daran teilhaben", sagte Spohr.

Wohl auch zulasten der Konzernmarken AUA und Swiss, wie bereits das erste Beispiel Basel zeigt. Die Düsseldorfer Gesellschaft Eurowings, deren Piloten rund 20 Prozent billiger arbeiten als ihre Kollegen unter dem Lufthansa-Tarif, wird auch auf deutschen Flughäfen präsent sein, die von Billigfliegern besonders stark umkämpft sind. In Frage kommen zum Beispiel Hamburg und Berlin.

Springender Punkt in Spohrs Plan ist die Frage, wie er die streitbaren Spartengewerkschaften einbinden kann. Die Wings-Gesellschaften sollen in einer ausländischen Holding zusammengefasst werden, die möglicherweise nicht unter den Lufthansa-Tarif fiele. Das Personal für Cockpit und Kabine will der 47 Jahre alte Manager am Markt finden, auch aus dem Konzern seien Wechsler willkommen.

Und was wird aus der Kernmarke? Lufthansa soll nach Spohrs Willen die erste westliche Airline mit einem Fünf-Sterne-Prädikat des Skytrax-Portals werden. Dafür dürfe man das Angebot der Marke nicht zu weit spreizen und brauche die Billiglinie, um bestimmte Märkte überhaupt noch bedienen zu können.

Im Wettbewerb vor allem mit den Golf-Airlines setzt der neue Lufthansa-Boss auf enge Kooperationen mit den großen Netz-Carriern in den Zielregionen. Die gerade verabredete Kooperation mit Air China könnte den riesigen chinesischen Markt öffnen helfen.

Balsam verteilte Spohr an die Mitarbeiter der Servicetöchter. Von einem Verkauf der Sparten für Technik oder Catering ist unter Spohr keine Rede mehr.

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