Fachkräftemangel Mehr Ausbildungsangebote für junge Erwachsene

BONN · Pünktlich zur Woche der Ausbildung, die am 7. April startet, haben der Zentralverband des Deutschen Handwerks und die Bundesagentur für Arbeit eine engere Kooperation zur Fachkräftesicherung angekündigt. "Schwerpunkt ist die Ausbildung junger Erwachsener über 25 Jahren", sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer.

 Ölwechsel: Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer (2.v.l.), Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (3.v.l.), und Jürgen Blattner von Auto Thomas (2.v.r.) schauen den Lehrlingen Jonas Schneider (l.) und Daniel Djuric zu.

Ölwechsel: Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer (2.v.l.), Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (3.v.l.), und Jürgen Blattner von Auto Thomas (2.v.r.) schauen den Lehrlingen Jonas Schneider (l.) und Daniel Djuric zu.

Foto: Nicolas Ottersbach

Wegen des demografischen Wandels werde es künftig weniger Fachkräfte in Deutschland geben. Das stelle Arbeitgeber vor die Herausforderung, neuen Nachwuchs zu gewinnen. 2013 blieb jede zehnte bei der Arbeitsagentur gemeldete Ausbildungsstelle unbesetzt.

Wollseifer und Heinrich Alt, der Vorstand der Arbeitsagentur ist, sehen bei der Attraktivität der Handwerksberufe noch viel Nachholbedarf. So sei man derzeit im Gespräch mit der Bundesregierung, staatliche Förderungen wie BaföG ohne die bisher geltende Altersgrenze anzubieten. "Auch was die Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung angeht, muss nachgebessert werden", sagte Wollseifer.

Unternehmen und Ausbilder müssten sich flexibler auf ihre Azubis einstellen können, gerade deshalb, weil ältere Einsteiger oft mitten im Leben stünden. Einen Mindestlohn in der Ausbildung hält er allerdings für einen "falschen Köder". 8,50 Euro bei 170 Stunden im Monat ergeben das fast 1500 Euro Bruttolohn. Für jemanden, der gerade die Schule verlassen und noch keine Qualifikation habe, sei das nicht der richtige Anreiz.

Großes Potenzial für den Handwerknachwuchs sehen Wollseifer und Alt bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund. "Sie müssen so gefördert werden, dass sie sich in der Ausbildung gut integrieren können", sagte Arge-Vorstand Heinrich Alt. Auch diejenigen, die keine Musterschüler seien, gelte es für das Handwerk zu begeistern. "Der Arbeitgeber darf nicht nur auf die Noten gucken, sondern muss den Menschen hinter den Zeugnissen sehen und beurteilen", so Alt. Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollten angesichts der zunehmenden Akademisierung Karrierechancen im Handwerk vermitteln werden. Heinrich Alt konnte sich gut vorstellen, dass es bald berufskundliche Tage parallel zu akademischen Tagen an Gymnasien gibt. "Wir haben das Problem, dass das Studium ein Statussymbol ist. Handwerk und Studium werden in der Gesellschaft nicht als gleichwertig angesehen", sagte Wollseifer.

Dass diese Ansicht in der breiten Bevölkerung noch nicht angekommen ist, weiß Daniel Djuric. Der 22-Jährige ist Mechatroniker-Azubi bei Auto Thomas in Ramersdorf und absolviert derzeit das zweite Lehrjahr. "Als ich nach meinem Abitur eine Ausbildung antrat, haben mich meine Freunde erstmal schief angeguckt", erzählte er. Djuric wollte praktische Erfahrungen sammeln. Nicht nur trocken Pauken, sondern Schrauben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort