Vorsorgliche Maßnahme Deutsche Post testet mehr als 10.000 Mitarbeiter auf Corona

Bonn · Der Konzern hat entdeckt, dass viele Mitarbeiter Covid-19 haben und es nicht einmal merken. Jetzt wird vorsorglich gehandelt. Mehr als 10.000 Mitarbeiter will die Deutsche Post jetzt auf Corona testen.

 Die Deutsche Post testet mehr als 10 000 Mitarbeiter auf Covid-19. Auch in Briefzentren soll getestet werden.

Die Deutsche Post testet mehr als 10 000 Mitarbeiter auf Covid-19. Auch in Briefzentren soll getestet werden.

Foto: picture alliance/dpa/Jan Woitas

Die Deutsche Post wird viele Tausend Mitarbeiter ohne konkreten Anlass auf Covid-19 testen lassen. Das sagt Tobias Meyer, für das hiesige Paket- und Briefgeschäft zuständiger Konzernvorstand. „Wir gehen über zu einer prophylaktischen Teststrategie. Wir werden deutlich mehr als 10 000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen anbieten, sich vorsorglich auf Covid-19 testen zu lassen; dies vor allem in größeren Betriebsstätten. Unsere Betriebsärzte werden so voraussichtlich in einem Teil der 36 Paketzentren und möglicherweise auch Briefverteilzentren entsprechende Tests anbieten.“

Die Post hat viele Tests hinter sich. Rund 4000 Kollegen wurden getestet, nachdem es in ihrem direkten Umfeld zu Covid-19 Infektionen gekommen war, eine zwingende Standardprozedur.Dabei ergab sich eine „Trefferquote“, die ungefähr denen bei den anderen Tests in Deutschland entspricht, wie sie regelmäßig veröffentlicht werden. So meldet das Robert-Koch-Institut am Mittwoch, dass in Deutschland 3,6 Millionen Tests durchgeführt worden waren, bei denen es 205 000 positive Ergebnisse gegeben hatte, was einer Trefferquote von 5,7 Prozent entsprach.

Mehr Infizierte als zuvor erwartet

Die Post hat aber auch rund 1000 Mitarbeiter in zwei Paketzentren rein vorsorglich testen lassen, obwohl es da nur sehr wenige Fälle gegeben hatte. Unter diesen 1000 Getesteten hatten dann mehr als 20 ein positives Ergebnis. Meyer: „Das Auffällige war, dass wir bei den breiten Tests ohne zwingenden Grund eine unerwartet hohe Anzahl an Infizierten gefunden haben, die aber bisher keinerlei Symptome der Krankheit haben“, so Meyer. Daraus schließt er: „Wir müssen vermuten, dass wir mehr infizierte Menschen im Umkreis unserer Betriebsstätten haben als bisher vermutet. Wir werden nun systematisch in ausgewählten Betriebsstätten gemäß einer Risikoeinstufung testen lassen.“ Die drei Hauptkriterien sind dabei, ob es im Betrieb Infektionen gibt, ob der Landkreis viele Infektionen meldet und ob viele Mitarbeiter aufgrund ihrer Lebensumstände ein erhöhtes Risiko haben. Das sind Beschäftige, die in Fahrgemeinschaften kommen, es sind Menschen, die relativ beengt leben. Außerdem gehen wir davon aus, dass sich jüngere Beschäftigte im Schnitt häufiger anstecken als ältere, weil sie sich auch weniger zurückziehen vom sozialen Leben.“

Meyer lehnt die Vermutung ab, dass die Beschäftigten sich vorrangig am Arbeitsplatz infiziert haben. „Wir haben keine systematischen betrieblichen Ursachen bei den Infektionen finden können. Immerhin haben wir ja auch sehr klare Regeln, wie sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegen Ansteckungen schützen sollen.“ Dabei sei klar, dass Infizierte in Quarantäne gehen. „Damit schützen wir die Belegschaft besser.“ Der Vorstand räumt ein, in den operativen Betrieben gäbe es ein höheres Risiko sich anzustecken als im Homeoffice. „In den Paketzentren und in den Verteilzentren für Briefe ging die Arbeit ja kontinuierlich weiter. Entsprechend wichtig waren Vorsorgemaßnahmen dort.“ Meyer sagt, dass die Tests von den Betriebsräten unterstützt werden. Der Konzern werde die Ausgaben bezahlen, wobei er mit mindestens 130 Euro pro Test kalkuliert– bei 10 000 Tests wären dies 1,3 Millionen Euro plus Arztkosten.

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