McFit macht Fitnessbranche zu schaffen

Etablierte Bonner Studiobetreiber kämpfen mit dem Discounter - Laut Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg geht die Hälfte der neuen Fitnessstudios im Jahr der Gründung auch schon wieder pleite

McFit macht Fitnessbranche zu schaffen
Foto: Frommann

Bonn. Die Banane ist allgegenwärtig. Ob sie nun mit Hanteln trainiert, zur Ernährungspyramide tanzt oder sich auf dem Weg zur Umkleide schält. Das fröhliche Stück Obst mit Ärmchen, Beinchen und einem steten Grinsen wirkt wie das, was es verkauft: billig. Die Banane ist das Markenzeichen von McFit, Deutschlands führendem Fitnessdiscounter mit inzwischen annähernd 70 Filialen.

In Bonn rudern, laufen, steppen und vor allem stemmen McFit-Kunden seit April im Bonn-Center. Das Publikum ist überwiegend jung, ganze Schulklassen, so scheint es, schwitzen hier auf drei Etagen. 15,90 Euro Monatsbeitrag sind nicht nur ohne Konkurrenz, sondern auch taschengeldtauglich. "Mehr Geld würden meine Eltern nicht geben", sagt eine Schülerin. Auch die 16-jährige Tuyce ist bei McFit, weil es so billig ist. Eine ganze Studenten-Clique trifft sich vor dem Studio: "Das ist günstiger als an der Uni", sagt der Bonner Studierende Uli, dessen Hochschule für ihren Fitnesspark monatlich rund vier Euro mehr verlangt.

Mehr als McFit verlangen auch die etablierten Mitbewerber in vergleichbar guter Lage. Die Monatsbeiträge kosten zwischen 45 und 65 Euro und damit mindestens das dreifache des McFit-Tarifs. Und die Kunden reagieren. Harald Schmidt-Klag vom naheliegenden Sport-Treff Kessenich registrierte einen Mitgliederabgang von zehn bis 15 Prozent. Beim dichtesten Nachbarn der Günstig-Kette, dem Studio B9-Fitness, will man sich durch ein neues Konzept abheben, sich dazu aber nicht näher äußern. Hier kostet bisher ein Ruhemonat ohne Nutzung soviel wie das 24-Stunden-Vollzeitprogramm bei McFit.

"Man kann immer froh sein, wenn so was nicht gegenüber ist", sagt der Betreiber des Sport-Treff in Beuel, Guido Beyer. Er sei mit seinem rechtsrheinischen Studio zwar noch auf der sicheren Seite, das Billigangebot von McFit könne aber "einiges kaputt machen".

Dass der Fitnessmarkt in Bonn härter geworden ist, beobachtet auch die örtliche Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Hälfte der 2006 gegründeten Studios ging im gleichen Jahr wieder Pleite, in den Jahren davor war es ähnlich. "Neue Anbieter drängen mit aggressiven Preisangeboten, aber auch flexiblen Geschäftsbedingungen in den Markt", sagt Michael Pieck von der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Viele könnten sich da nicht lange behaupten.

Vom billigen Discounter kommen dazu siegessichere Töne. "Mit unserem Preis-Leistungsverhältnis können weder die inhabergeführten Studios, noch andere Fitnessketten mithalten", sagt Sarah Mechler von der McFit-Zentrale im bayerischen Schlüsselfeld. "Auf unserem Gebiet sind wir konkurrenzlos." Mit 400 000 Mitgliedern sei McFit auch klar die Nummer eins in Deutschland, mit einem Jahresumsatz von 80 Millionen Euro aber noch nicht ganz.

In der Umkleidekabine im Bonn-Center herrscht Multikulti. Deutsch wird überwiegend mit Akzent gesprochen und vielfach simpler strukturiert. Die mitgebrachten Handtücher zeigen einen Querschnitt durch die Kleiderschränke der Stadt. Duschen kostet 50 Cent, die Spinde funktionieren nur mit dem eigenen Vorhängeschloss. Extras wie Sauna oder Aerobic-Kurse gibt es nicht. Der Trainingsbereich ist so wie in den meisten Studios. Laufbänder, Trimmräder und Kraftgeräte stehen dicht beieinander, vielleicht etwas dichter als sonst. Eindeutig dominieren junge Menschen.

Schlicht als "Low-Budget-Publikum" bezeichnet Studiokonkurrent Schmidt-Klag die McFit-Kundschaft. Im B9 gibt es zwar ebenfalls Bodybuilder, aber auch das volle Kursangebot, dazu Sauna, Kindergarten, Damentrainingsbereich und eine "Vitamin-Bar". Hier trainierten nicht nur die Basketballer der Telekom-Baskets. Auch viele Beschäftigte des Konzerns kommen mit Aktentasche zum Training.

In der Umkleide klären Jura-Studenten per Handy die Verabredungen für den Abend. Monatlich 45 Euro im preiswertesten Tarif sind nicht "Low-Budget". Die Stichworte der Etablierten für das Etabliertbleiben heißen älteres Publikum, bessere Betreuung und vor allem Gesundheitsaspekt. Die Jungen scheinen allerdings verloren. Wie bei Harald Schmidt-Klag. Ihn haben vor allem Schüler, Studenten und Azubis verlassen. "Wir hatten dadurch einen Alterssprung nach oben bei unseren Mitgliedern", sagt er.

Den Mitgliederverlust hätten gut positionierte Studios durch neue Angebote kompensieren können, alle anderen hätten es da schwerer. Schmidt-Klag nennt es "Marktbereinigung". Diese könnte aber auch McFit drohen. Die Billigkette Fit24 plant ebenfalls eine Niederlassung in Bonn. Und Kunden von McFit haben Schreiben erhalten, die eine Preiserhöhung um einen Euro pro Monat ab Januar ankündigen.

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