Engpässe bei Herstellern Mangel an E-Bussen gefährdet Bonns Pläne

Düsseldorf/Warschau · Die Stadt Bonn will bis 2030 die komplette Busflotte auf Elektromobilität umstellen. Die RSVG setzt auf Hybridtechnik im Rhein-Sieg-Kreis.

Engpässe bei Herstellern von Elektro-Bussen und Nachrüstern für Diesel-Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr gefährden die Luftreinhaltepläne deutscher Kommunen. „Eine Nachrüstung sämtlicher Busse bis Januar 2019 wird auf Grund der noch laufenden Ausschreibungen nicht möglich sein“, heißt es etwa bei der Bezirksregierung Düsseldorf auf Anfrage. Der Chef der Düsseldorfer Rheinbahn, Michael Clausecker, sagte: „Verträge haben wir bisher noch nicht abgeschlossen“. Der Markt sei erst in der Entwicklung. Die Lieferzeit für E-Busse betrage zurzeit neun bis zwölf Monate.

Die Lieferengpässe könnten gravierende Folgen für die Luftreinhaltepläne vieler Städte haben. Ziel ist es dabei, die Stickoxid-Emissionen in den Städten zu senken und damit auch Diesel-Fahrverbote zu vermeiden. In Düsseldorf etwa beruht der Luftreinhalteplan maßgeblich darauf, dass die Nachrüstung der alten Diesel-Busse und der Umstieg auf E-Busse machbar sind. Bei der Kölner Bezirksregierung hieß es, die Planung für Köln, Aachen, Leverkusen und Bonn sei noch nicht abgeschlossen. Rund 20 Prozent der Abgasbelastung einer Großstadt stammen aus dem Busverkehr. Deutschlandweit trifft eine hohe Nachfrage auf ein knappes Angebot. Wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervorgeht, wollen bis 2031 mindestens acht Städte rund 700 E-Busse ordern. Angesichts eines Anteils von bisher nur 0,55 Prozent an der deutschen ÖPNV-Flotte von rund 36.000 Bussen winkt den Herstellern ein einträgliches Geschäft.

Weil ein E-Bus durchschnittlich 500.000 Euro kostet, handelt es sich um einen Markt mit einem Umsatzpotenzial von rund 18 Milliarden Euro. Doch weder MAN noch Daimler oder VW haben bisher E-Busse im Angebot. Lieferanten aus China produzieren aber nur rund 200 bis 300 E-Busse im Jahr; Hersteller und Umrüster im europäischen Ausland sind ebenfalls vielfach ausgebucht. Städte wie Münster, Osnabrück oder München haben testweise niederländische Hersteller im Einsatz. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will sich nun für eine Niederlassung des polnischen Elektrobus-Produzenten Solaris in NRW stark machen.

Kölner Busse stehen schon vollständig unter Strom

Seit 2013 rollen die ersten E-Busse im Bonner Liniennetz in einer Testphase – eine Herzensangelegenheit des früheren SWB-Geschäftsführers Jürgen Reining, der das Unternehmen vor einem Jahrverließ. Er stand vor allem wegen der Ausstattung mit hochwertigen Batterien bereits seit 2000 in Gesprächen mit Fachunternehmen in China und der Türkei. Zurzeit fahren in Bonn auf sechs Linien E-Busse. Bis 2030, so das Ziel, soll die komplette Flotte auf Elektromobilität umgestellt sein.

Eine Buslinie der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) steht schon vollständig unter Strom. Seit rund zwei Jahren fahren auf der Linie 133 zwischen Breslauer Platz und Zollstock acht E-Busse. Nach anfänglichen Kinderkrankheiten – im ersten harten Winter verloren die Batterien an Ladung – sagt die KVB nun, die Zuverlässigkeit sei nahezu gleich wie bei Dieselbussen. Geladen werden die Busse immer an den Endstationen. Nun wollen die Verkehrs-Betriebe einen zweiten, großen Schritt wagen. Sie haben die Zusage vom Kölner Rat, weitere 50 E-Busse zu bestellen. Mit ihnen sollen bis 2030 nahezu die ganze Busflotte in Köln aus E-Antrieb umgestellt werden.

Die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG), die im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis fährt, erneuert ihre Busflotte in mehreren Schritten. Einerseits sollen bis 2021 die alten Dieselbusse der Euro-5-Norm durch die umweltfreundlichere Euro-6-Norm ersetzt werden. Das betrifft insgesamt 29 Busse. Für die Jahre 2019 und 2020 ist darüber hinaus die Anschaffung von 60 diesel-elektrisch-betriebenen Hybridbussen geplant. Das sind 27 Busse normaler Größe und 33 lange Gelenkbusse. Die Verkehrsgesellschaft rechnet dafür mit Mehrkosten bei der Anschaffung in Höhe von 5,7 Millionen Euro.

Die Regional-Verkehr-Köln GmbH (RVK), die beispielsweise auch den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises bedient, hat sich für 2019 vorgenommen, 30 mit Wasserstoff betriebene Busse anzuschaffen. Das kostet rund 13 Millionen Euro. Voraussetzung ist, dass auch entsprechende Wasserstofftankstellen eingerichtet werden.

(ga/is/man/ca)

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