Unternehmensnachfolge Luxus-Reisemobile suchen neuen Firmenlenker

Swisttal-Heimerzheim · Unternehmer Jürgen Landsberg aus Swisttal möchte seine Firma TSL einem geeigneten Nachfolger übergeben – bislang ohne Erfolg.

 Flottenchef Jürgen Landsberg: In einer Halle warten zahlreiche Reisemobile auf Kunden.

Flottenchef Jürgen Landsberg: In einer Halle warten zahlreiche Reisemobile auf Kunden.

Foto: Axel Vogel

Jürgen Landsberg ist gerne unterwegs. Am liebsten mit seiner Frau Maria im Wohnmobil. Der 63-Jährige ist genauso gerne Unternehmer. Seine beiden Leidenschaften vereint hat der Swisttaler Unternehmer in seinem Unternehmen TSL. Die drei Buchstaben stehen für Reisemobile der ganz besonderen Art.

Was bei Landsberg den Weg aus der hauseigenen Werkstatt findet, kommt groß, wuchtig und luxuriös daher. Rollende Einfamilienhäuser zum Preis derselben. Dass es auch in jeder Hinsicht einige Nummern kleiner geht, beweist die Flotte, die der Firmenchef in Reih und Glied auf dem 5000 Quadratmeter großen Freigelände im Gewerbegebiet Süd geparkt hat.

TSL hat in der Reisemobilbranche einen Namen. Das Unternehmen ist Handels- und Servicepartner der bekannten Marken Niesmann+Bischoff, Adria, SunLiving und Eura Mobil. Unter dem Namen Landsberg Rockwood baut die Firma auf Kundenwunsch alles, was technisch machbar ist. Außerdem technisch-medizinische Fahrzeuge, Renn- und Pferdetransporter, Tourbusse, Konferenz- und Übertragungsmobile sowie behindertengerechte Mobile. Auch Ausgefallenes ist dabei, wie etwa ein Überwachungsfahrzeug mit Abhörtechnik für das Bundeskriminalamt. Selbst ein Toilettenwagen rollte einmal vom Hof. Seine Kundschaft: Viele aus der Generation 50plus. meist Privatiers oder Geschäftsleute, gelegentlich auch Sportler oder Showgrößen. Selbst Michael Jackson soll Landsberg gefahren sein.

Trotz seiner Begeisterung fürs Mobile will Landsberg bald eine seiner Leidenschaften loslassen. Der Chef von zehn Mitarbeitern sucht für seine nach eigenen Worten „gut gehende Firma“ einen Nachfolger oder Käufer. Ein ungleich schwierigeres Unterfangen als einen Kunden für eines seiner Fahrzeuge zu begeistern, wie sich zeigt. „Vor sieben Jahren habe ich mir erstmals Gedanken darüber gemacht, wie es beruflich weitergehen soll“, erzählt Landsberg. Da keine seiner beiden Töchter die Firma übernehmen wollte, suchte Landsberg einen externen Nachfolger. Zunächst im eigenen Unternehmen. Doch der Werkstattleiter, dem Landsberg die Nachfolge angeboten hatte, winkte letztlich ab. Landsberg: „Ihm war wohl das unternehmerische Risiko zu groß. Denn immerhin stehen Fahrzeuge im Wert von einigen Millionen Euro auf dem Hof.“

Doch auch die externe Suche zieht sich mittlerweile schon fast drei Jahre hin. Mit Hilfe der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg versucht Landsberg, einen geeigneten Käufer zu finden. Mittels eines Inserats auf der Unternehmensnachfolgebörse „nexxt-change“ im Internet (siehe Kasten) wirbt Landsberg für sein berufliches Lebenswerk. Beim Kaufpreis bleibt der Unternehmer vage: Zwischen 500 000 und zwei Millionen Euro lautet die Spannbreite im Online-Inserat.

TSL ist für Regina Rosenstock von der IHK kein Einzelfall. „Bis 2021 suchen rund 12 500 Betriebe in der Region einen Nachfolger“, sagt die Beraterin. Und sie hat für alle Unternehmer eine, zumindest statistisch gesehen, gute Nachricht: „Es gibt mehr Menschen, die eine Firma übernehmen wollen, als Menschen, die eine abgeben möchten.“ Allerdings finde nicht jedes Geschäftsmodell einen Interessenten, entweder, weil es überholt sei, oder weil es nicht genügend Geld abwerfe.

Dabei stehen die Zeichen für die Reisemobilbranche gut. Seit Jahren fahren die Deutschen auf Caravans und Reisemobile ab. Für 2018 rechnet der Caravaning Industrie Verband mit mehr als 70 000 Neuzulassungen von Freizeitmobilen. Der Umsatz soll die Elf-Milliarden-Euro-Marke knacken. Und auch TSL schreibt, wie Landsberg versichert, „schwarze Zahlen.“

Doch egal, ob Landsbergs Suche erfolgreich sein wird: „Für mich steht fest, Mitte 2019 ist Schluss. So oder so. Entweder ich finde bis dahin einen Käufer oder ich verkaufe die restlichen Fahrzeuge und anschließend das Grundstück mit den Gebäuden separat.“ Hinter verschlossenen Toren jedenfalls bastelt er weiter an seiner Zukunft. Genauer gesagt, bauen er und seine Mitarbeiter an seinem neuen Reisemobil: zwölf Meter Luxus auf einem Lkw-Fahrgestell. Noch ist das schmucke Heim eine Baustelle. Doch Landsberg ist sich ganz sicher: „Mein Mobil habe ich zuletzt zwar vernachlässigt, aber es wird rechtzeitig fertig.“

Steckbrief

Branche: Herstellung, Verkauf, Service und Vermietung von Reisemobilen.

Gegründet: 1987.

Beschäftigte: 10.

Geschäftsführer: Jürgen Landsberg.

Jahresumsatz: Drei bis vier Millionen Euro.

Das Besondere: TSL ist vor allem bekannt für den Bau exklusiver Reisemobile. Im eigenen Shop sind rund 40 000 Artikel vorrätig.

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