Schließung der Hauptverwaltung in Deutz Lufthansa-Mitarbeiter sind geschockt

KÖLN · Tief betroffen kommen kurz nach zwölf Lufthansa-Mitarbeiter aus der Kölner Hauptverwaltung in Deutz. Einige haben Tränen in den Augen. "Seit mehr als 30 Jahren bin ich im Unternehmen und jetzt das", sagt eine Mitarbeiterin. "Unser Vorstand ist unehrlich", beklagen andere. "Salamitaktik", lautet ein Vorwurf.

Zunächst habe es immer neue Sparrunden gegeben und jetzt das Aus. Zuvor hatte Lufthansa-Chef Christoph Franz in einer Versammlung den rund 400 Mitarbeitern eröffnet, dass der Konzern die Hauptverwaltung bis Ende 2017 schließen will. Just dann läuft der Mietvertrag für das Gebäude aus. Nüchtern und glatt habe er dabei gewirkt, berichten Teilnehmer. "Wie ein Politiker nach der Wahl, der sein Statement abgibt", beschrieb ihn der Betriebsratvorsitzende André Bustian.

Die Mitarbeiter ärgert auch, dass sie die Hiobsbotschaft am Morgen aus Zeitung oder Radio erfahren haben. Sie fanden auch eine Mail in ihrem Computer, angeblich ohne ein Wort des Bedauerns. Vielmehr werde um Verständnis dafür geworben, dass die Lufthansa neue Flugzeuge kaufen müsse.

Entsprechend aufgewühlt sei die Stimmung gewesen, berichtet die Betriebsrätin Marietta Marquet. Es habe viele Fragen gegeben. Eine Stunde sollte die Versammlung dauern, es wurden dann gut eineinhalb.

Dabei waren die Mitarbeiter auf Einschnitte vorbereitet. Seit dem Herbst ist klar, dass Lufthansa Verwaltungsstellen ins Ausland verlagern will und Köln besonders betroffen sein würde. Hier sind etwa das Rechnungswesen und die Informationstechnik angesiedelt.

200 bis 220 von insgesamt knapp 400 Stellen sollten ins polnische Krakau gehen. Darüber wurde noch verhandelt. Außerdem verlieren 35 Vertriebsmitarbeiter ihren Job, wie seit November klar ist. Sie hatten aber noch Hoffnung, vielleicht in der Hauptverwaltung eine neue Beschäftigung zu finden, sagte die Betriebsrätin Gaby Geister. Die hat sich gestern zerschlagen.

Der Betriebsrat zählt noch rund 400 weitere Mitarbeiter in Deutz. Sie arbeiten etwa bei Versicherungs- und Beratungsunternehmen des Konzerns. Dabei will die Versicherung mit 200 Mitarbeitern wohl in Köln bleiben, so ein Konzernsprecher. Andere Tochtergesellschaften prüfen noch.

Ein neues Dienstleistungszentrum der Lufthansa entsteht im Rhein-Main-Raum. Doch viele Mitarbeiter könnten da nicht anfangen, betont Betriebsrat Bustian. Familiäre Gründe etwa schlössen einen Umzug aus. Das Unternehmen spekuliere wohl darauf, dass viele Mitarbeiter den Konzern verlassen.

Zahlreiche offene Stellen gibt es zwar derzeit in Köln bei der Lufthansa-Tochter Germanwings. Darauf hat auch Konzernchef Franz hingewiesen. Dass man die mit Lufthansa-Mitarbeitern besetzen könne, habe der Betriebsrat schon im Dezember angeregt. "Bis heute gibt es keine Antwort", sagt Bustian.

Der Betriebsrat bereitet sich jetzt auf Sozialplanverhandlungen vor. Auch Protestkundgebungen werde es geben. Für die Hauptversammlung im Mai kündigt Bustian schon ein "schickes Rahmenprogramm" an.

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