Bonn Lucja Pietrus nutzte Chance zur Umschulung
Bonn · Altenpflegerin - das war schon lange das berufliche Traumziel von Lucja Pietrus. Doch die alleinerziehende Mutter zweier Kinder konnte es sich viele Jahre nicht leisten, eine Ausbildung zu beginnen.
Als Floristin, und später mit Arbeit in der Sicherheitsbranche hielt sie die Familie über Wasser. Die vielen Nachtschichten zehrten aber an der Gesundheit. Seit Mai arbeitet die 48-Jährige jetzt im Bonner Seniorenheim Josefshöhe als Altenpflegerin. "Es war meine letzte Chance, und ich bin sehr dankbar, dass ich sie bekommen habe.
Endlich arbeite ich in meinem Traumberuf." Möglich gemacht hat es ihr eine Umschulung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg. Rund 400 arbeitslose Frauen und Männer in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis nutzen nach Angaben von Kristina Jansen, Pressesprecherin der Arbeitsagentur, in diesem Jahr das Angebot, einen neuen Beruf zu lernen.
17 von ihnen machen die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger. "Wer umschult, erhält Arbeitslosengeld über die gesamte Ausbildungszeit. Auch alle Weiterbildungskosten wie Lehrgangsgebühren, Prüfungen und Arbeitskleidung werden von der Arbeitsagentur übernommen", informiert Maritta Bellinghausen, Bereichsleiterin bei der Arbeitsagentur. Die Berufsaussichten in der Pflege seien zur Zeit sehr gut.
Das bestätigt auch Jürgen Zens, Leiter des Seniorenheims Josefshöhe im Bonner Stadtteil Auerberg. "Wir sind sehr froh, dass Lucja Pietrus unser Team verstärkt." Im vergangenen Jahr habe es einen akuten Mangel an Fachkräften gegeben. Die Lage sei jetzt zwar wieder entspannt, gutes Personal aber nach wie vor begehrt. "Neben den fachlichen Fertigkeiten zählen auch die menschlichen Eigenschaften, die Lucja Pietrus durch ihre Lebenserfahrung mitbringt. Sie weiß, was sie will und was sie kann. Lucja Pietrus hat bei uns deshalb auch gleich einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten."
"Das Arbeitsklima ist sehr gut, jede Schicht arbeitet der nächsten zu, ich fühle mich einfach wohl hier", freut sich umgekehrt die gebürtige Polin. Wer sich für den Beruf des Altenpflegers interessiert, sollte sich aber darüber klar sein, dass es zeitweise sehr stressig werden könne. "Bei der Umschulung habe ich gelernt, dass es in unserem Beruf besonders wichtig ist, achtsam mit sich selbst umzugehen", berichtet Lucja Pietrus. Auch die bürokratischen Anforderungen seien hoch. "Knapp ein Drittel der Tätigkeit einer Altenpflegerin ist Verwaltungsarbeit", erläutert Jürgen Zens.
Um den Fachkräftebedarf zu sichern, setzt das Seniorenheim Josefshöhe vor allem auf eigene Ausbildung. Neben den 36 Pflegerinnen und Pflegern, die sich um die 80 Bewohner kümmern, arbeiten dort acht Auszubildende. Nach den Worten von Pflegedienstleiterin Daniela Schreiber-Awan können sich Altenpfleger weiter qualifizieren und spezialisieren und auf diese Weise Karriere machen.
Wer sich für eine Umschulung interessiert, sollte sich in den nächsten Tagen bei der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg melden. Denn schon im September beginnen die nächsten Lehrgänge. Für Alleinerziehende wichtig: Die Ausbildungen werden auch in Teilzeit angeboten. Kontakt per Mail an Bonn.Berufschance@arbeitsagentur.de.
