Städteranking Lob für Bonns Akademiker-Dichte, Tadel für "mangelndes Kostenbewusstsein"

BONN/KÖLN · Der Kriterienkatalog für das Städteranking ist lang. Über 90 Einzelindikatoren lässt die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) auswerten. Der Kriterienkatalog reicht von Arbeitslosigkeit über Bildung, Freizeitwert, Verkehrsanbindung bis hin zur Aufklärungsquote von Straftaten.

Genau dieses Kriterium gehört zu den Werten, die Bonn bei der Betrachtung über einen Fünf-Jahres-Zeitraum (2006 bis 2011) nach Argumentation INSM zurückfallen lassen. Der Anteil der aufgeklärten Fälle an allen gemeldeten Straftaten sei in Bonn um 5,9 Prozentpunkte gefallen.

Im Mittel aller Städte habe sich die Aufklärungsquote um 0,1 Prozentpunkte verbessert, hieß es. Die Bonner Polizei wollte die Studie gestern auf Anfrage nicht kommentieren. Ein Behördensprecher verwies darauf, dass die Polizei mehr Zeit brauche, sich mit den Inhalten zu befassen.

Ebenfalls als Minuspunkt wertet die INSM, dass die Arbeitslosenquote in Bonn in den vergangenen fünf Jahren um 2,2 Prozentpunkte gefallen sei, während sie bundesweit um durchschnittlich 3,9 Prozentpunkte sank. Damit verweisen die Autoren der Studie Bonn in dieser Disziplin auf den letzten Platz unter den 50 größten deutschen Städten.

Kritik übt die INSM außerdem daran, dass der Anteil der Ingenieure unter den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen bei lediglich 1,8 Prozent im Vergleich zu bundesweit rund 3,1 Prozent liege. Zudem hätten befragte Unternehmer sowohl die Wirtschaftsfreundlichkeit als auch das Kostenbewusstsein der Stadtverwaltung schlechter bewertet als der Durchschnitt.

Positiv sehen die Forscher in Bonn vor allem, dass in der Stadt viele gut qualifizierte Arbeitskräfte leben. Mehr als jeder fünfte habe einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss im Vergleich zu 13,4 Prozent bundesweit.

Auch den Bonner Bildungseinrichtungen stellen die Autoren der Studie ein gutes Zeugnis aus: Mit 4,1 Prozent der Jugendlichen ohne Schulabschluss im Jahr 2010 liege die Stadt im Städteranking auf Platz sieben. Gute Aussichten ermittelten die Forscher für die Demografie Bonns: Mit 4,3 Prozent Einwohnerwachstum in fünf Jahren liege Bonn deutlich vor anderen deutschen Großstädten.

Der Anteil der Einwohner mittleren Alters im Vergleich zu den Über-60-Jährigen sei gestiegen. Bonn liegt laut Studie in der Entwicklung auf Platz 42 und damit hinter dem Nachbarn Köln (Platz 34). Den höchsten Wohlstand in Deutschland und die beste Situation auf dem Arbeitsmarkt genießen die Menschen in München.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort