Liberale bringen die Schamottefabrik ins Gespräch

FDP und Grüne wollen das zweite Bonner Gründerzentrum noch in diesem Jahr verwirklichen - Wirtschaftsförderer Martin Ogilvie will mehr Menschen zum Schritt in die Selbstständigkeit bewegen

Liberale bringen die Schamottefabrik ins Gespräch
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Freie Fahrt für das zweite Bonner Gründerzentrum - FDP und Grüne sind sich da vollkommen einig. Nur die SPD tritt bisher auf die Bremse. Ein Misston im Ampel-Dreiklang.

"Die Grünen und wir sind da einer Meinung, das ist ja selten genug", sagt Martin Schmid von den Liberalen. Als Berater, der sich auch um Gründerzentren kümmert, glänzte er jüngst im Wirtschaftsausschuss mit Detailkenntnissen und ist weit davon entfernt, Gründerzentren durch eine rosarote Brille zu sehen.

Sein Credo: Von zwölf neugegründeten Unternehmen haben langfristig allenfalls zwei Erfolg. Doch genau um die will die FDP kämpfen. Und hat auch schon einen Vorschlag parat, wo das neue Gründerzentrum entstehen könnte: auf dem Gelände der alten Schamottefabrik in der Duisdorfer Rochusstraße.

"Die Schamottefabrik und das Grundstück befinden sich in privater Hand. Deshalb wollen wir die Verwaltung auffordern, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen", sagt Schmid.

Für den Liberalen liegen die Vorzüge des Duisdorfer Standortes auf der Hand: Es sei voll erschlossen, wegen der unmittelbaren Nähe zur Bahn gut als Gewerbefläche zu gebrauchen, verkehrsgünstig gelegen und auch mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Darüber hinaus verfüge die Schamottefabrik über ein ansprechendes Umfeld und die notwendige Nähe zu den naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität.

Denn von dort, so hoffen nicht nur die Liberalen, könnten sich die Unternehmensgründungen speisen. "Also eher ein Technologiezentrum, aber das ist in der Sache gar kein Unterschied", so Schmid.

Auch sein Namensvetter Tom Schmidt von den Grünen ist mehr als zuversichtlich: "Das Gründerzentrum ist auf einem guten Weg." Bis Ende des Jahres, so hofft er, ist alles in trockenen Tüchern. Allerdings will er sich noch nicht so recht festlegen, was den Standort angeht. Für ihn kommen "fünf oder sechs Immobilien in Bonn" in Frage.

Nach Schmidts Informationen liegen der Stadt bereits private Angebote vor, die geprüft werden müssen. Auch Wirtschaftsförderer Martin Ogilvie hält die Schamottefabrik für wenig geeignet: "Wir wollen schließlich keinen zweiten Schlachthof." Aber für Ogilvie wie für Schmidt führt an einem zweiten Gründerzentrum kein Weg vorbei. "Wir müssen mehr Leute bewegen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu tun. Deshalb muss man es ihnen leicht machen", sagt Schmidt.

Alles tun, was den Gründern dient, will auch Kurt Schmitz-Temming, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Aber er ist nicht sicher, dass es den Startern in Bonn ausgerechnet an geeigneten Flächen mangelt, schließlich gebe es durchaus Leerstand. "Ich will es aber auch nicht ausschließen." Grundsätzlich aber, weiß Schmitz-Temming, seien gerade die Finanzierung und die Kundengewinnung die Knackpunkte für den Unternehmer-Nachwuchs.

"Das sind Schnellschüsse, um sich irgendwelche Urheberrechte zu sichern", kommentiert Sozialdemokrat Martin Schilling das Vorpreschen von FDP und Grünen. Erstmal müsse genauer erkundet werden, was Gründer wirklich wollten. Dabei setzt er auf die Anhörung, die für Ende Mai/Anfang Juni geplant ist und zu der die Wirtschaftsförderung neben den Fraktionen aus Bonn und der Region auch Wirtschafts- und Wissenschaftsvertreter einladen will.

Schillings Sorge: "Das neue Gründerzentrum könnte mit Blick auf das in seiner Selbstständigkeit bedrohte Forschungszentrum Caesar missverstanden werden." Eine Angst, die Tom Schmidt nicht teilt: "Das ist keine Gefahr für Caesar."

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