Letztes Kapitel für Troisdorfer Teldafax

Letztes Kapitel in der turbulenten Unternehmensgeschichte von Teldafax: Das Amtsgericht Bonn hat am Donnerstag offiziell das Insolvenzverfahren über den Troisdorfer Energiehändler eröffnet. Was Kunden jetzt tun können.

 Sitz in Troisdorf: die Unternehmenszentrale des Energieanbieters Teldafax.

Sitz in Troisdorf: die Unternehmenszentrale des Energieanbieters Teldafax.

Foto: ap

Bonn/Troisdorf. Letztes Kapitel in der turbulenten Unternehmensgeschichte von Teldafax: Das Amtsgericht Bonn hat am Donnerstag offiziell das Insolvenzverfahren über den Troisdorfer Energiehändler eröffnet.

Rund 700 000 Gläubiger, die meisten davon ehemalige Kunden, können jetzt Forderungen beim Insolvenzverwalter Biner Bähr geltend machen. Der einst bundesweit größte konzernunabhängige Strom- und Gasanbieter hatte Mitte Juni Insolvenzantrag gestellt und kurz darauf die Versorgung eingestellt.

Zahlreiche Kunden hatten zuvor Vorauszahlungen auf Strom- und Gaslieferungen von Teldafax geleistet, teilweise für ein ganzes Jahr. Für diese Preismodelle gab Teldafax hohe Rabatte. Dass die Kunden jetzt viel von ihrem Geld wiederbekommen, ist aber unwahrscheinlich.

Bei Insolvenzverfahren in Deutschland werden von einer unbezahlten Rechnung über 100 Euro am Ende im Schnitt 3,60 Euro aus der Insolvenzmasse beglichen. Das hat das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn ermittelt. Immerhin wurde das Insolvenzerfahren über Teldafax eröffnet und der Antrag nicht mangels Masse abgelehnt.

Teldafax war 2006 in den Energiemarkt gestartet und gewann mit Discount-Preisen für Strom und später für Gas schnell bundesweit Tausende Kunden. Allerdings machte das Unternehmen damit nur Verluste. Nach mehreren Eigentümerwechseln pumpte der russisch kontrollierte Finanzinvestor Prime Mark noch im März dieses Jahres einen zweistelligen Millionenbetrag in das Unternehmen. Doch die Finanzprobleme konnte auch der kurzfristig als Vorstandschef ins Haus geholte Schiesser-Sanierer Hans-Gerd Höptner nicht ausräumen.

Wegen ausstehender Zahlungen kündigten Strom- und Gasnetzbetreiber die Durchleitungsverträge mit Teldafax. Dadurch verlor das Unternehmen seine Kunden. Zuletzt gab Teldafax auch den Werbevertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen auf. Die Staatsanwaltschaft Bonn argwöhnt, schon ab 2008 kein Kunden mehr profitabel beliefert wurde. Sie ermittelt wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs.

Was die Kunden tun könnenVielen ehemaligen Kunden schuldet Teldafax noch Geld. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens können jetzt Forderungen angemeldet werden. Wie der Insolvenzverwalter Biner Bähr mitteilt, wird er zur Anmeldung der Forderungen allen bekannten Gläubigern ein personalisiertes Anmeldeformular senden.

Wegen der einmalig großen Zahl von rund 700 000 Gläubigern werde das allerdings einige Wochen dauern. "Die Gläubiger sind gebeten, auf ihr Anmeldeformular zu warten und von Anmeldungen auf anderem Wege abzusehen", so Bähr. Nur wer bis Jahresende kein Formular erhalten hat, soll sich dann selbst melden.

Informationen zum weiteren Vorgehen und zum Berichtstermin (Gläubigerversammlung) sind auf den Webseiten von Teldafax, www.teldafax.de, des Amtsgerichts Bonn, www.ag-bonn.nrw.de sowie auf www.insolvenzbekanntmachungen.de zu finden. Nach Informationen von Verbraucherschützern sind die Aussichten, im Insolvenzverfahren beispielsweise geleistete Vorauszahlungen tatsächlich zurückzubekommen, allerdings gering. Voraussichtlich werde man sich mit einer geringen Quote begnügen müssen.

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