Kölner Rewe-Konzern erwirtschaftet Rekordumsatz

Wachstum vor allem in Osteuropa - Öko-Strom für alle Filialen in Deutschland und in Österreich - Längere Ladenöffnung kurbelt Geschäft an

Kölner Rewe-Konzern erwirtschaftet Rekordumsatz
Foto: ap

Köln. Zu leeren Kühlregalen hat der Streik der Milchbauern bisher nicht geführt. "Es sind keine Hamsterkäufe von Milchprodukten notwendig", sagte Rewe-Vorstandsmitglied Manfred Esser am Mittwoch in Köln.

Er wies zugleich Vorwürfe der Landwirte zurück, der Handel diktiere die niedrigen Preise. "Die Bauern verhandeln schließlich nicht direkt mit den Supermarktketten, sondern mit den Molkereien", sagte Esser. Und diese gehörten als Genossenschaften in vielen Fällen den Landwirten. Allerdings müssen sich die deutschen Kunden laut Rewe-Vorstand bei vielen Lebensmitteln langfristig auf steigende Preise einstellen.

Ursache dafür sei unter anderem die wachsende Nachfrage aus Fernost nach landwirtschaftlichen Produkten. Für den Kölner Konzern laufen die Geschäfte trotz der Preisdiskussionen derzeit gut. 2007 hat die Rewe-Gruppe einen Rekordumsatz von 45,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, das sind 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund zwölf Milliarden Euro des Umsatzes stammen von selbstständigen Kaufleuten, die Rewe-Supermärkte auf eigene Rechnung betreiben.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen der Rewe-Gruppe ohne die selbstständigen Kaufleute stieg 2007 auf 669 Millionen Euro (2006: 655 Millionen Euro). Für das laufende Jahr zeigte Vorstandschef Alain Caparros sich "vorsichtig optimistisch". Zur Rewe-Gruppe gehören neben den gleichnamigen Supermärkten unter anderem die Discounter "Penny", die Elektronikkette "ProMarkt", die "Toom"-Baumärkte, sowie Reisebüros (Atlas, Derpart, DER) und Reiseveranstalter (ITS, Dertour, Jahn, Tjaereborg, Meier´s Weltreisen).

Wichtigster Auslandsmarkt der Rewe ist Österreich (Billa), der Umsatz steigt vor allem in den osteuropäischen Tochterunternehmen. Insgesamt beschäftigte Rewe 2007 rund 290 000 Mitarbeiter. In Deutschland haben die längeren Ladenöffnungen - teilweise bis 22 Uhr - zum Umsatzplus beigetragen. Trotzdem laufen die Geschäfte hierzulande schlechter als im Ausland. "Früher fiel einem zu deutschen Werten Schiller ein, heute denkt man an Aldi", spielte der aus Frankreich stammende Rewe-Chef auf den harten Preiswettbewerb in Deutschland an.

Den Billig-Boom im Einzelhandel betrachtet er allerdings als wenig zukunftsträchtig. Die Kölner wollen die Käufer nicht allein über den Preis in die Geschäfte locken. "Die Kunden - ganz besonders in Deutschland - sind sensibilisiert für die ethischen, sozialen und ökologischen Dimensionen unseres Geschäfts", sagte Caparros. Seit Jahresanfang beziehe Rewe in Deutschland und Österreich daher nur noch Strom aus erneuerbaren Energien.

Bei bestimmten Produkten wie Erdbeeren, Trauben und Paprika stelle der - im vergangenen Jahr noch von Greenpeace wegen hoher Pestizidbelastung kritisierte - Konzern auf Vertragsanbau um. Auf diese Weise will Rewe die Kontrolle über die Anbaubedingungen verbessern. In Innenstädten will Rewe mit so genannten City-Märkten mit kleinerer Verkaufsfläche das Konzept des Tante-Emma-Ladens wiederbeleben. "Wir sehen in Deutschland Potenzial für 400 Filialen", sagte Caparros.

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