Köln attraktiver Standort für Privatbanken

KÖLN · Köln entwickelt sich zunehmend zu attraktivem Standort für Privatbanken. Kunden kommen aus der ganzen Region.

"Seit" ist ein ganz wichtiges Wort für einen exklusiven Kreis der Bank. "Privatbank seit 1789", steht etwa gleich hinter dem Namenszug Sal. Oppenheim oder: "BHF Bank - Privat seit 1854". "Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841", heißt es bei Sarasin oder "unabhängig seit 1674" bei Metzler. Da kann nur Berenberg noch einen draufsetzen: "Gegründet 1590".

Ihre lange Tradition betonen alle Privatbanken. Durchaus gewollt drängt sich ein Bild von einem Bankier auf, der noch persönlich mit seinem Vermögen haftete, und sich mit großem Zeitaufwand um jeden einzelnen Kunden kümmerte. Dabei haben persönlich haftende Gesellschafter nur noch bei Metzler, Berenberg und Hauck & Aufhäuser das Sagen. Eine Privatbank nach der anderen schlüpfte unter das Dach eines großen Finanzkonzerns.

Und die etablierten Privatbanken eint auch, dass sie in der Region eine Niederlassung haben. "Das ist für den Wirtschaftsstandort sehr erfreulich", sagt Frank Hemig, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln. Neben dem wichtigen Versicherungsstandort, der sich mit München ein Kopf-an-Kopf Rennen um die Spitzenposition liefert, entwickelt sich laut Hemig auch der Bankenstandort Köln weiter.

Mitte des Jahres eröffnete Sarasin eine Niederlassung in Köln

Ein Team von zunächst fünf Personen residiert im Kranhaus Süd im Rheinauhafen. Zuvor waren Merck Finck, die Fugger-Bank und HSBC Trinkaus nach Köln gekommen. Damals schwächelte der Platzhirsch Sal. Oppenheim. Sechs der sieben Seniorberater, mit denen HSBC Trinkaus in Köln im Herbst 2010 startete, einschließlich des Niederlassungsleiters Heinz-Jürgen Lievenbrück, hatten zuvor für Sal. Oppenheim gearbeitet.

Die guten Chancen in der Region zu nutzen war für HSBC Trinkaus die Initialzündung zur Gründung der neuen Niederlassung eine halbe Autostunde von der Düsseldorfer Zentrale entfernt. "Das Klientel in Köln ist anders als das in Düsseldorf", sagt Lievenbrück. "Privatbanken müssen nah beim Kunden sein", fasst Hemig von der IHK das Credo aller Institute zusammen.

Und der Kölner Markt gilt als attraktiv. Hier gebe es die vermögenden Privatkunden und die Unternehmerfamilien, denen die Privatbanken ihre Dienste vor allem anbieten. Der Kölner Markt sei groß genug für die hier ansässigen Privatbanken, so Lievenbrück. Drei Jahre nach dem Start will sein Team Vermögen von insgesamt 500 Millionen Euro betreuen.

Freilich wird Kölner Markt durchaus weit gefasst. Im Wesentlichen geht es um eine Region von Aachen bis fast nach Siegen, von Düsseldorf bis nach Koblenz. Jedes Institut definiert sein Geschäftsgebiet etwas anders. Das zur Oetker-Gruppe gehörende Bankhaus Lampe operiert von Bonn aus, Metzler betreut von Bedburg aus Kunden in Köln und Düsseldorf.

Die Kunden der Privatbanken sollten schon über ein freies Vermögen von einer Million Euro verfügen. Zumindest die Perspektive auf die Million erwarten die Institute, dann reichen auch 800.000 Euro. Im Gegenzug bieten sie eine besonders anspruchsvolle Dienstleistung. Die BHF-Bank Köln hat etwa speziell für ihre Kunden einen Fonds aufgelegt, der vor allen in kleine und mittelgroße Aktiengesellschaften investiert.

Es geht aber um mehr als Geldanlage. Privatbanken bieten eine ganzheitliche Beratung etwa zu Steuer-, Erbschafts- und Testamentsfragen, zur Unternehmensnachfolge, zur Gründung und Verwaltung von Stiftungen.

Denn oft sind es Unternehmer, die sich an die Privatbanken wenden, manchmal sogar ganze Unternehmerfamilien mit komplexen Vermögensverhältnissen. 40 bis 50 Kunden betreut ein Berater von HSBC Trinkaus. Bei komplexen Anlagestrukturen sieht Frank Ebach, Leiter der Kölner BHF-Niederlassung die Grenze schon bei 25 erreicht. Seit zehn Jahren ist die BHF in Köln vertreten, sie hat 15 Mitarbeiter.

Berater kümmern sich in der Regel jahrelang um einen Kunden

Wechselndes Personal schätzt die Kundschaft gar nicht, heißt es. Und regelmäßig setzen sich Berater und Kunde zusammen. Ist erst einmal ein Portfolio entsprechend den persönlichen Bedürfnissen des Kunden konzipiert, gibt es vier Mal im Jahr einen ausführlichen Bericht, meist in einem persönlichen Gespräch, sagte etwa Lievenbrück von HSBC Trinkaus.

Als wichtigstes Ziel der Anlage nennen alle Institute den Erhalt des Vermögens. Für ihre Beratungsleistung verlangen die Privatbanken in der Regel eine Provision von einem Prozent pro Jahr. Weitere Gebühren etwa für den Ankauf von Wertpapieren fallen nicht an. Aber so genau will das niemand sagen. Alle Privatbanken sind nämlich auch äußerst diskret. Und auch das schätzen ihre Kunden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort