Kein Ausweg

Kommentar

Spektakulär ziehen die erbosten Milchbauern gegen die Preisdiktatoren in Molkereien und Handel zu Felde. Der Lieferboykott ist eine Verzweiflungsaktion, wie sie in Deutschland bisher unbekannt ist. In Frankreich oder Italien gehört diese Protestform schon lange zum üblichen Ton.

Der Milchstreik wird wohl allerdings eine Ausnahme bleiben, denn am Erfolg darf gezweifelt werden. Wenn die Beschäftigten eines Betriebes für mehr Lohn streiken, haben sie ein echtes Machtmittel in der Hand. Es wird nichts mehr produziert, der Arbeitgeber verliert Einnahmen.

Das setzt das Unternehmen unter Zugzwang. Die Milchbauern sind jedoch selbst Unternehmer. Der Boykott kostet sie schmerzhaft viel Geld. Der Kampf lässt sich daher nicht lange durchhalten. Je weniger Landwirte am Boykott teilnehmen, desto weniger kann es zu Engpässen bei der Milchverarbeitung kommen.

Zudem können die Molkereien im Ausland Milch hinzukaufen. Außerdem ist die Ausweitung des Milchangebots politisch gewollt. Auch das drückt dauerhaft die Preise. Die Macht ist daher ungleich verteilt. Ein Ausweg aus der Zwickmühle zwischen Marktpreis und Kostendruck ist derzeit nicht sichtbar.

Dabei ist das Anliegen der Viehhalter durchaus berechtigt. Wenn die Einkünfte nicht einmal die Kosten decken, droht vielen zwangsläufig die Pleite. Viele Verbraucher mag dies nicht kümmern. Sie wollen vor allem günstig einkaufen. Doch das ist ein kurzfristiges Denken. Gute Arbeit muss auch entsprechend entlohnt werden.

Sonst müssen die Landwirte wieder in eine Art Tonnenideologie zurückfallen, wenn sie überleben wollen. Wenn nur über Masse die notwendigen Erträge erwirtschaftet werden können, wird auf eine hochwertige Produktion halt nicht mehr geachtet. Das wollen die meisten Verbraucher aber auch wiederum nicht.

[ zum Bericht ]

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