Vergleichsportal Kartellamt prüft Vorwürfe gegen Verivox

BONN · Verivox bezeichnet sich selbst als das "größte unabhängige Verbraucherportal für Energie in Deutschland". Wichtig ist für Verbraucher, die Preise vergleichen wollen, vor allem das Wörtchen "unabhängig".

 Unabhängiges Preisvergleichsportal oder Kungelei mit Anbietern? Verivox weist die Anschuldigungen zurück.

Unabhängiges Preisvergleichsportal oder Kungelei mit Anbietern? Verivox weist die Anschuldigungen zurück.

Foto: dpa

Und genau das stellt ein Bericht des ARD-Magazins "Plusminus" vom 21. Januar in Frage. Demnach soll Verivox mit mehreren Strom- und Gasanbietern Absprachen über Preiserhöhungen getroffen haben. Bewahrheitet sich dieser Verdacht, ginge das natürlich auch zu Lasten der Verbraucher.

Ob die Vorwürfe tatsächlich stimmen, prüft derzeit das Bundeskartellamt in Bonn. Die Behörde hat Unterlagen von Verivox angefordert, die auch bereits vorliegen. "Nach deren Auswertung entscheidet sich, ob wir Ermittlungen einleiten", erklärt Pressesprecher Kay Weidner auf Anfrage des General-Anzeigers. Wann ein Ergebnis vorliege, sei jedoch noch unklar.

Ein ehemaliger Verivox-Mitarbeiter und der Geschäftsführer eines Energieversorgers äußerten sich in "Plusminus" zu den angeblichen Praktiken des Vergleichsportals: "Ziel ist es, die Kundenströme natürlich so zu lenken, dass sie möglichst bei den Energieversorgern landen, die eine höhere Provision bezahlen als andere", erklärt der ehemalige Verivox-Mitarbeiter.

Die Verbraucherzentrale NRW erklärt auf Anfrage, dass sich die meisten Vergleichsportale über Vermittlungsprovisionen finanzieren. Diese erhalten sie in der Regel, wenn der Anbieter Kunden über das Vergleichsportal werben kann. Transparent seien diese Geschäftsmodelle jedoch nicht, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW.

Sie weist darauf hin, dass es sich um gewerbliche Unternehmen handelt, auch wenn sie ihre Dienste kostenlos anbieten. Es könne nicht beurteilt werden, ob Vergleichsportale tatsächlich unabhängig seien. Daher sei es für Verbraucher sinnvoll, mehrere Tarifrechner zu benutzen.

Doch das ist angeblich noch nicht alles: der ehemalige Mitarbeiter erklärt sogar, wie Verivox an Preiserhöhungen der Anbieter mitverdient haben soll: "dann hat man gesagt, ok, von den 20 Euro, die ihr jetzt mehr kriegt von jedem Kunden, die diesen Tarif abschließen, davon wollen wir die Hälfte abhaben", heißt es in dem Beitrag.

Verivox habe mit seinem Verhalten dafür gesorgt, dass die Preise für die Verbraucher steigen. Der Geschäftsführer eines Energieversorgers äußerte sich fgegenüber "Plusminus": "In diesem Falle hat uns Verivox angeboten, Sie können entscheiden, welche Platzierung Sie im Tarifrechner haben möchten und wir sagen Ihnen, wie der Preis pro Kilowattstunde auszusehen hat."

Das Vergleichsportal weist in einer offiziellen Stellungnahme alle "Vorwürfe vollumfänglich zurück". Es gebe keine Preisabsprachen: "Sollte sich indes herausstellen, dass ehemalige Mitarbeiter von Verivox sich insoweit nicht rechtmäßig verhalten haben, werden wir die Einleitung von rechtlichen Schritten umgehend prüfen."

Zudem kündigte Verivox an, "gegebenenfalls mit juristischen Mitteln gegen diese Behauptungen vorzugehen". Verivox selbst wandte sich nach der Berichterstattung an das Bundeskartellamt, "da Verivox an einer schnellen Klarstellung interessiert ist", heißt es.

Die Verbraucherzentrale NRW gibt auf ihrer Internetseite Tipps im Gebrauch mit Vergleichsportalen. Sie weist auch darauf hin, dass bei manchen Rechnern Angebote hervorgehoben werden. Bei Veri-vox hießen diese Angebote "Tipp", gleichzeitig seien sie als "Anzeige" ausgewiesen. Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass diese bezahlten Anzeigen nicht deutlich genug markiert seien.

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