Junge Sachsen starten am Rhein ins Berufsleben

Seit der Wende haben 70 junge Wittichenauer in Bad Honnef eine Lehre absolviert - Das Partnerschaftskomitee hilft bei der Stellen- und der Wohnungssuche - Besuch aus der Heimat

Bad Honnef. Heimweh kennt Marco Hörauf nicht. Im Gegenteil: In Bad Honnef hat sich der 18-jährige Wittichenauer längst bestens eingelebt. Seit einem Jahr ist der junge Mann Auszubildender in der Stadt zwischen Rheinstrom und Siebengebirge. Er ist einer von insgesamt 70 Wittichenauer Jugendlichen, die seit der Wende von der Lausitz nach Bad Honnef gezogen sind, um hier eine Berufsausbildung zu absolvieren.

Hilfe erhält er dabei vom Partnerschaftskomitee Bad Honnef-Wittichenau. Dessen Vorsitzender Werner Osterbrink lässt seit zehn Jahren Beziehungen spielen, wenn es darum geht, Jugendlichen aus dem sächsischen Freistaat eine Ausbildungsstelle zu besorgen.

Wittichenaus Bürgermeister Udo Popella besucht zurzeit die in Bad Honnef lernenden Azubis. Von ihm erfuhren sie, dass die Bevölkerung in der kleinen ostdeutschen Stadt nicht mehr wächst und zudem Wohnungen leer stehen. Bei 14 Prozent liegt derzeit die Arbeitslosigkeit in Wittichenau, im benachbarten Hoyerswerda sind es gar 25 Prozent.

"Eine Besserung scheint nicht in Sicht", so Popella zu den Azubis, die in Bad Honnef eigentlich nur vorübergehend ihre Zelte aufgeschlagen haben. Denn nach ihrer Ausbildung würden sie ihre Berufe gerne in der Heimat ausüben. Das gelingt jedoch nicht sehr oft. So drückt Udo Popella seinen Wittichenauern die Daumen, dass zumindest in Bad Honnef nach der Ausbildung eine Anstellung möglich ist. Als Maler, Kraftfahrzeug-Mechaniker, Arzthelferin, Krankenpfleger oder Fliesenleger sind die Wittichenauer in Bad Honnef in Ausbildung.

Marco Hörauf etwa arbeitet in der Kfz-Branche bei Meister Dieter Langer. Nach der Lehre hofft er, von seinem Lehrherrn übernommen zu werden. Mit seinem Wittichenauer Freund bewohnt Marco Hörauf am Floßweg eine kleine Wohnung. Seinen Mietanteil bezahlt der Vater, der als Leiter des Bauhofs in Wittichenau tätig ist. Mit seinem Salär von 380 Euro im ersten Lehrjahr hält sich Marco gut über Wasser. Seit drei Wochen hat er ein eigenes Auto.

In Bad Honnef hat er sich längst eingewöhnt. Dabei hat ihm seine Leidenschaft, das Fußballspielen, Hilfestellung geleistet. So kickte er bislang im Dress des FV Bad Honnef, in der kommenden Saison in dem der A-Jugend des SV Rheinbreitbach.

Während Marco Hörauf viele Kontakte zu Bad Honnefer und Rheinbreitbacher Jugendlichen unterhält, ist das für die anderen jungen Wittichenauer eher untypisch. "Die meisten bleiben unter sich", berichtet der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Werner Osterbrink. Das Komitee betreut derzeit 35 in Bad Honnef lebende Wittichenauer. Neun weitere junge Menschen werden nach den Ferien nach Bad Honnef kommen, um ins Berufsleben zu starten. Das Komitee hilft auch bei der Wohnungssuche.

Dafür ist Klaus Eckenroth zuständig: "Es ist sehr schwierig geworden, bezahlbaren Wohnraum zu finden." Erst recht, seit es die Internationale Fachhochschule für Tourismus gebe, sagt er: Auch die Studenten benötigen Appartements. Acht Wohnungen und ein Haus hat Eckenroth bisher anmieten können. Das war Voraussetzung dafür, den Wittichenauern eine Lehrstelle zu vermitteln.

Bürgermeister Udo Popella war voll des Lobes: "Es ist einmalig, was die Bad Honnefer hier zum Wohle unserer Jugend leisten." Und Marco Höraufs Vater meinte: "Wir können uns nur herzlich bedanken." Neben Marco wurden auch seine anderen zwei Söhne in Honnef ausgebildet. Hörauf: "Bei uns gibt es ja nix."

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