Starkes Wachstum IT-Haus Bechtle aus Bonn setzt Auftrag für Nato um

Bonn · Das IT-Systemhaus erzielt erneut ein Rekordergebnis. Und erzählt, welche Probleme es trotzdem gibt.

Die IT der Nato wird seit vergangenem Jahr von Bonn aus modernisiert. Denn hier sitzt das IT-Systemhaus Bechtle, dessen Mutterkonzern die Bechtle AG aus Neckarsulm im vergangenen Jahr die entsprechende Ausschreibung gewonnen hat. De facto werde die Arbeit allerdings von der Bundesstadt aus gesteuert, erklärt der Geschäftsführer der Bonner Niederlassung Waldemar Zgrzebski im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Ein eigenes Nato-Team übernimmt in Bonn bündnisweit die operative Umsetzung. Dazu wurde der Vertrag mit der Bundeswehr verlängert, der bereits sei 2009 besteht.

Das vergangene Jahr lief für die Bonner wieder richtig gut. Das IT-Systemhaus wächst wie die Jahre zuvor – 2017 um 17,1 Prozent. Damit lag der Umsatz bei 148,3 Millionen Euro. „Über 60 Prozent des Umsatzes erzielen wir im öffentlichen Sektor“, erklärt Zgrzebski. Das liege natürlich an den Strukturen in Bonn und den zahlreichen Behörden. Als die größte Wachstumsbremse derzeit bezeichnet er den Fachkräftemangel. Bechtle brauche Fachkräfte in allen Bereichen. Derzeit beschäftigen die Bonner 343 Mitarbeiter. Innerhalb eines Jahres gab es über 50 Neueinstellungen. Deutschlandweit beschäftigt die Bechtle AG über 8400 Mitarbeiter. Insgesamt gibt es 70 Systemhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Positives Beispiel Dänemark

Das Unternehmen profitiere von der Digitalisierung und dass sich die Unternehmen jetzt um ihre Zukunft Gedanken machen, erklärt Zgrzebski. Bechtle biete zunehmend auch Cloud-Lösungen an. Allerdings laufe die Digitalisierung in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern eher schleppend. Als Positivbeispiel hebt Zgrzebski Dänemark hervor. „Dort nutzen 90 Prozent der Bürger beinahe täglich öffentliche digitale Services.“ Alles laufe papierlos und per Internet, nicht nur Bankgeschäfte, auch Behördengänge. Dänemark habe allein damit Millionen an Porto gespart, erklärt er. Warum Dänemark so viel weiter sei? „Die Menschen dort haben mehr Vertrauen.“ Das natürlich durch Datenskandale, wie gerade erst bei Facebook, nicht unbedingt gestärkt werde in Deutschland. Das sieht Zgrzebski ein.

Und auch Bechtle selbst bekommt regelmäßig zu spüren, welche Gefahren in der digitalen Welt lauern: „Wir stellen immer mal wieder fehlerhafte Kreditkartenabrechnungen fest“, so Zgrzebski. Meistens wenn die Mitarbeiter im Ausland unterwegs gewesen gewesen seien. Den Schaden übernehme zwar die Bank, aber dennoch bedeuten solche Vorfälle Aufwand und Ärger.

Daten fließen im großen Stil ab

Vor zwei Jahren hielt der Erpresser-Virus Locky die Kunden und damit auch die Mitarbeiter von Bechtle auf Trab. Dieses Problem ging zurück: „Wir werden besser.“ Mittlerweile sieht Zgrzebski ein ganz anderes Problem. Der IT-ler glaubt, dass Datenmissbrauch wie jüngst über Facebook durch das Unternehmen Cambridge Analytica viel öfter vorkomme, als in der Öffentlichkeit bekannt sei. „Ich glaube, dass im großen Stil Daten abfließen.“ Daten seien das neue Öl. „Jedes neue Geschäftsmodell beschäftigt sich damit – wichtig ist aber, sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst zu sein“, erklärt er. Noch profitiere Bechtle von der Digitalisierung, die Kunden kaufen viel, weil sie es brauchen. Zgrzebski macht aber auch klar, dass die Zukunft auch wie in vielen anderen Branchen eher ungewiss sei.

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