Interview mit Rheinenergie-Vorstandschef Dieter Steinkamp "Investitionen nur noch in Erneuerbare"

Über den Wettbewerb, die Energiewende und neue Geschäftsfelder sprach Dieter Steinkamp mit Ralf Arenz und Jens Meifert

 Ein Gaskraftwerk der Rheinenergie in Köln.

Ein Gaskraftwerk der Rheinenergie in Köln.

Foto: dpa

Macht das Geschäft mit Strom und Gas noch Spaß?
Steinkamp: Ja! Die Herausforderungen sind zwar in den letzten Jahren gewachsen. Wir bei der Rheinenergie sehen aber auch durchaus Marktchancen.

Verdienen Ihre Kraftwerke Geld?
Steinkamp: Die meisten Kraftwerke, die nur Strom produzieren, sind notleidend. Unsere Kraftwerke arbeiten ausschließlich in Kraft-Wärme-Kopplung. Gerade unsere Kölner Kraftwerke haben als erste Priorität, in Herbst und Winter Wärme zu produzieren. Sie sind nur mit der freien Leistung im Strommarkt und damit ist ihre Stromabhängigkeit deutlich geringer. Mit der Wärmeführung unserer Anlagen sind wir noch absolut im schwarzen Bereich.

Sie haben im Sommer das Kraftwerk Niehl 2 vorübergehend vom Netz genommen.
Steinkamp: Der Strommarkt hat sich stark gewandelt. Manchmal ist gar kein oder nur sehr wenig Strom aus fossilen Quellen erforderlich. Dennoch brauchen wir fossile Kraftwerke noch auf längere Sicht. In Zukunft kommt es darauf an, dass Kraftwerke schnell herauf- oder heruntergefahren werden können bei bestimmten Witterungslagen. Niehl 2 und das im Bau befindliche Kraftwerk Niehl 3 sind die flexibelsten, die es derzeit gibt. Die Kombination aus Kraft-Wärme-Kopplung und hoher Flexibilität lässt mich auch in Zukunft ruhig schlafen.

Wir haben ein bisschen im Archiv suchen müssen, um zu finden, wann die Rheinenergie zuletzt in die Erneuerbaren investiert hat.Steinkamp: Im letzten Jahr haben wir eine große Photovoltaik-Anlage südlich von Berlin gekauft. Damit haben wir unseren Photovoltaikanteil mit einem Schlag nahezu verdreifacht. Und wir sind weiter interessiert an dem Ausbau in dem Sektor. Ziel: Bis 2020 werden wir insgesamt 300 Millionen Euro dort investieren, gut die Hälfte haben wir schon. Zurzeit gibt es aber Kapitalanleger im Markt, die aufgrund der extrem niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt andere Anlagemöglichkeiten suchen. Die sind mangels Alternativen mit geringen Renditen zufrieden und kaufen am Markt die Projekte weg. Wir ziehen jetzt auch Investitionen in Offshore-Windanlagen in Betracht. In der Pionierphase dieser Anlagen schienen uns die Risiken zu groß. Jetzt bewerten wir die Anlagen deutlich positiver.

Welche Rolle sollen die Erneuerbaren bei der Stromerzeugung der Rheinenergie spielen?
Steinkamp: Niehl 3 geht kommendes Jahr in den Regelbetrieb, damit dürften wir für lange Zeit die letzte konventionelle/fossile Investition gesehen haben bei uns. Bei der Erzeugung werden wir ab dann ausschließlich in Erneuerbare investieren. Der Schwerpunkt wird auf Wind liegen und auch auf einem wachsenden Anteil Offshore-Wind.

Strom ist am Großhandelsmarkt billig. Wann merkt der Verbraucher davon etwas?
Steinkamp: Der Verbraucher hätte schon etwas gemerkt, wenn nicht die sinkenden Preise im Großhandel immer wieder durch die Staatsquote ausgeglichen oder überkompensiert worden wären. Die sinkenden Energiepreise hat der Staat genutzt, um andere Projekte zu finanzieren, ob das die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist, die Stromsteuer oder andere Umlagen und Abgaben.

Ist der Kölner Kunde treu?
Steinkamp: Jeder muss selbst entscheiden, welche Aufmerksamkeit er dem permanenten Verfolgen von Preisvorteilen oder Preisnachteilen widmet. Im Strommarkt gibt es zwischen dem günstigsten und einem Anbieter mit vergleichsweise hohen Preisen einen Unterschied von vielleicht 50 oder 60 Euro pro Jahr. Wir werden nie der billige Jakob sein. Aber unser Anspruch ist es, über längere Zeiträume bei den Preisen zur besseren, will heißen: günstigeren Hälfte zu gehören.

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