In Bonn ist's teuer, im Kreis stört die Entfernung

Die große Nachfrage nach Bauflächen hält aller Voraussicht nach auch die nächsten 15 Jahre an - In Bonn sind Grundstücke Mangelware - Im Rhein-Sieg-Kreis sind die Preise günstiger

Platz zum Bauen  bietet zum Beispiel Bornheim-Kardorf: Hier erfüllen sich Bauherren den Traum vom Eigenheim.

Platz zum Bauen bietet zum Beispiel Bornheim-Kardorf: Hier erfüllen sich Bauherren den Traum vom Eigenheim.

Foto: Lannert

Bonn. Wer in Bonn ein Baugrundstück sucht, kommt schnell an der Stadtgrenze an. Denn in der Stadt Bonn ist Bauen angesichts nur noch weniger verfügbarer Bauflächen ein schwieriges Unterfangen. Hinter der Stadtgrenze, im Rhein-Sieg-Kreis rund um Bonn herum, gibt es dagegen nicht nur mehr Bauflächen, sondern sie sind zum Teil auch deutlich preiswerter.

"Über kurz oder lang wird man den Bedarf an Wohnraum und damit die Zukunftschancen der Stadt nicht mehr befriedigen können", sagt Bonns Baudezernent Sigurd Trommer. Selbst wenn die Einwohnerzahl stagnieren würde, müssten in Bonn 1 000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden hat sein Dezernat ausgerechnet. Immer mehr Single-Wohnungen und der Drang jedes Einzelnen nach mehr Wohnraum fordern ihren Tribut.

Erschwerend hinzu kommt: Bonn wuchs in den vergangenen 15 Jahren um 10 000 Einwohner, und in diesem Zuge entstanden fast 20 000 neue Wohnungen. Treten die Prognosen ein, nach denen Bonn in den kommenden 15 Jahren bis 2020 noch einmal um 10 000 Einwohner wächst, wären wiederum 20 000 Wohnungen notwendig. Doch davon ist man weit entfernt. Die restlichen Baugebiete, die bisher ausgewiesen wurden, bieten Platz für gerade mal 2 500 Wohnungen.

Das ist fatal. "Die wirtschaftliche Zukunft ist abhängig davon, ob die Stadt es schafft, attraktiv für die Menschen zu sein", sagt Trommer. Viele Menschen wollen auch in der Stadt leben, in der sie arbeiten. Und dort die Annehmlichkeiten kurzer Wege genießen: "Denn man lebt hier wie in einem Urlaubsgebiet."

Der Rhein-Sieg-Kreis profitierte mit 80 000 neuen Einwohnern in den vergangenen 15 Jahren von der Erfolgsgeschichte. "Es hat unglaublich geboomt", so Gabriele Strüwe, Planungschefin im Siegburger Kreishaus. "Das war kein Zufall, denn wir haben attraktive Standorte geschaffen."

Die Ausweisung neuer Bauflächen wird von den 19 Gemeinden im Kreis mit unterschiedlicher Intensität betrieben. Die Nachfrage ist da, obwohl längere Wegstrecken zu Arbeit, Einkauf und Freizeitangeboten nötig sind, die auch finanziell zu Buche schlagen. Bus und Bahn fahren nicht so oft wie in Bonn, und die Kinder wollen öfter mit dem Auto kutschiert werden. Strüwe: "Viele Leute nehmen das aber gerne in Kauf, um dann ruhig am Waldrand zu wohnen."

Bestätigt werden diese Einschätzungen von dem Bonner Immobilienmakler R. Dieter Limbach. Demnach ist der Markt für Baugrundstücke in Bonn "sehr mager". Zwar würden im Beueler Süden am Baugebiet "Sonnenberg" jetzt einige hundert Grundstücke erschlossen, Einzelgrundstücke in schon bebauten Lagen gebe es aber nur sehr wenige. "Die Eigentümer wollen diese auch oft nicht verkaufen, haben sie für Kinder oder Enkel vorgesehen", sagt Limbach.

Außerdem ist der Grund und Boden in Bonn teuer. Zwischen 300 und 400 Euro liegt der Preis pro Quadratmeter. Die teuersten Lagen sind in Bad Godesberg zu finden. Rüngsdorf ist mit 410 Euro Spitzenreiter vor Muffendorf mit 370 und Schweinheim mit 360 Euro pro Quadratmeter. "In der Regel zahlt man für große Grundstücke im Verhältnis weniger pro Quadratmeter, bei kleineren mehr."

Um Bonn herum werden laut Limbach deutlich mehr Baugrundstücke angeboten, die Preise fallen mit der Entfernung. Wer eine halbe Stunde Fahrtzeit zum Arbeitsplatz akzeptiert, zahlt teilweise nur noch die Hälfte. So kostet Bauland im näheren Umland wie Meckenheim, Alfter, Königswinter, Bornheim, Bad Honnef und Wachtberg zwischen 200 und 300 Euro pro Quadratmeter. In Windeck sind es nur noch 70 Euro.

Die Unterschiede wirken sich beim Hausbau gewaltig aus: Wer ein Baugrundstück von 500 Quadratmetern in Windeck statt in Bonn bebaut, spart rund 140 000 Euro. Limbach: "Familien, die bis zu 200 000 Euro für ein Haus ausgeben können, sind praktisch gezwungen, aufs Umland auszuweichen." Limbach, der den Immobilienmarkt in der Region mit einem guten Dutzend Mitarbeiter bearbeitet, erwartet für die nächste Zeit stabile Immobilienpreise in Bonn und eher sinkende Preise in einigen Gebieten des Umlandes. "Begehrt bleiben Lagen mit guter Infrastruktur, wenn öffentlicher Nahverkehr und Schulen gut erreichbar sind."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort