IHK-Präsident Wolfgang Grießl will doch weitermachen

Das Bonner Kammerpräsidium sieht in Wolfgang Grießl trotz Wahlschlappe den bisher einzigen geeigneten Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg.

Bonn. Wolfgang Grießl ist nun doch bereit, als Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg weiterzumachen. Das IHK-Präsidium habe ihn am Mittwoch "einmütig und vehement gebeten", sich für eine weitere Wahl zur Verfügung zu stellen, sagte Grießl dem GA.

Entscheidend ist für Grießl allerdings, wie das Meinungsbild bei den 57 Mitgliedern der neuen Vollversammlung aussieht, die sich im Januar oder Februar zur konstituierenden Sitzung trifft. "Ich will auf keinen Fall eine kontroverse Diskussion, die das Amt beschädigt", sagte der IHK-Präsident. Um ihn als Person gehe es dabei nicht. Anfang Januar sei eine Informationsveranstaltung für die neuen Vollversammlungsmitglieder geplant. Dabei soll sich auch erweisen, ob es für Grießl eine "deutliche Mehrheit" gibt.

Der Softwareunternehmer, Gründer und Geschäftsführer der Bonner Phoenix Software GmbH, hatte bei den Wahlen zur neuen auf fünf Jahre gewählten IHK-Vollversammlung Ende September überraschend keinen Sitz mehr in dem Gremium erhalten. Eigentlich kann Grießl als IHK-Präsident nicht wiedergewählt werden, weil laut Statuten der Präsident aus den Reihen der Vollversammlung kommen muss. Allerdings kann die Vollversammlung bis zu zehn Mitglieder zusätzlich berufen. Diese so genannte Kooptation ist eigentlich für den Fall gedacht, dass bestimmte Branchen oder Regionen in der Vollversammlung unterrepräsentiert sind.

Grießl hatte in einer ersten Reaktion unmittelbar nach der Wahl diesen Weg noch ausgeschlossen: "Es ist nicht mein Stil, durch ein Hintertürchen als Präsident zu kandidieren." Offenbar gibt es aber Schwierigkeiten, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Die Ämter des Präsidenten und seiner Stellvertreter sind unbezahlte Ehrenämter, die die Mandatsträger nebenberuflich ausüben. Die Aussagekraft des Wahlergebnisses von Ende September ist auch umstritten, da die Wahlbeteiligung bei lediglich 6,5 Prozent lag.

Das IHK -Präsidium, dem neben Grießl die Vize-Präsidenten Ines Knauber-Daubenbüchel, Uwe Busch, Rüdiger van Dorp, Fritz Georg Dreesen, Martin Kirschner, Alexander Wüerst und Adolf Hoffmann angehören, hat sich nach GA-Informationen am Mittwoch lange mit dem Thema beschäftigt und am Ende einstimmig für Grießl als geeigneten Kandidaten ausgesprochen.

Ein Beschluss wurde aber nicht gefasst. "Wichtig ist, dass das Verfahren in den nächsten Wochen transparent und unter Beteiligung der Mitglieder der neuen Vollversammlung läuft", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Swoboda.

Industrie- und Handelskammer Die Industrie- und Handelskammern (IHK) sind ähnlich wie die Handwerkskammern Selbstverwaltungsorganisationen der Wirtschaft. Ihre Experten beraten zum Beispiel Existenzgründer oder nehmen Prüfungen ab. In Bonn/Rhein-Sieg sind rund 54 000 Firmen Pflichtmitglieder der IHK, die von ihren Beiträgen finanziert wird. Aus ihren eigenen Reihen wählen die Mitgliedsunternehmen ihre IHK-Vollversammlung, in der alle Branchen, Regionen und Unternehmensgrößen vertreten sind.
Die Vollversammlung wiederum wählt aus ihrer Mitte das IHK-Präsidium. Ihm gehören neben dem Präsidenten Wolfgang Grießl sieben Vize-Präsidenten an. Der Kammerpräsident repräsentiert die Wirtschaft in der Region und vertritt ihre Interessen nach außen. Gegenüber der Politik positioniert er sich etwa bei Themen wie der Ausweisung von Gewerbeflächen oder der Verkehrspolitik.

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