Neunkirchener Rheinmagnet Ideen des Großvaters als Grundstein

Neunkirchen-Seelscheid · 50 Jahre Neunkirchener Rheinmagnet: Das Familienunternehmen plant ein zusätzliches Werk in Seelscheid. Sogar das weiße Haus bedankte sich für die Entwicklung der magnetischen Kühlschrank-Schließung: Zahlreiche Kinderleben gerettet.

 Magneten in vielen Formen und Größen: Eckhard Baermann zeigt die Produkte des Unternehmens.

Magneten in vielen Formen und Größen: Eckhard Baermann zeigt die Produkte des Unternehmens.

Foto: Sachsenröder

Am Anfang erfolgreicher Unternehmensgeschichten stehen gute Ideen. Im Fall der Rheinmagnet Horst Baermann GmbH aus Neunkirchen-Seelscheid war es der Großvater von Geschäftsführer Eckhard Baermann, der als Tüftler in Köln den Grundstein für die heutige Firma legte. Als er einen zerbrochenen Magneten wieder zusammenklebte, dachte Max Baermann in den 30er Jahren darüber nach, wie man die Metallteile beweglich machen und formen könnte. Das Ergebnis seines Missgeschicks: die Erfindung des sogenannten kunststoffgebundenen Dauermagneten. Eisenpartikel werden mit Kunststoff vermischt und dann magnetisiert.

„Das Verfahren wird heute noch weltweit genutzt“, sagt sein Enkel Eckhard Baermann. In zweiter Generation machte sich Horst Baermann 1966 in Rösrath selbstständig. Der findige Physik-Ingenieur suchte neue Geschäftsideen für die Magnet-Entwicklungen seines Vaters, anfangs im Labor im Keller seines Hauses – vom selbst entwickelten Misch- und Rührgerät bis zur Entwicklung einer kosmetischen Magnetcreme. Im Mittelpunkt standen bei Rheinmagnet in den rund 50 Jahren Unternehmensgeschichte jedoch Produkte für Geschäftskunden: Beschriftbare Magnetfolien für Werbetafeln, haftende Wandhaken, sogar magnetische Halterungen für die Abdeckplanen von Baggerschaufeln haben die Neunkirchener im Sortiment.

Viele Produkte entstehen in der Werkstatt über dem Verwaltungsgebäude. Hier schneiden Mitarbeiter magnetische Folien zu, in Maschinen werden Metallteile in Sekundenbruchteilen magnetisiert. „Wir wachsen jedes Jahr im Schnitt um zehn Prozent“, sagt Eckhard Baermann. Am alten Standort in Neunkirchen wird es eng. Das Unternehmen will daher einen Millionenbetrag in ein zusätzliches Werk im benachbarten Seelscheid investieren. Den Umsatz, derzeit ist es ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag, soll vor allem ein Sortiment ankurbeln, das im Einzelhandel verkauft wird. Vom klassischen Kühlschrank-Magneten bis zur bemalbaren Folie ist alles dabei. „Ein Magnet steht in aller Regel nicht auf der Einkaufsliste“, sagt Diplom-Kaufmann Baermann. „Deshalb ist es wichtig, dass wir den Kunden ein auffälliges Gesamtsortiment anbieten.“

Design und Qualität werden von Neunkirchen aus gesteuert. Rund 20 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, „in der Regel bleiben sie bis zur Pensionierung bei uns“, sagt Baermann. Einzelteile kauft Rheinmagnet unter anderem in Asien zu. Behindertenwerkstätten in der Region übernehmen die Montage der Kühlschrankmagneten. Durch die Fertigung vor Ort könne das Unternehmen schneller auf Trends und Nachfrage reagieren, sagt Baermann. „Wir arbeiten in einer Nische mit erstaunlichem Absatz- und Wachstumspotenzial.“ Konkurrenz fürchtet er nicht. „Ein solches Sortiment, etwa für Supermärkte, bieten nur wir an.“

Welche Bedeutung Magnete haben können, zeigt ein Brief aus dem Jahr 1977. Absender: die US-Regierung im Weißen Haus in Washington. Ein Kongressabgeordneter bedankt sich bei Tüftler Max Baermann für die Erfindung des flexiblen Magnetstreifens, der Kühlschranktüren verschließt.

„Er hat zweifelsohne viele Leben gerettet“, heißt es in dem Schreiben, das Eckhard Baermann für eine Festschrift zum 50-jährigen Firmenjubiläum aus den alten Akten geholt hat. Als Kühlschränke noch von außen fest verschlossen wurden, seien mehrfach kleine Kinder beim Spielen in ausgedienten Geräten erstickt, schreibt der US-Politiker und dankte dem rheinischen Entwickler für seine „very worthwile contribution“.

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