Beruf des Anlagenmechanikers Heizungstest in der Villa Hammerschmidt

BONN · Momentan ist das Bad sein Spezialgebiet. Waschtische anbringen, Seifenablagen verschrauben und Spiegelschränke aufhängen kann Nils Hartmanns schon ziemlich gut. Erst letztens hat er eine Sensorauslösung für einen Spülkasten eingebaut. Ziemlich knifflig - umso stolzer war er, als der Sensor funktionierte. Hartmanns macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei dem Bonner Installationsbetrieb Josef Küpper Söhne und ist ab heute im zweiten Lehrjahr. "Manche unterschätzen meinen Beruf und glauben, dass ich nur ein paar Schrauben fest drehe", sagt der 23-Jährige.

 Sitzt die Stange? SHK-Azubi Nils Hartmanns kennt sich im Badbau schon gut aus.

Sitzt die Stange? SHK-Azubi Nils Hartmanns kennt sich im Badbau schon gut aus.

Foto: Wollseifen

Dabei geht es um viel mehr: Alles, was montiert wird, muss vorher genau geplant werden. Deshalb lernt Hartmanns in der Berufsschule auch, wie Bauzeichnungen erstellt und gelesen werden. Er muss Maßstäbe, Strömungsgeschwindigkeiten und Widerstände berechnen, die Eigenschaften von Baustoffen kennen und Umweltrichtlinien wie die Trinkwasserverordnung beherrschen.

Seit der Beruf des Anlagenmechanikers 2003 aus den Berufen des Heizungsbauers und des Installateurs zusammengelegt wurde, ist er fachlich komplexer geworden. "Die Ansprüche sind zu bewältigen, solange die Motivation vorhanden ist", sagt Mathias Küpper, der gemeinsam mit seiner Schwester und seinem Vater den 1919 gegründeten Handwerksbetrieb leitet. Die Eins in Mathe, der Haupt- oder Realschulabschluss seien wertlos, wenn die Motivation fehle.

Nils Hartmanns ist - wie er selber sagt - mit seiner Ausbildung glücklich. Mit 15 Jahren hatte er die Schule abgebrochen, danach eine Bäckerlehre begonnen, als Gärtner und auf dem Abriss gejobbt. Anpacken, sich an neue Dinge herantrauen und mit den eigenen Hände etwas schaffen - das hat ihm also schon immer gut gefallen.

Morgens um 7.30 Uhr ist Arbeitsbeginn. Für Nils Hartmanns kein Problem - aber für manch anderen wahrscheinlich schon, meint Mathias Küpper. 50 Jugendliche haben sich dieses Jahr auf sechs Ausbildungsstellen in dem Betrieb beworben. Die passenden Auszubildenden zu finden sei trotzdem schwer gewesen. "Das lag nicht an der Quantität, sondern an der Qualität", erklärt der 29-Jährige. Es komme vor allem auf die soziale Kompetenz an: 20 unentschuldigte Fehlstunden und mehr - das gebe ihm zu denken, ob der Bewerber es morgens überhaupt pünktlich zum Arbeitsbeginn schaffe.

Besonders gerne erinnert sich Lehrling Hartmanns an seinen Auftrag, in der Villa Hammerschmidt Heizkörperventile zu überprüfen. Seine Arbeit findet er immer wieder abwechslungsreich und spannend. Trotzdem hat der Beruf ein eher schlechtes Image. "Das ist aber in vielen Bereichen des Handwerks der Fall", sagt Mathias Küpper. Man müsse sich aktiver um Nachwuchs kümmern, möglichst früh an die Schulen gehen, den Beruf vorstellen und Schüler in die Praxis hereinschnuppern lassen. Für Frauen sei der Beruf auch gar nicht ungeeignet: Die filigrane Fertigmontage und die Kundenkommunikation wären Einsatzbereiche.

Küpper glaubt auch, dass ein weiteres Problem der Wunsch vieler Eltern sei, dass ihre Kinder studieren und einen höheren Abschluss machen. Dabei sei Karriere auch im Handwerk möglich: "Es gibt gute Stellenangebote und wenig Fluktuation", erklärt er. Wer zum Beispiel den Gesellenbrief des Anlagenmechanikers hat, kann eine Prüfung zum Techniker oder Meister machen. Nils Hartmanns möchte erst einmal die Lehre zum Gesellen abschließen. Noch selbstständiger werden und mehr Routine zu bekommen sind seine Ziele. So früh wie möglich möchte er am liebsten alles selber erledigen können. Als Monteur zu sagen: "Alles klar, ich fahre da hin und mach das!" - auf den Moment freut er sich schon sehr.

Tipps für die Stellensuche

Bis zum Jahresende können Bewerber laut Agentur für Arbeit noch Lehrstellen antreten. Interessenten sollten sich an die Berufsberatung des Arbeitsamtes wenden. Ein Termin kann telefonisch unter 0800 4 5555 00 (gebührenfrei) vereinbart werden. Offene Stellen können auch bei den Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Handwerkskammer zu Köln eingesehen werden.

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