Hafenkran mit Seegang

BONN · Der GA öffnet die Tür zur Kranführerkanzel der neuen Containerbrücke am Rhein. Mit einem Aufzug geht es bis nach oben.

"Panta rhei" - alles fließt. Dieser Leitsatz hat in luftigen 30 Metern Höhe, auf dem Containerkran im Bonner Hafen, eine ganz neue Dimension. Wer dort oben auf dem Ausleger steht, kann beim ersten Mal schwerere Schluckbeschwerden kaum vermeiden. Direkt unter einem fließt der Rhein, der Besucher steht auf Gitterrosten, die den Blick in die Tiefe zulassen.

Die ganze Brücke bewegt sich manchmal, als wäre Seegang. Und man selbst bewegt sich zwangsläufig mit. "Panta rhei" geht schön in die Magengrube.

Selbst bei Hafenmeister Axel Schmitz war das so, als er zum ersten Mal ganz oben auf der Containerbrücke stand, die so hoch wie ein Kirchturm und weithin zu sehen ist. Heute ist es Routine. Die Tür, die wir diesmal öffnen, befindet sich in "nur" 20 Metern Höhe und gehört zur Krankanzel. Der Arbeitsplatz von David Schmidt und 13 weiteren Kollegen.

Auch wenn die Kanzel aus viel Glas besteht, damit der Kranführer gut sehen kann, lässt der Höhenschock hier schnell nach. Denn man hat feste Wände neben sich, ein Gefühl der Sicherheit stellt sich ein. Wenn der Kranführer von seinem Sitz aufsteht und sich auf den verglasten Boden stellt, ist das trotzdem gewöhnungsbedürftig. "Ich war auch mal ängstlich in dieser Höhe, aber man kriegt das hin", sagt Schmidt. Inzwischen macht auch der gläserne Fußboden keinen Eindruck mehr auf ihn. "Den Glasboden muss ich auch selbst putzen, sonst sehe ich nach unten irgendwann nichts mehr."

Der Arbeitsplatz ist nicht unbequem. Ein gemütlicher Stuhlsessel mit Wippmechanik, dank der Klimaanlage ist es im Winter warm und im Sommer kühl. "Manchmal", sagt Schmidt, "ist auch etwas Zeit, um den Blick über den Rhein zu genießen, wenn ich mal fünf Minütchen Pause habe."

Gesteuert wird die 4,5 Millionen Euro teure Riesenkonstruktion mit Hilfe von zwei Joysticks. Einer für die Fahrt des Krans und das Bewegen der Laufkatze, der andere dreht die ganze Kanzel und steuert den Spreader, welcher die Container packt. Ein Monitor mit Infos sagt dem Kranführer, wo welcher Container hin muss.

Schmidt trägt bei der Arbeit ein T-Shirt. "In einem Pullover mit langen Ärmeln würde ich am Joystick hängen bleiben", sagt der 31-Jährige. Vier Stunden am Stück arbeitet der Kranführer, immer nach Augenmaß, dann ist die Konzentration weg und er fährt per Aufzug wieder nach unten. Und macht einen anderen Job im Hafen. Wenn's oben zu heftig bläst, ist sowieso Schluss. Ab Windstärke fünf stellt sich die Containerbrücke aus Sicherheitsgründen automatisch ab.

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