Wirtschaft des Teilens Gemeinsam versichern, weniger bezahlen

Bonn · Das Berliner Start-up Friendsurance bietet seinen Kunden die Möglichkeit, Policen zu teilen. Das bedeutet: Das Risiko wird zwar auf mehreren Schultern verteilt, der Schutz bleibt jedoch der gleiche.

Die einen teilen Autos mit Carsharing-Angeboten, die anderen Wohnungen auf der Internetplattform Airbnb. Michael Tomoff (39) aus Bonn teilt auch seine Versicherungen – ganz egal ob Haftpflicht oder Rechtsschutz. Möglich macht das das Berliner Start-up Friendsurance. Der Name ist eine Wortkombination aus „friend“ (Freund) und „insurance“ (Versicherung). Die Berliner bieten die Möglichkeit, das Risiko für Schäden auf mehreren Schultern zu verteilen. Der einzelne Versicherte zahlt am Ende einen geringeren Beitrag. Wenn es zu Schäden kommt, werden diese aber dennoch komplett übernommen.

Tomoff hat mit diesem Angebot im letzten Jahr insgesamt rund 114 Euro seiner Beiträge gespart. Auf die letzten vier Jahre gerechnet, waren es sogar fast 800 Euro. Das entspreche 40 Prozent seiner gezahlten Beiträge, rechnet Friendsurance vor. Insgesamt hätten Tomoffs Versicherungen in diesem Zeitraum 1913 Euro gekostet.

Möglich macht das der so genannte Schadensfreibonus, den Friendsurance anbietet. Zum Beispiel bei einer Haftpflichtversicherung: Für mehrere Kunden mit derselben Versicherungsart handelt Friendsurance mit den Anbietern spezielle Konditionen aus. Und zwar versuchen sie die Beiträge zu drücken, indem sie die Selbstbeteiligung erhöhen. Das klingt zunächst nicht vorteilhaft für die Kunden von Friendsurance. Das ist allerdings auch nicht alles.

Gleichzeitig legt Friendsurance einen eigenen Topf an. In den fließt dann der Teil der Beiträge, den die Versicherten wegen der erhöhten Selbstbeteiligung sparen. Das heißt: Die Versicherten zahlen zunächst dasselbe wie vorher. Bleibt die Gruppe von Versicherten, für die das Angebot gilt, das ganze Jahr schadenfrei, schüttet Friendsurance das Geld aus dem Pott aus. Kommt es zu Schäden, deckt der Inhalt den Teil, der wegen der geringeren Selbstbeteiligung nicht mehr übernommen würde. Das heißt, im schlimmsten Fall zahlen die Versicherten genauso viel wie vorher, im besten Fall erhalten sie Geld zurück.

Sechsstellige Kundenzahl

Für den Fall, dass es zu besonders vielen Schäden kommt, und der Topf für den Selbsterhalt nicht ausreicht, existiert eine Ausfallversicherung. „Wir haben an über 80 Prozent unserer Kunden in den letzten Jahren Beiträge zurückgezahlt“, erklärt Sprecherin Eva Gezmer. Insgesamt seien 33 Prozent der Beiträge von Sachversicherungen zurückgezahlt worden. Das Start-up, hinter dem die Alecto GmbH steht, hat eine sechsstellige Kundenzahl und 90 Mitarbeiter. „Wir arbeiten mit 70 Versicherungspartnern zusammen“, so Gezmer. Derzeit bietet das Unternehmen den Schadensfreibonus für Hausrat-, Haftpflicht-, KfZ- und Rechtsschutzversicherung an.

Auch für die Versicherungen selbst sei das Geschäft attraktiv, so Friendsurance: „Die Versicherer nehmen lieber Beitragseinbußen hin. Dafür haben sie weniger Aufwand, weil es weniger Versicherungsbetrug gibt.“ Denn wenn der Kunde etwas zurückbekomme, gehe er verantwortungsbewusster mit der Versicherung um.

Friendsurance profitiert nach eigener Aussage von seinem Angebot vor allem deshalb, weil Kunden, die durch den Schadensfreibonus geworben werden, anschließend weitere Versicherungen über den Berliner Versicherungsmakler abschließen. So war es auch bei Tomoff: „Ich habe mit einer Versicherung angefangen“, erinnert sich der Bonner, „später habe ich weitere Versicherungen aus meinem damaligen Fundus gekündigt und über Friendsurance abgeschlossen.“ Darüber erhalten die Berliner Provisionen von den Versicherern.

Vor Kurzem hat die Axa eine Kooperation mit Friendsurance abgeschlossen. Das heißt, auch deren Versicherungen können künftig geteilt werden. „Dadurch erhöht sich beim Kunden das Bewusstsein für Schäden“, erklärt Axa-Sprecherin Anja Kroll. Die Zurich Deutschland mit Hauptsitz in Bonn erklärt auf Anfrage des General-Anzeigers, keine Kooperation mit dem Unternehmen zu haben. Einen Grund dafür nennt das Unternehemen nicht. Auch die Allianz arbeitet nicht mit Friendsurance zusammen.

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