Keine Einigung der Institute Fusion VR-Bank Rhein-Sieg mit Köln geplatzt

KÖLN/SIEGBURG · Wo die FusionsIdee geboren wurde, da wurde sie auch zu den Akten gelegt. Am Montagabend hätten Vorstand und Aufsichtsrat der Kölner Bank in einer gemeinsamen Sitzung entschieden, "die Verhandlungen über eine Fusion mit der VR-Bank Rhein-Sieg zu beenden", teilte die Kölner Bank am Dienstag mit.

 Mitten in Siegburg: Der Hauptsitz der VR-Bank Rhein-Sieg.

Mitten in Siegburg: Der Hauptsitz der VR-Bank Rhein-Sieg.

Foto: dpa

Dabei hatte sie doch die Initiative ergriffen. "Vor geraumer Zeit war die Kölner Bank mit dem Wunsch an die VR-Bank Rhein-Sieg herangetreten, die Zukunft gemeinsam zu gestalten", hieß es gestern nämlich in einer Pressemitteilung aus Siegburg. Ende Oktober hatte diese Zeitung exklusiv über die Fusionspläne berichtet. Kurz später informierten die Institute Mitarbeiter, Genossenschaftsmitglieder und Kunden. Da schienen die Gespräche auf einem guten Weg. Gemeinsam, so die Institute, hätte eine Bank entstehen sollen, die sich im Niedrigzinsumfeld und dem scharfen Wettbewerb besser behauptet als die Einzelinstitute.

Die neue Bank sollte sogar Plattform für weitere Zusammenschlüsse von Volksbanken aus der Region werden. Verabredet war ein dezentraler Marktauftritt der Institute. Auch über Vorstand und Sitz des Instituts schien Einigkeit erzielt. Der Vorstand sollte demnach seinen Sitz in Köln haben und aus vier Mitgliedern bestehen: zwei aus Köln, zwei aus Siegburg. Der Verwaltungssitz sollte im Rhein-Sieg-Kreis angesiedelt werden.

Die Vorstände wären wohl miteinander klargekommen, hieß es hinter den Kulissen. Dabei sind sie oft der Grund für das Scheitern von Zusammenschlüssen bei Genossenschaftsbanken. Aber in Siegburg geht ein Vorstandsmitglied demnächst in den Ruhestand. Und drei der aktuellen Vorstände sind um die 60, gerade traumhafte Bedingungen für eine Fusion.

Letztlich konnten sich die Institute bei strategischen Fragen nicht einigen, wie beide Banken betonen. Das klingt erstaunlich bei Volksbanken, die eine ähnliche Struktur und eine ähnliche Geschäftspolitik betreiben. Beim zweiten Blick zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede.

Die VR-Bank Rhein-Sieg hat ein vergleichsweise starkes Firmenkundengeschäft mit entsprechenden Ausleihungen, heißt es in der Branche. Die Kölner Bank hat hier dagegen schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht. Ein aufgeblähtes Firmenkundengeschäft mit Ausleihungen auch außerhalb des Geschäftsgebietes hatte die Bank in eine Schieflage gebracht. Notleidende Kredite waren vor mehr als zehn Jahren in die Bad Bank der Genossenschaftsbanken ausgelagert worden. Das hat das Institut zwar längst verdaut.

Aber eine restriktivere Kreditvergabe an Firmenkunden in Siegburg oder Troisdorf durch ein fusioniertes Institut hätten Firmenkunden wohl kaum akzeptiert. Bruno Hollweger und Klaus Müller, die Vorstände der Kölner Bank, sehen auf diesem Feld kein Fusionshindernis. Das i-Tüpfelchen habe vielmehr gefehlt, betonen beide. Die Institute seien eigenständig auf einem erfolgreichen Weg. Da sei ein gemeinsamer Weg schwierig. Kein Institut habe fusionieren müssen. Die Banken seien gesund, etwa gleich groß und selbstbewusst, so Hollweger und Müller. Beide seien auch groß genug, um allein zu bestehen. Und vielleicht habe auch der Zeitpunkt nicht gepasst.

Bei einer Fusion wäre die größte Volksbank in der Region entstanden mit 200.000 Kunden, einer Bilanzsumme von 3,8 Milliarden Euro - davon 2,1 Milliarden der Kölner Bank - und 50 Geschäftsstellen, 27 in Köln, 23 im Rhein-Sieg-Kreis. Sie hätte zunächst 720 Mitarbeiter gehabt. Nach ursprünglichen Plänen hätte die Fusion in diesem Jahr besiegelt werden sollen. Vor vier Wochen hatte die Kölner Bank bei der Bilanzvorlage aber mitgeteilt, die Banken wollten sich ein Jahr mehr Zeit nehmen.

In gemeinsamen Gesprächen in den letzten Wochen habe sich herauskristallisiert, so die VR-Bank Rhein-Sieg, "dass die Strategien sehr unterschiedlich sind". Der Vorstand, betont Pressesprecherin Andrea Schrahe, sei aber davon überzeugt, dass man mittelfristig bei Genossenschaftsbanken größere Einheiten bilden müsse, um erfolgreich zu sein. Der Konzentrationsprozess werde sich auch im Rheinland fortsetzen. "Diese Entwicklung werden wir auch künftig im Blick behalten", so Martin Schilling, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Rhein-Sieg.

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