Streit um Bonner Mode-Firma Frank Thelen steigt bei von Floerke aus

Bonn · Der Bonner Investor Frank Thelen hat seine Anteile an dem Mode-Start-up von Floerke für einen symbolischen Euro an My-Taxi-Gründer Niclaus Mewes abgegeben.

Investor Frank Thelen hat seine Anteile an dem Bonner Mode-Start-up von Floerke für einen symbolischen Euro an My-Taxi-Gründer Niclaus Mewes abgegeben. Das bestätigte Thelen dem General-Anzeiger. Thelen hatte zuletzt 17 Prozent an der angeschlagenen Bonner Modefirma gehalten, die Ende vergangenen Jahres durch nicht ausgelieferte Spirituosen-Verkäufe den Zorn ihrer Kundschaft auf sich gezogen hatte. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn gegen Von-Floerke-Gründer David Schirrmacher wegen mehrerer Anzeigen. Ihm werden Betrug und Insolvenzverschleppung vorgeworfen.

Schirrmacher versucht derweil weiterhin, eine Insolvenz seines Unternehmens abzuwenden. Nach dem Ausstieg Thelens liegen nach Schirrmachers Angaben 90 Prozent der Anteile bei seiner Familie, zehn Prozent bei Mewes. Laut Schirrmacher hat sich das Unternehmen mit 126 Gläubigern, einschließlich den Banken, geeinigt. Lediglich eine Lösung für die Kleinanleger, die über die Crowd-Investment-Plattform Kapilendo insgesamt rund 1,2 Millionen Euro in das Bonner Start-up gesteckt haben stehe noch aus, so Schirrmacher weiter. Ihnen hatte Schirrmacher nach eigenen Angaben mehrere Optionen angeboten. Darunter sei eine Sofortauszahlung von 7,5 Prozent ihres Investments bei Verzicht auf den Rest, einen Schuldenschnitt gegen Befreiung des Darlehens aus dem Nachrang oder eine erneute Investition. Auch könnten die Kapilendo-Gläubiger ihre Anteile auf jetzigem Stand belassen. Das Geld der Kleinanleger, die bei von Floerke investiert haben, ist als sogenanntes Nachrang-Darlehen besonders gefährdet. Sie würden ihr Geld bei einer Insolvenz von Floerkes erst dann erhalten, wenn andere Gläubiger wie Vermieter und Banken ausbezahlt sind. Die über Online-Plattformen vermittelten so genannten Crowd-Investments erwecken in der Regel Aussicht auf hohe Renditen, bergen aber erhebliche Ausfallrisiken.

Die werbewirksame Unterstützung für von Floerke bei Kapilendo hat Investor Thelen in den Fokus der Kritik gerückt. Ihm wird vorgeworfen, noch für das Herrenmode-Start-up geworben zu haben, als er selber längst seinen Ausstieg geplant habe. Thelen weist diese Darstellung jedoch zurück.

Die Alkohol-Geschäfte, die von Floerke offenbar in die Bredouille gebracht haben, ruhen derzeit. Im Online-Shop des Bonners gibt es neben bunten Socken, Einstecktüchern und Fliegen Lebensmittel wie Straußeneier, Bisonfilet und französische Mastwachteln oder Fasane. Wenn die Jugendschutzrichtlinien für den Alkoholverkauf erfüllt werden können, werde man wieder in den Spirituosenhandel einsteigen, kündigte Schirrmacher an. Frisches Geld braucht das Unternehmen, um die Forderungen der Gläubiger zu erfüllen: „Die vereinbarten Schuldenschnitte müssen in einem vorgegebenen Zeitraum durch solide Umsätze finanziert werden“, teilte Schirrmacher mit. Nachdem er bisher davon gesprochen habe, dass Ende März über die Fortführung des Unternehmens entschieden werde, sieht er jetzt etwas mehr zeitlichen Spielraum. Schirrmacher nennt nun Zahlungsziele bis „etwa Mitte April“.

Das Start-up war 2015 durch die TV-Gründershow „Höhle der Löwen“ bekannt geworden und hatte auch hier zu Investor Frank Thelen gefunden. Offenbar entwickelten sich die unternehmerischen Vorstellungen jedoch schnell auseinander. Zuletzt scheiterte der Einstieg einer Gruppe um den in der Schweiz lebenden Investor Ruben Welsch bei von Floerke. Anteilseigner Niclaus Mewes will sich auf Anfrage nicht zu seiner Strategie bei den Bonnern äußern.

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