McDonald's, Vapiano, Back-Factory Franchise-Branche fehlt der Nachwuchs

Bonn · McDonald's, Vapiano, Back-Factory: Das sind nur drei der rund 950 Franchise-Systeme, die es in Deutschland gibt. Beim Franchising expandiert ein Unternehmen nicht über Filialen, sondern mit Hilfe selbstständiger Unternehmer, die Betriebsstätten mit eigenem Geld aufbauen und Gebühren an ihren Franchise-Geber zahlen.

99,2 Milliarden Euro setzten die Franchise-Systeme im vergangenen Jahr um. "Das war eine Zunahme um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr", sagt Felix Peckert, Chef des Bonner Branchendienstes Forum Franchise und Systeme, der die Jahreszahlen der Branche erstmals gemeinsam mit dem Deutschen Franchise Verband ermittelte.

Damit seien die Franchise-Systeme stärker gewachsen als die einzelnen Franchise-Nehmer: Im Schnitt setzte ein Betrieb 2015 rund 1,4 Millionen Euro um. Das waren 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Franchise-Betriebe hat um 1,7 Prozent auf knapp 157 000 Betriebe zugelegt. Da einige Franchise-Nehmer mehrere Betriebe haben, legt die Zahl der Franchise-Nehmer bei 117 000, ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jeder zehnte Franchise-Nehmer gibt im Schnitt pro Jahr auf - meist mangels wirtschaftlichen Erfolges.

Der Branche fehlt es an Nachwuchs. Manche Wachtumspläne gut laufender Systeme könnten kaum umgesetzt werden. "Franchise-Gründer sind nach wie vor Mangelware", sagt Torben Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbandes. Das habe eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen ergeben. 2015 hätten lediglich 36 Prozent der Franchise-Systeme durch neue Franchise-Nehmer expandiert. Das seien zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr gewesen. Den meisten gelang es im Jahr 2015, gerade so viele neue Partner hinzuzugewinnen, wie sie auch wieder verlassen haben. Franchise-Systeme suchen deshalb nach neuen Wachstums-Alternativen und expandierten verstärkt mit bestehenden Franchise-Nehmern und Unternehmern, die sich ihren Franchise-Systemen anschlossen.

"Wir haben ein Imageproblem", sagt Peckert. Das fange damit an, dass es für die besondere Form der Selbstständigkeit im Deutschen kein eigenes Wort gebe. Deshalb müsse die Branche verstärkt auf sich aufmerksam machen. Er empfiehlt, künftig gezielt Facharbeiter anzusprechen, während die Branche früher eher auf angestellte Führungskräfte gesetzt habe. Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus hätte es im vergangenen Jahr bei nur acht Prozent der befragten Systeme gegeben.

Peckert glaubt nicht, dass Skandale rund um Arbeits- und Hygienebedingungen, wie sie in den vergangenen Jahren beispielsweise bei Subway, Burger King oder Vapiano auftraten, zur Zurückhaltung beim Nachwuchs führen. "Neutrale Beobachter können zwischen den Anbietern differenzieren." Es seien ja immer hausgemachte Probleme einzelner Systeme gewesen.

Vielmehr sei Franchise oft noch zu unbekannt. "Der Markt für potenzielle Franchise-Partner ist riesig", meint Peckert. Über 4,3 Millionen Arbeitnehmer hätten in Deutschland allein 2014 ihren Arbeitsplatz gewechselt. Auf dem Arbeitsmarkt für Fachkräfte spiele die Franchise-Wirtschaft jedoch so gut wie keine Rolle.Laut dem Franchise-Monitor erwirtschaften Franchise-Partner ein mittleres Einkommen von 60 000 Euro bis 70 000 Euro "Für Führungskräfte ist das nur die Einstiegsklasse - für Fachkräfte dagegen das Ziel nach 25 bis 35 Berufsjahren", zitiert Peckert aus der Studie "Gehaltsbiografie 2015". Wer bisherige Führungskräfte als Franchise-Partner gewinnen möchte, werde in der Regel nur dann punkten können, wenn der Gewinn der bestehenden Franchise-Partner durchschnittlich über 120 000 Euro pro Jahr liegt. Das könnten viele Systeme nicht erreichen.

Auch etablierte Franchise-Systeme müssen mit der Zeit einen Wandel unternehmensintern durchsetzen. Eines der Beispiels dafür ist Back-Factory. "Wir haben als Selbstbedienungsbäckerei angefangen", sagt Peter Gabler, Geschäftsführer bei Back-Factory. Doch die Essgewohnheiten hätten sich in den letzten 15 Jahren mehr geändert als in den 300 bis 400 Jahren zuvor. Deshalb würde die Back-Factory heute 80 Prozent des Umsatzes mit fertigen Snacks und Getränken erzielen. Das habe in der Übergangszeit natürlich zu starken Debatten mit Franchise-Nehmern geführt.

Da heute auch zu Beginn häufig höhere Investitionen in den Standort nötig seien, würde das auch zur Zurückhaltung bei Gründern beitragen. Diese Ansicht teilt Holger Blaufuß, bei McDonald's Deutschland für die Auswahl neuer Franchise-Nehmer zuständig. Um gegenseitige Enttäuschungen zu vermeiden, unterzieht McDonald's neue Interessenten einem ausgeklügelten mehrstufigen Auswahlverfahren.

Bis es wieder gelingt, mehr Nachwuchs an Land zu ziehen, gibt es auch Abwerbeversuche der Firmen untereinander: "Der Kampf um die besten Franchise-Nehmer" ist schon längst in vollem Gange", so Brodersen,

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