Photokina in Köln Fotoindustrie wechselt die Perspektive

Köln · Kommende Woche startet die führende Fach- und Besuchermesse für Fotografie in Köln. Etwa 1000 Aussteller präsentieren auf der Photokina auch Neuheiten aus den Kategorien Drohnen und Körperkameras.

Mehr als eine Billion Fotos werden 2016 schätzungsweise weltweit gemacht. Der größte Teil davon entsteht mit Smartphones. Nur 20 Prozent dieser unfassbar großen Zahl landen auf Spiegelreflex-, System- und Kompaktbildkameras. Die Fotoindustrie müsste eigentlich Alarm schlagen. Denn auch ihre Umsätze mit diesen herkömmlichen Kameras gehen in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Rainer Führes, Vorstandsvorsitzender des Photoindustrie-Verbands versucht allerdings genau das Gegenteil: Er bleibt optimistisch. „Dass die große Zahl abgesetzter Kameras über die Jahre nicht zu halten ist, wussten wir bereits vor dem Boom mit Smartphones“, erklärt er bei der Wirtschaftspressekonferenz der Photokina in Köln, eine Woche bevor die weltweit bedeutendste Messe für Fotografie eröffnet.

Führes ist Geschäftsführer von Canon Deutschland und knipst selbst täglich mit seinem Smartphone. Die kleinen integrierten Kameras hätten Grenzen, erklärt er. Für bestimmte Aufnahmen reichten sie nicht aus: „Smartphones sind für Notizen, mit einer Kamera schreibt man einen Brief oder eine Geschichte“, vergleicht er.

Dennoch orientiert sich die Branche neu. Das zeigt die Vorstellung der diesjährigen Trends auf der Photokina deutlich. „Es entsteht ein größerer Wirkungskreis“, formuliert Führes den Umbruch. Von Vernetzung ist die Rede, von digitaler Transformation.

Es geht um neue Märkte, die die Fotoindustrie für sich entdeckt und nutzen will. Interessant sind in diesem Kontext Apps und Cloudlösungen, deren Umsätze rasant wachsen. Rund 41 Milliarden Dollar brachten Apps aus dem Bereich Foto und Video im vergangenen Jahr ein, die digitale Datenarchivierung im Netz soll laut Experten bis Ende 2016 sogar rund 200 Milliarden Dollar umsetzen.

Aufnahmegeräte bilden allerdings immer noch die Grundlage jedes Fotos. Dabei ist das Wachstumspotenzial bei Action-Kameras, 360-Grad-Kameras und sogenannten Multicoptern besonders groß. Mehr als 560 unterschiedliche Drohnen für Luftaufnahmen gibt es mittlerweile nach Branchenangaben. 2010 waren es noch rund 170. Bis 2020 schätzen Experten den weltweiten Umsatz mit Multicoptern auf 5,6 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Mit Kompaktkameras macht die Fotoindustrie in diesem Jahr wahrscheinlich einen Umsatz von fast 23 Milliarden Euro. Bei digitalen Spiegelreflexkameras werden es wohl rund 6,6 Milliarden Dollar sein, bei Action-Kameras mehr als 2,5 Milliarden.

Rund 1000 Aussteller aus 40 Ländern werden ab dem kommenden Dienstag in Köln ihre Neuheiten vorstellen. Darunter auch sogenannte Bodycams (Körperkameras), mit denen Polizisten und Sicherheitsleute zunehmend ausgestattet werden. Zurückhaltend ist der Verbraucher derzeit noch bei sogenannten Dash-Cams, die hinter der Windschutzscheibe montiert werden. Das Problem: Die Rechtslage ist noch nicht geklärt. Die Veranstalter der Fach- und Besuchermesse erwarten rund 180.000 Besucher.

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